i be r Jahrgang 30 1976 Heft 1/2
Oberösterreichische Heimatblätter Herausgegeben vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreidi; Leiter: W. Hofrat Dr. Aldemar Sdiiffkorn. 30. Jahrgang (1976) Heft 1/2 INHALT Rudolf Zinnhobler : Der heilige Wolfgang in Lied und Dichtung 5 Hans Hollerweger : Kaiser Leopold II. und die Wall fahrt nach St. Wolfgang 29 Wilhelm Rieß : Die Stadt Wels in der Sage 32 Benno Ulm: Die Auffindung der Herberstorffgruft in der Pfarrkirche Altmünster 49 Gerhard Stradner : Die Musikinstrumente der Bauern kriege 54 Heidelinde Jung: Der Zaubereiprozeß des Jahres 1648 im Landgericht Scharnstein 58 Ch. Vinzenz J a n i k : Form imd Entwicklung der Flußläufe. Beispiele aus der Lands chaftsentwicklung Oberöster reichs (II) 63 Rupert Gottfried Frieberger : Die Orgeln in der Stifts kirche der Prämonstratenserabtei Schlägl 79 Harry S1apnicka : Hans von Hammerstein — als Beamter und Politiker 90 Wilhelm Jerger : Franz Liszts Gebetbuch in Privatbesitz in Linz 95 Eisbruchfischen an der Donau (Fritz Merwald) 99 Zur Datierung der ältesten österreichischen Felsbilder (Lothar Wanke) 101 Zwei interessante Steinfunde im Räume Kürnberg (Ernst Fietz) 102 Der Nähstock (Fritz Thoma) 104 Nachrufe 105 Schrifttum 106
Ansdiiiften der Mitarbeiter Tedin. Rat Dipl.-Ing. Ernst Pietz, Fritz-Lach-Weg 7, 4020 Linz. P. Rupert (Gottfried) Frieberger O. Praem., Stiftsorganist der Abtei Schlägl, 4160 Aigen. Univ.-Dozent Theol.-Prof. Dr. Hans Hollerweger, Lissagasse 4, 4020 Linz. Hofrat Dipl.-Ing. DDr. Ch. Vinzenz Janik, Ramsauerstraße 50, 4020 Linz. Prof. Dr. Wdlhehn Jerger, Arenbergstraße 51, 5020 Salzburg. Dr. Heidelinde Jung, Oö. Landesmuseum, Museumstraße 14, 4020 Linz. Redm.-Dir. i. R. Fritz Merwald, Beethovenstraße 9, 4020 Linz. Museumsdirektor Dr. Wilhelm Rieß, Hofmannsthalstraße 12, 4600 Wels. Prof. Dr. Harry Slapnidca, Leiter der Abt. Zeitgeschichte und Dokumentation am Oö. Lan desarchiv, Anzengruberstraße 19, 4020 Linz. Prof. Gerhard Stradner, Musikwissensch. Institut der Universität des Saarlandes, D-66 Saarbrücken. Kustos Fritz Thoma, Konsulent der oö. Landesregierung, Kurhausstraße 8, 4540 Bad Hall. Wisis. Oberrat Dr. Benno Ulm, Oö. Landesmuseum, Museumstraße 14, 4020 Linz. Dr. Lothar Wanke, Geidorfgürtel 40, 8010 Graz. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zinnhobler, Dekan der Phil.-theol. Hochsdiule, Harradistraße 7, 4020 Linz. Buchbesprechungen: OStR. Prof. Dr. Rudolf ArdeJt, Wiss. Konsulent der oö. Landesregierung, Kaplanhofstraße 29, 4020 Linz. Prof. Dr. Albrecht Etz, Schloß Traunsee, 4810 Gmunden. W. Amtsrat Norbert Grabherr, Oö. Landesarchiv, Anzengruberstraße 19, 4020 Linz. Prof. Dr. Harry Slapnidca, siehe oben. Rechtsanwalt Dr. Aubert Salzmann (t)/ Wels. Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexemplare etc.) und Bestellungen sind zu richten an den Herausgeber : Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oö., 4020 Linz, Landstraße 31 (Landeskulturzentrum Ursulinenhof), Tel. (0 72 22) 28 7 38 u. 28 7 39. Redaktion : Wiss. Rat Dr. Dietmar Assmann, Anschrift siehe Herausgeber. Verlag : Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich. Druck : Oberösterreichischer Landesverlag, 4020 Linz, Landstraße 41. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich. Alle Rechte vorbehalten.
Die landeskundliche Zeitschrift „Oberöster reichische Heimatblätter" tritt mit dieser Num mer in das 30. Jahr ihres Bestehens. Gewiß kein Anlaß zu einem großartigen Jubiläum, im Hin blick auf die lange Tradition, welche die „Oberösterreichischen Heimatblätter" als Nachfolge publikation der von Adalbert Depiny begründe ten „Heimatgaue" weiterführen, aber doch ein gegebener Zeitpunkt, sidi in besonderer Weise auf die Aufgaben und Probleme, aber auch auf die Notwendigkeit einer solchen Heimatzeit schrift zu besinnen. Wir danken bei dieser Gelegenheit allen unseren Abonnenten und Mitarbeitern und bitten um ihre weitere Treue und Zusammenarbeit. Wir wollen aber auch dankbar jener Persönlich keiten gedenken, die jahrelang die Schriftleitung unserer Zeitschrift innehatten: Franz Pfeffer, der vor zehn Jahren am 24. April 1966 von uns ge gangen ist (siehe „Oö. Heimatblätter", 20. Jg., 1966, Heft 1/2), und Ernst Burgstaller, dem wir zur Vollendung seines 70. Lebensjahres am 29. Mai d. J. die herzlichsten Glückwünsche ent bieten. Zwei kleine Beiträge dieser Nummer von L. Wanke und E. Pietz sind ihm besonders gewid met. Wir schließen uns den vielen Gratulanten an und wünschen dem Jubilar noch viele Jahre reichster Schaffenskraft. Besonders freuen wir uns mit ihm über die Verleihung des Ehren kreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, die am 9. Juli 1976 in Vertretung des Herrn Bundesministers für Unterricht und Kunst Ministerialrat Dr. Hans Altenhuber im Landes kulturzentrum Ursulinenhof in Linz vorgenom men hat. Das zentrale Thema dieser Nummer ist die 1000jährige Wiederkehr des Aufenthaltes Bi schof Wolfgangs von Regensburg in der Aberseegegend, welchen Anlaß das Land Oberösterreich mit einer Ausstellung in St. Wolfgang unter dem Titel „Der hl. Wolfgang in Geschichte, Kunst und Kult" (28. Mai bis 3. Oktober 1976) würdigt. Ein Beitrag ist dem Jubiläum „1200 Jahre Wels" gewidmet. Drei weitere Arbeiten sind gleichsam eine Fortsetzung unserer „Bauernkriegsnummer" („Oö. Heimatblätter, 29. Jg., 1975, Heft 3/4), die zur geistigen Vorbereitung der 350. Wieder kehr des Oberösterreichischen Bauernkrieges von 1626 diente. Dieses Heft war auf so großes Inter esse gestoßen, daß es trotz erhöhter Auflage nachgedruckt werden mußte. Die Fertigstellung des darin angekündigten Beitrages über „Volks kundliches und Soziologisches aus den oberöster reichischen Bauernkriegen" hat sich leider aber mals verzögert. Einige weitere Arbeiten aus ver schiedenen Forschungsbereichen, die zum Teil an bereits in den „Oö. Heimatblättern" veröffent lichte Aufsätze anschließen, finden hoffentlich ebenfalls das Interesse unserer Leser. Die Redaktion
