OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Corpus adurgebat fideique ligone scopehat Sollicitum pectus, sed in equoris impetu iectus Naufragus ad littus sirtes vitare peritus. Noluit a monte vitaeque recedere fönte Parteque omni sonte putri reprimi flegetonte. Dazu die deutsche Übersetzung von W. Schenz^®: Denn seit er wider Verlangen die Ehr' des Altares empfangen, Flehte er, ohne zu rasten, und zwang zu Wachen und Fasten Er den Körper ihn pein'gend, mit Glaubenshacke auch rein'gend Jenes Herz, das die Wogen der Stürme nicht selten in Bogen Schleudern zu den Gestaden, doch ohne daß je es nimmt Schaden, Blieb er ja treuesten Strebens beim Berg und der Quelle des Lebens, Daß durch keinerlei Blöße obsiege das lauernde Bösel Die Ausdrücke „littus" (Gestade des Abersees), „mons" (Falkenstein) und „fons" (Quelle) sind wohl von der Legende inspiriert, haben aber einer tieferen Deutung Platz gemacht. Der Humanist Kaspar Bruschius (t 1559)^^ hat die Attribute des Heiligen (Beil und Kirche) in den nachfolgenden Versen gedeutet, die in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang auf einer kleinen Insel im Hermannsfeldersee (ehemalige Graf schaft Henneberg, Sachsen-Meiningen) ange bracht waren und schon der Reformationszeit angehören^®: Wolfgangum, quoties divum veneranda vetustas Pinxit ita hunc pinxit, gestaret ut ipse securim Dexträ, sed laevä templum cum turre decorum. Hac pictura equidem voluit nihil ipsa vetustas Significare aliud, quam quod pastoris honesti Pontificisque pii summum est super omnia munus. Is Semper templum dehet gestare, sihique Commissum populum doctrina pascere sana, Nec curas alias animo gestare priores. Deinde securi etiam sordes resecare pudendas Quicquid et arhorihus, teneris plantisque nocere In vita possit, studio dehehit eodem. In der deutschen Übersetzung von W. Schenz^® lauten die Verse: Stets, wenn St. Wolfgang gemalt die ehrwürdige Vorzeit, Stellte sie so ihn dar, daß ein Beil er trug in der Rechten, Doch in der Linken zugleich die stattliche Kirch samt dem Turme. Und nichts andres fürwahr wollt' solchergestalt denn die Vorzeit Bringen zum Ausdruck als dies, was dem überaus würdigen Hirten, Was dem frommen Bischof als Anliegen geht über alles. Immer muß er als solcher den Tempel tragen und weiden Das ihm vertraute Volk auf den Auen gesundester Lehre; Nimmer darf mehr sein Herz sich mit anderen Dingen befassen. Und mit dem Beil muß er dann entstellende Unzier entfernen; Alles, was den Bäumen, ja was schon den zarten Gewächsen Nachteil brächte im Leben, mit gleichem Eifer beseit'gen. Zeitlich nicht viel früher, nämlich 1530, entstan den die sechzehn sapphischen Strophen eines Pollinger Chorherren, in denen Wolfgang beson ders als Wundertäter gefeiert wird^^. Die Stro phen 13 bis 16 mögen das veranschaulichen: Si mihi centum genius dedisset Ora, tot linguas, totidemque lahra; Perream vocem: satis haud liceret Promere laudes. Quamquam enim corpus vegeto careret Spiritu: tellus retiner et artus Luridos: virtus tamen ipsa mansit Corpore tota. Qua viam carpit (posito hacillo) Loripes: grata potiuntur aura Morte sopiti: speculantur atque Lumina ceci. Ergo nos veneremur omnes Presulem: placans meritis Tonantem Sit suis tuto famulis asylo Confugioque. W. Schenz hat diese Verse wie folgt übersetzt^'': Hätte hundertfach mir der Geist verliehen Mund, desgleichen Zung, wie nicht minder Lippen, Auch von Erz die Stimm', doch nicht könnt genug ich Lobsprüche spenden. Schenz, a. a. O., 198. Zu ihm vgl. A. Angermeier, LThK 2 (^1958), 735 f. F. X. Sulzbeck, Leben des hl. Wolfgang, Bischofs und Hauptpatrons des Bisthums Regensburg, Regensburg 1844, S. 178 f., Anm. 2. Schenz, a. a. O., 200. " Clm. 11436, fol. 211 ff.; Schenz, a. a. O., 207—210.

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