waren. .. . Dieser Druck ist auch, genau und leidenschaftslos betrachtet, lange nicht so schwer, wie der Druck, unter den andere Staaten heute ihre Bürger setzen zu müssen glauben. Man hindert Österreich daran, zu leben und seine Individualität zu wahren und zur Geltung zu bringen. Es ist der empörendste Zwang, der ein Wesen, ob Mensch, ob Staat, ob Volk, seines Wesens, seines Ichs, seiner Persönlichkeit berau ben wilP^." Am 12. Februar 1934, zu Beginn der Waffen suche im Hotel Schiff und der sozialdemokrati schen Revolte, ging die Führung der Exekutive sehr bald auf Oberst Zehner über, der schon wenige Wochen später Kollege Hammersteins im Bundeskabinett werden sollte^®. Hammer stein selbst wurde ein knappes halbes Jahr später, unmittelbar nach der Ermordung von Dr. Dollfuß am 29. Juli 1934 Staatssekretär für das Sicherheitswesen der Regierung Schuschnigg I, neuerlich ein Posten, der seinem Wesen wie seiner Veranlagung kaum entspro chen haben mag. Dies um so mehr, als auch der sprichwörtlich gewordene „Tyrannen haß" Friedrich Leopold von Stolbergs „noch gelegentlich durch Hammersteins Salongeplänkel eines früherschienenen Buches sprudelt"^^. Nun war er oberster Polizeigewaltiger einer gewiß maßvollen Diktatur, die sich bald genug gegen eine weit maßlosere und gefährlichere wandte. Hammerstein behielt diesen Posten immerhin fast 15 Monate — bei dem Verschleiß jener Jahre eine außergewöhnliche Zeit; Ursache dürfte ge wesen sein, daß er bald ein Vertrauensmann von Schuschrügg wurde. Der genaue und kritische Beobachter Eduard Ludwig^® schildert diese Berufung und die nach folgenden Begleiterscheinungen folgendermaßen: „An die Spitze des Sicherheitswesens, der als eine der Hauptstützen Starhembergs gedacht war, hatte man über seinen Wunsch Hans Ham merstein Equord gestellt. Hammerstein hatte in der Zeit Dollfuß' Aufmerksamkeit auf sich ge zogen und war zum Sicherheitsdirektor in Linz ernannt worden." Hammerstein, im kulturpoliti schen Bereich Ludwig eher nahestehend, scheint nicht die Sympathie des Bundespressechefs genossen zu haben, denn Ludwig schreibt ferner: „Er hatte gute schriftstellerische Arbeiten ver öffentlicht, sich einmal um den Presseattache posten in Berlin beworben, ohne in seiner Lauf bahn, abgesehen von einigen amtlichen Kund gebungen, schärfere politische Markierung zu ge winnen. An dieser seiner Einstellung änderte sich kaum etwas in seiner Amtszeit als Staats sekretär für Sicherheit. Er neigte sich bald auf die Seite des Bundeskanzlers, da ihm reine Hei matschutzpolitik für seine Beamtenlaufbahn eher hinderlich schien. Starhemberg war also einer neuen persönlichen Enttäuschung verfallen, als er die wichtige Schlüsselstellung des Sicherheits wesens durch Hammerstein-Equord halten und ausbauen wollte." Nach diesem Wirken als Staatssekretär für das Sicherheitswesen wurde Hammerstein leitender Sektionschef im Bundeskanzleramt. Bei einer neuerlichen Umbildung der Regierung Schuschnigg III) wurde Hammerstein am 14. Mai 1936 Justizminister — im selben Kabinett wurde der Oberösterreicher Peter Mandorfer Landwirt schaftsminister — und behielt diesen Posten, der ihm ebenfalls kein Herzensanliegen bedeutet haben dürfte, rund ein halbes Jahr bis zum 3.11.1936. Anschließend wurde Hammerstein als Sektions chef dem Unterrichtsministerium zugewiesen und gleichzeitig „Bundeskommissar für Kulturpropa ganda" — zum erstenmal eine Funktion, die Hammersteins eigenen Wünschen entsprach, aber zu einer Zeit, da er sie kaum noch entfalten konnte. In dieser Stellung war Hammerstein auch Mitglied der deutsch-österreichischen kulturpoli tischen Verhandlungen, die unter Führung des Gesandten von Hoffinger in Berlin und Wien ge führt wurden. Trotz dieser nunmehr eher zweitrangigen Posi tion, die Schuschnigg gern mit phantasiereichen neugeformten Titeln umgab, spielte der nun mehrige Sektionschef Hammerstein-Equord noch Hans von Hammerstein, Österreichs kulturelles Ant litz, Wien 1935. " Die Information von Alt-Landesrat Hirsch, Hammer- .stein sei am 12. Februar 1934 nicht in Linz gewesen, wird von der Witwe Hammerstein-Equords als unrich tig bezeichnet. Blaas (siehe Anm. 1), S. 290. Eduard Ludwig, Österreichs Sendung im Donauraum, Wien 1954, S. 179.
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