Der heilige Wolfgang in Lied und Dichtung Von Rudolf Zinnhobler Mit 2 Textbildern und 8 Notenbeispielen Schon vor mehr als achtzig Jahren hat JV. Schenz einen Überblick über den hl. Wolfgang in der Poesie geboten^ und gut dreißig Jahre danach hat K. M. Klier — unter teilweisem Rückgriff auf ältere Ausgaben — die Wolfganglieder behan delt^. Das tausendjährige Gedenken an den Auf enthalt des großen Regensburger Bischofs in un serer Heimat (976) ist Anlaß, uns noch einmal mit dieser Thematik zu beschäftigen. Das ist schon deswegen gerechtfertigt, weil zahlreiche weitere Beispiele gefunden werden konnten. Dar über hinaus soll — unter Einbeziehung der Prosa — versucht werden, eine bis in die Gegenwart herauf reichende Zusammenschau zu bieten. Die Ordnung des Materials erfolgt im wesent lichen chronologisch, wobei allerdings eng auf einander bezogene Texte nicht auseinandergerissen werden sollen. Die Heiligsprechung Wolfgangs im Jahre 1052® rief auch die Poeten und Komponisten auf den Plan, bedurfte es doch sangbarer Texte und Melodien, um den zur Ehre der Altäre gelangten Bischof im Chor und beim Meßopfer entspre chend feiern zu können. Wir kennen die Dichter und Komponisten nicht, denen das Fest zum An sporn ihres Schaffens wurde. In Frage kommt der große Künstler Hermannus Contractus von der Reichenau^, von dem uns sein Schüler Bernold berichtet, er habe „cantus historiales plenarios ... de Wolfgango episcopo mira suavitate et elegantia" geschaffen®, also ein Wolfganglied voll wunderbarer Süßigkeit und Eleganz. Das älteste Offizium, das also möglicherweise auf Hermann zurückgeht, ist uns in einer Hand schrift des 15. Jahrhunderts erhalten (clm 14872); mit Ausnahme der Hymnen wurde es auch der gedruckten Wolfgangvita von 1475 beigegeben®. Der Vesperhymnus verherrlicht in sechs kunst voll gebauten Strophen das Leben des Heiligen. Er beginnt mit den Worten: Florem mirificum Suevia protulit, Cui tarn magnificum gratia contulit. Annis sub teneris munus, ut artihus Jam Vernaret et actihus. W. Schenz hat 1894 eine deutsche Nachdichtung versucht^, die allerdings weit hinter dem Original zurückbleibt: Eine Wunderblum' hat Schwaben hervorgebracht. Der so reich in der Tat Gnade war zugedacht, Daß der Knabe wohl schon Staunen durch Kenntnisse Weckt nadn aller Geständnisse. In das Meßoffizium wurde eine sechsstrophige Sequenz aufgenommen. Auch sie schildert den Lebensweg des hl. Wolfgang. Mit meisterhafter Prägnanz wird z. B. seine Berufung zum Bischofs amt beschrieben: Demum in Pannonia Fidei praeconia Frustra serit. Ratispona presulum Caesar facit exulem, Dum non querit. ' W. Schenz, Der hl. Wolfgang in der Poesde, in: Der hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg. Höst. Fest schrift zum 900jährigen Gedächtnisse seines Todes, hg. von J. B. Mehler, Regensburg — New York — Cincinnati 1894, S. 188—217. — Schenz konnte sein Mate rial zum Großteil bereits aus den Acta Sanctorum Novembris, Tom. II pars prior, Brüssel 1894, S. 527— 597, schöpfen. ' K. M. Klier, Lieder zum hl. Wolfgang, in: Heimat gaue 7 (1926), 202—212; 9 (1928), S. 181. Die meisten der von ihm mitgeteilten Lieder finden sich schon bei Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchen lied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des 17. Jahr hunderts, Bd. 1—5, Leipzig 1864—1877, Neudruck Hildesheim 1964; W. Baumker, Das katholische deut sche Kirchenlied in seinen Singweisen von den frühesten Zeiten bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts, Bd. 1—4, Freiburg 1886—1911, Neudruck Hildesheim 1962. ' R. Zinnhobler — K. Amon, Tod, Begräbnis und „Er hebung" des hl. Wolfgang, in: Oö. Hmlbl. 27 (1973), 159—^162; G. Schwaiger, Die Kanonisation Bischof Wolfgangs von Regensburg (1052), in: Bavaria Chri stiana. Zur Frühgeschlichte des Christentums in Bayern (Deutingers Beiträge 27), München 1973, S. 225—233. * Zu ihm vgl. F. Karlinger, LThK 5 (^1960), 250; F. Brunhölzl, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Ver fasserlexikon, hg. V. K. Langosch, Bd. 5, Berlin 1955, Sp. 374—377. ° Vgl. U. Kornmüller, Der heilige Wolfgang als Beför derer des Kirchengesanges, in: Der heilige Wolfgang, hg. von 7. B. Mehler (vgl. Anm. 1), S. 150. • Zur Inkunabel, gedruckt in Burgdorf 1475, vgl. R. Zinnhobler, Die Beziehungen des hl. Wolfgang zu Oberösterreich, in: Der hl. Wolfgang und Oberöster reich (Schriftenreihe des Oö. Musealv., Bd. 5), Linz 1972, S. 14. ' Schenz, a. a. O., 190.
Wiederum sei die recht freie Übersetzung von W. Schenz® angefügt: Endlich wollt die Seelennot Ungarns er als Glauhensbot Wirksam stillen. Da — als Ratisbonas Hirt — Wird vom Kaiser er entführt Wider Willen. Vier (wohl zeitgenössische) elegische Distichen haben die Erinnerung an die Heiligsprechung wie folgt festgehalten': Solis ad occasum est Wolfgangi haec crypta sepulchrum, Quem Leo nonus ad Huna transtulit ipse locum. Et merito in divos retulit, dum tertius una Praesens Henricus tunc quoque Caesar erat. Quinquaginta dies post Christum milleque lapsi Quando anni, Octohris septima luxque fuit. Huius adhuc igitur veneremur honore sacellum, Ut sancta nohis omnihus adsit ope. Die von W. Schenz versuchte Verdeutschung' lautet: Hier die westliche Gruft birgt Wolfgangs heil'ge Gebeine, Welche der neunte Leo ebendahin übertrug. Unter die Heil'gen mit Recht versetzte er ihn, als der Kaiser Heinrich der Dritte zugleich ehrte anwesend das Fest. Tausend nach Christus war's und zweiundfünfzig darüber, Im Oktober genau, und zwar am siebenten Tag; Ständig laßt uns daher sein Heiligtum ziemend verehren. Daß er mit himmlischer Hilf stehe uns allen zur Seit! Schon die Biographen^' Wolfgangs berichten die „Post sex-Legende", die eine Vision zum Inhalt hat, die Heinrich II., dem Schüler des heiligen Bischofs, zuteil geworden sein soll. Er fand sich einmal im Traume am Grabe Wolfgangs und er blickte an der Kirchenwand die Worte „Post sex" (nach sechs), die er als Hinweis auf seinen baldi gen Tod auffaßte. Wir wollen nun der Legende in den Versen Ebernands von Erfurt folgen, der die „Begebenheit" umfänglich in seinem um 1220 verfaßten Leben des Kaiserehepaares Hein rich und Kunigunde beschrieb'^. Er läßt den in einer Vision erschienenen heiligen Bischof fol gende Worte an König Heinrich richten: Sich (schau) vlizic an die want, die dar stet hi mime grabe. Iis die seihen buochstahe, die du geschrieben sihst daranel Nachdem der König die Worte „post sex" ge lesen hatte, dachte er nach, was sie bedeuten könnten: Starke er darnach trabte, den langen tag er ahte Umb also lutzel (klein) worteUn, was ihr bedüten mohte sin. Schließlich glaubte er, die Vision verstanden zu haben: Er wände, er solde wesen tot danne nach den sehs tagen. Die Konsequenz, die der König aus dem ver meintlichen Sinn der Worte zog, war ein Leben der Frömmigkeit: Er begunde sine sunde klagen, er gap almuosen gröz, den armen fulte er iren schdz, er tet swaz er mohte, als ez ime do tobte. Aber nach sedis Tagen, ja Wochen, Monaten und Jahren ließ der gefürchtete Tod („den tot vorhte er sere") immer noch auf sich warten. In der Zwischenzeit war Heinrich auf Grund der stän digen Todeserwartung zu einem vorbildlichen Christen („er hilt sich aber ze gote als e, er tet im dienstes deste me") und Herrscher herange reift, der nach dem Ablauf von sechs Jahren wür dig befunden wurde, die Kaiserkrone zu tragen. Der hier behandelte Stoff hat wegen seines tiefen Sinnes die Dichter noch oft beschäftigt. In einem Kodex des 15. Jahrhunderts (dm 14871) z. B. finden sich die Verse: ® Ebd., 196. Die Choralmelodie zum lateinischen Origi naltext bei Kornmüller, a. a. O., 160 f. ' Schenz, a. a. O., 189. Arnold von St. Emmeram, Liber II de S. Emmeramo, MG SS IV, 556—574; Otloh von St. Emmeram, Vita S. Wolfkangi episcopi, ebd. 521—542. K. Kunze, Post-sex — ein ungedeutetes Spruchband des Woifgangikastens im Linzer Landesmuseum, in: OBGM 11 (1969), 278—281, bes. 279 f. — Zu Ebernand von Erfurt vgl. C. Wesle, in: Die deutsche Lite ratur des Mittelalters, Verfasserlexikcm, hg. v. K. Lan gosch, Bd. 1, Berlin — Leipzig 1933, Sp. 477—480.
Kunig Hainreich, in den slaff wedaucht, iNie er an dieser want weschaut „Noch Sechsen" er vermaynt nach sechs tagen Schalt er zu seim grab werden getragen. Durch sechs monet und jar als vil Gab er almusen one zil; Do die zeit also wart geent, Kayserlich wirdikait wart im gesent^^. Diese deutschen Verse sind eine freie Übertra gung des folgenden lateinischen Textes^®: Post sex obscurum / dum vidit se moriturum Esse dies post sex / Hainricus pertimuit rex. Mensibus hinc senis, / sex annis denique plenis Vite timescenti / mox luce prima sequenti. lila corona datur / qua Caesar iure vocatur. In neuerer Zeit haben Franz Kugler^® und Friedridi Hebbel dem Ereignis je eine Ballade („Hein rich der Heilige" bzw. „Die heilige Drei") gewid met. Hebbel hat allerdings, wie schon die Über schrift seines Gedichtes besagt, die Zahl 6 abge ändert; außerdem hat er die Gestalt des Bischofs unerwähnt gelassen". Werner Bergengruen hat das Ereignis in seiner „Legende von den zwei Worten" (in: „Die Sultansrose und andere Er zählungen"^®) behandelt. Auch darin wird je doch der Bezug zum hl. Wolfgang völlig auf gegeben. Eine sehr umfangreiche Dichtung über das Le ben des heiligen Bischofs stellt der „Rhythmus de S. Wolfkango" dar, der sowohl in einer Mel ker als auch in einer Münchener Handschrift aus dem 15. Jahrhundert (Stiftsbibliothek Melk H 9 bzw. clm 1843) überliefert ist und wohl sicher im Kloster Mondsee entstand. In 37 Achtzeilern wird das Wirken des Heiligen gewürdigt^®. Wir bringen mehrere Strophen, die vom Exil des Bischofs handeln. Sehr interessant ist der Hin weis auf einen früheren Aufenthalt des Heiligen in dieser Gegend sowie die hier erstmals er wähnte Fünfjahresfrist des Exils. Linquens mundi vanitatem Generisque claritatem, Praelaturae dignitatem, Pure propter Dominum; Res, pecunias, honores, Terrarum possessiones, Vestesque splendidiores Aestimasti nihilum. Hinc clandestine quaerebas Locum, quondam quo degebas, Et divinitus vivebas Inter alpes montium. In cavernulis petrarum Habitabas, bestiarum Locis, fructum es herbarum, Potum bibis fontium. Ad quinquennium fuisti Exul, ibi circuisti. In montanis invenisti, Donec habitaculum, Ubi felix contemplaris, Dominumque deprecaris, Pusis lacrimis amaris Pro gente fidelium. Hierzu die deutsche Übersetzung von W. Schenz^'': Du verließest ird'sche Habe, Audi des Adels Wiegengabe, Trenntest dich vom Hirtenstabe, Einzig nur dem Herrn zulieb; Geld und Gut und stolze Ehren, Was die Welt nur mag bescheren, Kleider — eitler Leut' Begehren — Hieltst für nichts in edlem Trieb. An ein Plätzchen du dich banntest. Das du schon von früher kanntest. Voller Lieb zu Gott du branntest. Während Alpenland dich barg. Wohntest dort in Velsengrüften, Schliefst mit Tieren oft in Klüften, Holtst dir Nahrung von den Triften, Quelle löscht' den Durst nur karg. Acta Sanctorum, a. a. O., 533. Franz Kugler (1808—1858), dichtender Kunsthistoriker, hatte besonderen Erfolg auf dem Gebiet der Liederlund Legendendichtung. Vgl. A. Salzer, Illustrierte Ge schichte der deutschen Literatur, Bd. 3, Regensburg 11927, S. 1060 f. " Friedrich Hebbel (1813—1862), größter deutscher Dra matiker des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht Ist datiert mit 15. Oktober 1853 in Wien. Vgl. Gedichte von F. Hebbel, hg. v. E. Sudtier, Halle a. d. S., o. J., S. 25 'bis 30. " Innsbruck 1946, S. 72—85. K. Kunze, a. a. O., S. 280, weist die Legende fälschlich Reinhold Schneider zu. — Zu Werner Bergengruen (1892—1964) vgl. H. Pongs, Das kleine Lexikon der Weltliteratur, Stuttgart ®1963, Sp. 192 f. Acta Sanctorum, a. a. O., 534; Druck ebd. 583—586. Schenz, a. a. O., 202 f.
Fast war's fünfte Jahr verflogen. Seit in kühnen Bergpfadbogen Unstet du umhergezogen. Bis die Stätte sich dir fand. Wo du konnt'st beschaulich leben. Ganz dich dem Gebet ergeben, Bittere Reueklag erheben Für der Glaub'gen Seelenstand. Der gleichen Zeit gehört die „Legenda S. Wolfgangi metrice composita" des bedeutenden Mondseer Mönches Hieronymus de Werdea (t 1475)^® an (Cod. lat. Vindob. 3604; clm 4423; clm 4381). In epischer Breite (43 bzw. 44 Strophen) besingt er Leben und Taten seines heiligen Landsmanns (Hieronymus war Schwabe), wobei er sich inhalt lich eng an den Wolfgangbiographen Otloh hält^®. Als Beispiel möge es genügen, den An fang des Gedichtes hierherzusetzen: O pater, alme Deus, Wolfgangi gesta canendo Feliciter mihi fortunam concede secundam! Imprimis dicam tibi, quod genitale solum sit, Quis et uterque parens huius est, narrare licehit. Huna sihi nam genuit Suevorum nohilis arvus, Estque parentela ingenua ac sihi sat generosa, Nec tarnen hic magnis opihus flatuque tumescens; Quem sua dum genitrix grandi gestarat in alvo, Dum pareret stellam legimus sihi apparuisse; Et quid hoc signet, aviter hanc consuluisse, Audit responsum: Fers lumen christianismi, O mulier, magnum, sie dicunt, sors rata fitque. Die deutsche Fassung von W. Schenz lautet®": Vater, hehrer Gott, um Wolfgangs Geschichte zu singen, Gib mir Gnad, mit Erfolg mich gern hiebei unterstützendl Und vor allem nun will ich künden, welches die Heimstatt', Wer und was die Eltern gewesen, mag billig sich anreih'nt Diesen nämlich gebar sich des Schwabengaus edles Gefilde; Ob auch edler, ja adliger Herkunft er sicher entstammte. Wollt' er jedoch nicht großer Besitzung und Anspruchs sich rühmen. Kurz, nachdem die Mutter als Frucht ihn getragen im Schöße, Sei bei seiner Geburt, so liest man, ein Stern ihr erschienen; Emsig habe sodann sie geforscht, was dieses bedeute. Und zur Antwort gehört: „Ein großes Licht für die Christen Trägst du, o Frau, und es wird die Weissagung einst sich erfüllenl" Die Hexameter des englischen Ritters und lateranensischen Grafen James Herlegin, die zugleich ein wichtiges Zeugnis für die Wolfgangvereh rung in der Stadt Regensburg darstellen, werden mit 1471 datiert®!: Hic colitur divus patula pietate sepultus Wolfgangus, quondam qui praesul claruit urhis Istius; et scitur tetras propellere culpas Blando sermone, dans coelice signa palamque In populo; felix ieiunans, iugiter orat Contemplans plorat alto visurus olympo. Emicuit summae virtutis laudihus et tot Imhrihus assiduis, quot spargitur unda per auras, Percussos levi nunc curat sideris ictu, Et miseros claudos, oculorum lumine captos; Milleno Christi sex demtis Spiritus anno Egreditur Uber, aetheris astra petens. Auf Deutsch®!: Hier wird von nah und fern das Grab des hl. Wolfgang Hochgeehrt, so dereinst berühmter Bischof der Stadt war; Weiß man ja, wie er vermocht zu bekehren verhärtete Sünder Durch ein begütigend Wort, und verrichtend himmlische Zeichen Offen vor aller Welt, gern fastend, beständiglich betend. Und betrachtend empor zum Himmel blickend geflehet. Hochgepriesen erstrahlt er ob der Tugend und Wunder, Die stets reichlich gescheh'n, wie die Regentropfen im Luftkreis. Bald half er den nur leicht vom Sonnenstiche Getroff'nen, Bald unglücklichen Lahmen und solchen, die gänzlich erblindet. Endlich 6 Jahre, bevor sich nach Christus 1000 vollendet. Eilt er, vom Leibe befreit, himmlischem Ätherreich zu. Sehr kunstvoll gebaut ist ein Panegyrikus auf den Heiligen, der ebenfalls dem 15. Jahrhundert angehört und wohl der Feder eines St. Emme ramer Mönches entstammt®®. Er ist in Hexame tern mit Binnenreimen abgefaßt. Die Legende klingt hier nur in ganz sublimierter Form an, wie das nachfolgende Beispiel zeigen soll : Nam fuit invitus altaris honore potitus; Prospicit orando, ieiunando, vigilando. !® Zu ihm vgl. P. Lindner, Das Profeßbuch der Benedik tinerabtei Mondsee, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 2 (1905), 147—149. !° Vgl. Acta Sanctorum, a. a. O., 534—536. Schenz, a. a. O., 204 f., vgl. auch S. 206. 2' Ebd., 196 f. Clm. 14870, fol. 59 v; Schenz, a. a. O., 197 f.
Corpus adurgebat fideique ligone scopehat Sollicitum pectus, sed in equoris impetu iectus Naufragus ad littus sirtes vitare peritus. Noluit a monte vitaeque recedere fönte Parteque omni sonte putri reprimi flegetonte. Dazu die deutsche Übersetzung von W. Schenz^®: Denn seit er wider Verlangen die Ehr' des Altares empfangen, Flehte er, ohne zu rasten, und zwang zu Wachen und Fasten Er den Körper ihn pein'gend, mit Glaubenshacke auch rein'gend Jenes Herz, das die Wogen der Stürme nicht selten in Bogen Schleudern zu den Gestaden, doch ohne daß je es nimmt Schaden, Blieb er ja treuesten Strebens beim Berg und der Quelle des Lebens, Daß durch keinerlei Blöße obsiege das lauernde Bösel Die Ausdrücke „littus" (Gestade des Abersees), „mons" (Falkenstein) und „fons" (Quelle) sind wohl von der Legende inspiriert, haben aber einer tieferen Deutung Platz gemacht. Der Humanist Kaspar Bruschius (t 1559)^^ hat die Attribute des Heiligen (Beil und Kirche) in den nachfolgenden Versen gedeutet, die in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang auf einer kleinen Insel im Hermannsfeldersee (ehemalige Graf schaft Henneberg, Sachsen-Meiningen) ange bracht waren und schon der Reformationszeit angehören^®: Wolfgangum, quoties divum veneranda vetustas Pinxit ita hunc pinxit, gestaret ut ipse securim Dexträ, sed laevä templum cum turre decorum. Hac pictura equidem voluit nihil ipsa vetustas Significare aliud, quam quod pastoris honesti Pontificisque pii summum est super omnia munus. Is Semper templum dehet gestare, sihique Commissum populum doctrina pascere sana, Nec curas alias animo gestare priores. Deinde securi etiam sordes resecare pudendas Quicquid et arhorihus, teneris plantisque nocere In vita possit, studio dehehit eodem. In der deutschen Übersetzung von W. Schenz^® lauten die Verse: Stets, wenn St. Wolfgang gemalt die ehrwürdige Vorzeit, Stellte sie so ihn dar, daß ein Beil er trug in der Rechten, Doch in der Linken zugleich die stattliche Kirch samt dem Turme. Und nichts andres fürwahr wollt' solchergestalt denn die Vorzeit Bringen zum Ausdruck als dies, was dem überaus würdigen Hirten, Was dem frommen Bischof als Anliegen geht über alles. Immer muß er als solcher den Tempel tragen und weiden Das ihm vertraute Volk auf den Auen gesundester Lehre; Nimmer darf mehr sein Herz sich mit anderen Dingen befassen. Und mit dem Beil muß er dann entstellende Unzier entfernen; Alles, was den Bäumen, ja was schon den zarten Gewächsen Nachteil brächte im Leben, mit gleichem Eifer beseit'gen. Zeitlich nicht viel früher, nämlich 1530, entstan den die sechzehn sapphischen Strophen eines Pollinger Chorherren, in denen Wolfgang beson ders als Wundertäter gefeiert wird^^. Die Stro phen 13 bis 16 mögen das veranschaulichen: Si mihi centum genius dedisset Ora, tot linguas, totidemque lahra; Perream vocem: satis haud liceret Promere laudes. Quamquam enim corpus vegeto careret Spiritu: tellus retiner et artus Luridos: virtus tamen ipsa mansit Corpore tota. Qua viam carpit (posito hacillo) Loripes: grata potiuntur aura Morte sopiti: speculantur atque Lumina ceci. Ergo nos veneremur omnes Presulem: placans meritis Tonantem Sit suis tuto famulis asylo Confugioque. W. Schenz hat diese Verse wie folgt übersetzt^'': Hätte hundertfach mir der Geist verliehen Mund, desgleichen Zung, wie nicht minder Lippen, Auch von Erz die Stimm', doch nicht könnt genug ich Lobsprüche spenden. Schenz, a. a. O., 198. Zu ihm vgl. A. Angermeier, LThK 2 (^1958), 735 f. F. X. Sulzbeck, Leben des hl. Wolfgang, Bischofs und Hauptpatrons des Bisthums Regensburg, Regensburg 1844, S. 178 f., Anm. 2. Schenz, a. a. O., 200. " Clm. 11436, fol. 211 ff.; Schenz, a. a. O., 207—210.
Denn wenn aus dem Leih audt der Geist entflohen, Der ihn einst belebt', und nur fahle Glieder Blieben auf der Erd' — sind die Wunderkräfte Ganz noch im Körper. Da enteilt, den Stab nun bei Seite legend. Ein Klumpfuß'ger hier; ja es werden Tote Neubelebt; es schau'n, die bereits erblindet. Wieder das Tagslidit. O so laßt uns denn mit einander alle Ehren den Bischof, des' Verdienste sühnen Den Allmächtigen, geh' er seinen Dienern Sichere Zuflucht! Wesentlich früher hat St. Wolfgang Eingang in einen Hirtensegen gefunden, den J. Grimm nach einer Handschrift des 15. Jahrhunderts in seine „Deutsche Mythologie" aufgenommen hat^®. Das sprachliche Gewand „verräth weit älteren Ur sprung"®®. Es ist aber wahrscheinlich, daß unser Heiliger erst zur Zeit seiner größten Verehrung im Spätmittelalter in den schon vorhandenen Segen aufgenommen wurde, teils auf Grund des Namensanklanges („Wolf"-gang kann die Herde vor dem „Wolf" schützen), teils weil ihn die Legende in Zusammenhang mit einem Wolf bringt. Ich treip heut aus In unser liehen frauen haus. In Ahrahams garten. Der liehe herr sant Martein, Der sol heut meines (vihes) pflegen und warten. Und der liehe herr sant Wolfgang. Der lieh herr sant Peter, Der hat den himelischen slussel. Die versperrent dem wolf und der vohin (Füchsin) irn drussel, Dass sie weder plut lassen noch hein schroten (Knochen verletzen). Das helf mir der man, der chain uhel nie hat getan. Und die heiligen 5 Wunden Behüten mein vieh vor allen holzhunden. 5 Pater et 5 Ave Maria. Als Wolfgang im Spätmittelalter zum Volksheili gen geworden war, bestand auch das Bedürfnis nach Liedern in der Volkssprache. Das älteste Wallfahrtslied zu Ehren St. Wolf gangs scheint die Adaptierung eines hochmittel alterlichen „Leichs" zu sein. Ein Leich ist eine aus der Sequenzendichtung fortentwickelte lyri sche Form, bestehend aus zwei ungleichen, musi kalisch durchkomponierten Strophen. Fr. W. Hol zer teilt folgenden Text, für den sich allerdings die direkte Quelle nicht eruieren ließ, mit®®®: In gotes namen faren wir siner gnaden gere wir nu helfe uns diu gotes kraftl Sand Wolfgangus won uns hi swene wir sulln sterben mach uns aller sünden fri und laz uns niht verderben! Vor dem tiuwel uns bewahr, reiniu meit Marja und vüer uns an der engel schar, so singe wir alleluja! so singe wir alleluja! Kyrieleis, christeleis! Sand Wolfgangus, der is gu(a)t der uns vil siner genaden tu(a)t daz gehieut im diu gotes stimme frölichen fare wir, Kyrie leis, christe leis! Zugrunde liegt jedenfalls ein altes Kreuzfahrer lied, das wohl aus dem 12. Jahrhundert stammt®®*". Bereits in Gottfried von Straßburgs Tristan (um 1215) heißt es (V. 11. 536 ff.): mit hoher stimme huohens an unde sangen einez unt zwir: in gotes namen varen wir. Schon hier lernen wir also den Anfang des Lie des kennen, das in einer Handschrift von 1422 mit folgenden Zeilen beginnt: In gotes namen fara wir, siner gnaden gere wir ^ J. Grimm, Deutsche Mythologie, Bd. 2, Göttingen ®1Ö54, S. 1189 f. — Vgl. Wörterbuch der deutschen Volkskunde, begründet von O. A. Erich und R. Beitl, 3. Auflage, bearbeitet von R. und K. Beitl, Stuttgart 1974, S. 983. F. W. Holzer, St. Wolfgang, ein Heiliger der Spät gotik, in: Jahresbericht des Vereins zur Erforschung der Regensbiurger Diözesangeschiichte 10 (Metten 1935), 1—130, vgl. S. 25. Diese und die folgenden Angaben nach F. M. Böhme, Altdeutsches Liederbuch. Volkslieder der Deutschen nach Wort und Weise aus dem 12. bis zum 17. Jahr hundert, Leipzig ^1913, S. 677—680. Hier auch die ältesten Aufzeichnungen der Melodie.
nü helfe uns diu gotes kraft und daz heilige grap, da got selber inne lac. Kyrieleis. Diese Textierung läßt die ursprüngliche Bestim mung des Liedes für Kreuzfahrten ins Hl. Land noch klar erkennen. Später fand es als Wall fahrtsgesang bei Romfahrten, Bittgängen usw. Verwendung. Sicherlich war es wieder das späte Mittelalter, das die Adaptierung zu einem Wolfgang-Pilger lied durchgeführt hat. Die Melodie des Liedes fand schließlich auch Aufnahme in das Liedgut der Reformation. Die dichterische Höhe dieses Pilgerliedes wurde später nicht mehr erreicht. Valentin Holl hat in seine Liederhandschrift, die um 1525 zu Augsburg nach älteren Drucken zu sammengestellt wurde, einen sehr interessanten Gesang aufgenommen, der Wolfgang in enge Beziehung zu Maria bringt und einige volks kundlich aufschlußreiche Angaben enthält^®. Die erste der sieben Strophen lautet: Wer vil wunder will schawen, soll gen sant Wolffgang gon, Da im erschin unser frawen, auff dem herg fach er an. Gott wolt gnad mit im gehen, die perg thet er zirkliehen unnd von ainander schiehen^^ schlug mit sein häcklin dar^^ macht ein prunnen^^, ist war. Das Lied folgt dem Pilgerweg, wurde also offen sichtlich von den Wallfahrern unterwegs gesun gen. Nach dem Text erteilte die dem hl. Wolf gang erschienene Gottesmutter auch den Auftrag zum Hacklwurf und zum Bau einer Marien kirche. Strophe 5 erwähnt das Vorhandensein zahlrei cher Votivgaben: Nun laß uns allsamhd schawen die zaichen in gemain Ir mann und auch ir frawen: hei seinem Cäppellein vind ir händ, füeß, hain hangen unnd vil stuck von gefangen, do er im stain ist gangen^*; geet ir in segerer (Sakristei), da zaigt man euch ir mer. Strophe 6 berichtet davon, daß die gesammelten Wunderberichte von der Kanzel verlesen wur den: Vil ander grosser wunder list man euch da hesunder wann vil prüeder sein dar auff der Cantzel, ist war. Die ständig zunehmenden Wallfahrten nach St. Wolfgang am Abersee weckten aber auch das Bedürfnis nach einem Pilgerandenken, einem Buch, das in Wort und Bild Leben rmd Legende des Heiligen behandelte. So ließ denn das Kloster Mondsee am Beginn des 16. Jahrhunderts bei Johann Weyssenhurger in Landshut ein Büchlein drucken, das diesem Wunsche entgegenkam®®. Die stark an die Bio graphie Otlohs angelehnte, aber um einige legen däre Berichte vermehrte „Vita" wurde durch fünfzig vorzügliche Holzschnitte illustriert (siehe Textbild). Die erste Auflage des Werkes erschien 1515 in deutscher Sprache, weitere Auflagen kamen 1516 und 1522 heraus. 1516 wurde außer dem eine lateinische Ausgabe verlegt®®. Wir las sen als Beispiel aus der deutschen Ausgabe den Text über den Kirchenbau am Abersee folgen, bei dem übrigens die legendäre Mithilfe des Teufels noch keine Erwähnung findet: Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1004 f. n. 1241. — K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), S. 210 f. — Vgl. G. Wadta, St. Wolfgang und das Wallfahrtswesen im 16. und 17. Jahrhundert, in: Der hl. Wolfgang und Oberöster reich (Schriftenreihe des Oö. Musealv., Bd. 5), Linz 1972, S. 147. Anspielung auf die Legende, nach der Wolfgang die Berge, zwischen denen ihn der Teufel zerdrücken wollte, mit den Händen auseinanderhielt. Vgl. R. Zinn hobler, Der hl. Wolfgang, Leben — Legende — Kult, Linz 1975, S. 43 f. Anspielung auf den Haddwurf, ebd. S. 44. Zur Brunnenerweckung durch den Heiligen, ebd., S. 43. Anspielung auf die Steinerweichungen durch den Heili gen, ebd., S. 45 f. Zu diesem Holzschnittbuch vgl. vor allem die Einlei tung von H. Bleibrunner (Hg.), Das Leben des heiligen Wolfgang nach dem Holzschnittbuch des Johann Weyssenburger aus dem Jahre 1515, Regensburg 1967.
,,Hie Wirt bedeut^® wie der heilig sant Wolfgang, de er nun verstundt den willen gotz, hebet an zumachen ain heußlein aulf dem vels, do dienet er got mit grosser andacht, mit peten und fasten, mit knien und wachen, und mit vil ander guetter Übung, und machet ain kirchlein pey dem heuß lein, als den noch heut vor der menschen äugen steet, darinnen pflag er seiner andacht, an allen zweiffei in wissen und erkennen, was got do hinnach wunderwerck wurckenn wurdt zu lob seines nams unnd auffrichtung des klosters Mensee, das er dann, wie ander pischoff zu Regenspurg het in gewale, aber durch seiner vorfordern unfleis und nachlessigkait gancz was kumen in abnemung gaystlichs und weltlich®''." Diese an sich nüchterne Beschreibung, bei der sogar versucht wird, der tatsächlichen Geschichte Rechnung zu tragen, hat in der Folge — zusam men mit den beigegebenen Holzschnitten — die Darstellungen des Heiligen in der Kunst und Literatur immer wieder befruchtet. Dies gilt ganz besonders auch von den sogenannten Mirakel büchern, die mit dem Jahre 1599 einsetzen und den Niederschlag der nach dem Tiefpunkt der Reformationszeit neu erstarkten Wallfahrt nach St. Wolfgang am Abersee darstellen. In ihnen wurden zahlreiche Wundertaten (miraculum = Wunder) berichtet, wie sie sich auf die Fürsprache des hl. Wolfgang ereignet hatten. Da die Bücher dem Bedarf der Pilger dienten, waren auch eine Lebensbeschreibung des Heiligen, eine Nach erzählung der Legende und ein umfangreicher Gebetsteil beigegeben. Der Typus dieser Bücher war eigentlich schon durch die Wolfgangvita des Otloh von St. Emmeram sowie das bei Weyssenburger gedruckte Holzschnittbuch, die jeweils am Schluß einige Wunderberichte brachten, vorgeprägt. Durch die Äbte von Mondsee wurden fünf Mira kelbücher herausgebracht, und zwar durch Johatm Christoph Wasner (1599), Simon Rebiser (1655), Maurus Oberascher (1687), Bernhard Lidl (1732 und 1753)®8. Um einen Eindruck von der Anschaulichkeit der Sprache rmd dem liebevoll erzählten Detail zu geben, sei wenigstens ein Wunderbericht (in der Fassung Wasners) mitgeteilt: „Anno etc. 1527 hat sich volgende Geschieht begeben mit Hannsen von Pirchuch bey Wels liegend. Diser / als er am Abendt des H. Märtyrers Laurentij / von dem Jahrmarckt zu G[m]tinnden nach Hauß kommen / urmd sich sampt den sednigen zu Ruhe gethan / Hat sich bald her nach an seiner Thür erhebt ein grewüches Rumppein und Wiimbßlen / Derowegen er eylend auffgestanden / seinen Stahel von der Wand gezuckt / unnd spannen wollen: Da ist ihme zuband die Sehnen zersprungen / dessen er zwar hart erschrocken / dann sie igut und nagelnew geweßt ist / Jedoch hat er eylend einen Berckhamer erwischt / die Thür mit gewalt geöffnet / Indem sieht er ein grosses grawsams unnd ungehewr schwartzes Thier vor im stehen / welches gleichwol bald geflohen / dem er den Berckhamer nachgeworffen. Darauff ihn ein solche Ohnmacht unnd Zitterung deß gantzen Leibs ankommen / daß er gählingen in tödtliche kranckheit gefallen / und lang für tod umbgezogen worden. Als ihn aber sein mitleydendes Haußvöcklein dem H. Wolffgango mit ■''® Hinweis auf das zugehörige Bild, das durch den Text sozusagen beschrieben und erläutert wird. " Nach dem Exemplar im Oö. Landesmuseum, Inv.-Nr. 706. Zu diesen Mirakelbüchern vgl. R. Zinnhobler (wie Anm. 31), 66—72.
einer Kirchfahrt andächtdg versprochen / Ist er zuhand zu allen seinen vorigen Kräfften unnd guter Gesundheit kommen / Alßbald anders tags hernach sich auff,gemacht / und hierher kommen / da er under andern frey öffent lich bekennet hat / wie er sich von der zeit in seinem Anligen auch hierher mit einem wächsinen Knie ver sprochen hab / aber diß auß der Acht geschlagen / unnd nicht verrichtet / Dannenhero er gäntzlichen darfür halte / diß und keyn andere Ursach sei dises seines jetzt außgestandenen Unglücks unnd Kranckheit. Zeugen seind vil Personen gewesen / so ihn hieher begladttet haben®'. Ab dem 17. Jahrhundert besitzen wir zahlreiche Wallfahrtslieder, wie sie sicherlich bei den Pilger zügen nach St. Wolfgang Verwendung fanden. 1602 veröffentlichte Nikolaus Beuttner, Schul meister und Kirchendiener zu St. Lorenz im Mürztal, sein wiederholt aufgelegtes „Catholisches Gesang-Buch", das auch einen „St. Wolffgang-Ruff", bestehend aus 15 Vierzeilern, ent hält^». Die Melodie des Liedes ist noch ganz aus dem Geist des Chorals empfunden. Wir bringen die erste Strophe: Der hei - lig Herr Sanct Wolff - gang, der ist ein hei - Ii - ger Mann, Er hub sich auß— zu Re - gens - purg. Zog in — das Auch die meisten der folgenden Strophen, die hauptsächlich die Legende zum Inhalt haben, beginnen mit den Worten „Der heilig Herr Sanct Wolffgang". Wir lassen noch die 3. Stro phe folgen: Der heilig Herr S. Wolffgang kam an ein staine Wandt, Daran laint er sein heiliges Haupt und auch sein rechte Hand. Teilweise stimmt damit auch eine längere Fas sung (20 Strophen) in dem Buch „Schöne Christ liche Creutz- und Kirchen-Gesänger", Straubing 1615, überein; sie trägt den Titel: „Ein Ruff und Lobgesang von dem heyligen Sanct Wolff gang"^!. Anläßlich der Erhebung der Gebeine des Heili gen im Jahre 1613 erschien ein bei Andreas Angermayer in Ingolstadt gedrucktes Liedflug blatt mit dem Titel: „Andächtiger und Catholischer Ruff von dem H. Regenspurgischen Bischoff S. Wolffgango"^^. Als Refrain hatte das Volk nach jeder Verszeile ein „Alleluja" bzw. „Kyrie eleyson" zu singen, so daß der Gesamteindruck der einer gesungenen Litanei war. In 179 Zwei zeilern wird das Leben und Wirken Wolfgangs besungen und die Festfeier des Jahres 1613 ge würdigt. Die echt volkstümliche Melodie des „Rufes" geht leicht ins Gehör. Sie sei hier (mit Unterlegung des Textes der 1. Strophe) angefügt: Das wal - te Gott Inn sei nemThron. AI - le - lu - ja Den lo - ben wir nüt ne - wem Thon. Ky - ri - e e - ley - son. Hier noch ein paar Beispiele aus der naiven Dich tung: 8. So freye sich dann Schwahenlandt — Alleluia Darauß St. Wolfgang allbekannt — Kyrie eleyson. 9. Von frommen Eltern ist geboren — Alleluia und selber fromm und heilig loorn — Kyrie eleyson. Johann Christoph (Wasner), S. Wolffgangs des h. beicbtigers und hiscboffen zu Regensburg herkommen / leben und ableiben, Salzburg 1599, S. 149 f. Vgl. N. Beuttner, Catholisch Gesang-Buch, Graz 1602, fol. 105 V — 107 r. Die Erstauflage des Buches befin det «ich in der Stiftsbibliothek St. Florian und in der Bibliothek der Jesuiten in Innsbruck. Einen Neudruck, herausgegeben und mit einem wissenschaftlichen Nachwort versehen, besorgte W. Lipphardt in der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz 1968. Hier auch eine eingehende Würdigung des Lieder buches, ebenso bei IV. Baumker, Bd. 1, S. 158—162 und 197 f. — Zum Lied vgl. auch K. M. Klier, Heimat gaue 7 (1926), 211; Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1005 n. 1242; W. Baumker, Bd. 2, S. 180 f. n. 143. — Melo die mit Takteinteilung bei L. Erk — F. M. Böhme, Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder, nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart, Bd. 3, Leipzig 1894, S. 793 f. n. 2100. " Vgl. Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1005 f. n. 1243. — K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), 211. Ph. Wackernagel, Bd. 5, S. 1217—1222 n. 1479; W. Baumker, Bd. 2, S. 180 f. n. 143; K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), S. 210; W. Schenz, a. a. O., S. 210—212.
Die Strophe 150 lautet: Diß sey genug und muß gnug seyn — Alleluia Wir kämen all zu weit hineyn — Kyrie eleyson. Dennoch wird der „Kurtze Ruff und Gsang", wie er in Strophe 62 genannt wird, noch mit 29 weiteren Reimpaaren fortgesetzt. Der Prior von Göttweig, P. David Gregor Corner, nahm in sein „Groß Catholisch Gesangbuch", gedruckt zu Nürnberg 1631, auch ein aus 40 Vierzeilern bestehendes Wolfganglied auf: „Ein Ruff von dem H. Bischoff Wolfgang, aus seiner Legend gezogen"^®. Strophe 1 lautet: Merckt auff, ir Christen alle, was ich wil heben an, Wil singen mit frewd und schalle von einem heiligen Mann. Strophe 24 erwähnt die blühende Wallfahrt; es heißt darin: Viel tausend Christen hinreysen wol auff den heutigen Tag. Strophe 37 wendet sich an den Heiligen mit der Bitte: S. Wolffgang, lieher Herre, erwirhe uns von Cott, Daß er uns Sünder erhöre in aller unser Noht. Zeitlich nicht viel später dürfte „Ein schöner Rueff / Von deß heyligen und grossen Nothhelfers / Bischoffen und Beichtigers Wolfgangi Leben / wie auch seiner grossen Wunderzaichen / so er in dem Oberseeischen Gebürg bey Saltzburg gewürcket hat" anzusetzen sein, der bei Marx Anthony Hannas in Augsburg als Flug blatt (4 Blatt) erschien^^. Da der Verleger 1676 gestorben ist, ist der Gesang jedenfalls einige Zeit vorher entstanden^®. Das gleiche Lied fin det sich (ohne Druckort und Jahreszahl) unter Beifügung der Melodie auf einem 16seitigen Flugblatt^®, das auf der Titelseite einen interes santen Holzschnitt mit der Wallfahrtskirche (siehe Textbild) zeigt. An der Außenwand der Kirche sind die in Reih und Glied angebrachten Opfergaben zu sehen, meist Nachbildungen von (geheilten) Gliedmaßen. Holzschnitt und Liedm% Mmc ibus inhalt lehnen sich eng an das 1599 erschienene Mirakelbuch des Johann Christoph Wasner an. Von den 76 Vierzeilern seien die ersten drei wiedergegeben, wobei wir der ersten Strophe auch die Melodie beifügen^®. Diese ist auch ton artlich noch ganz choralnahe und ist nicht ohne Vorbilder entstandene^. Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1006—1008 n. 1244; K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), 212. — Zum Liederbuch vgl. W. Baumker, Bd. 1, S. 178—207. " K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), 203—207, dazu Ta fel 19 nach S. 208; W. Baumker, Bd. 4, S. 640 f. n. 288. " Vgl. G. Wacha, a. a. O., S. 148. Nach W. Baumker, Bd. 4, S. 35 n. 42, erfolgte der Druck 1630. Die Melodie nach einem Exemplar in der Stiftsbibliothek Kremsmünster aus dem Ende des 17. Jahrhunderts (vgl. W. Baumker, Bd. 4, S. 640 n. 288). " Vgl. dazu die Lieder bei IV. Baumker, Bd. 1, S. 455 n. 1; Bd. 2, S. 143 n. 85.
1. Im Na - mcn Gott deß Her - rerf, wöl - len wir' frö - lidi an-heben zu sin-gen vdm hei - Ii - gen 5t Wolffgang, und sei - nem gan - zen- L'e - ben. 2. Der heilig Herr St. Wolffgang, Der war auß edlem Blut, Erzeigt in Swahen zu Pfulling, Von alten Grafen gut. 3. Im sihenden Jar seins Alters, Ward er in d'Schul gethan. Darinnen er seins gleichen. In der Kunst bald eingethan. Dem 18. Jahrhundert gehört ein achtstrophiges Lied „Von dem H. Bischof Wolfgang" an, das K. M. Klier nach einem Druck von 1779 ver öffentlicht hat^®. Der Gesang folgt inhaltlich in großen Zügen der Wolfgang-Vita. Die erste Strophe lautet: Wolfgang! den einst in Schwahenland Gott hat der Welt gegeben. Dein Nam, und Ruhm wird bald bekannt Durch dein so heiligs Leben; Denn gleich von erster Jugend Die Übung wahrer Tugend War dein Vergnügenheit, War dein Vergnügenheit. Die letzte Strophe wendet sich bittend an den Heiligen: Nun dann o heil'ger Landspatron! Der du im Himmel oben Itzt schon genießest deinen Lohn, Und ewig Gott wirst loben: Ach niemal uns verlasse! Zeig uns die rechte Straße, Die uns auch führt zu dir. Die uns auch führt zu dir. Von dem vorhin erwähnten „schönen Rueff" besorgte fast 200 Jahre später Jakob Grafwallner eine kürzere Version, die erst mit Strophe 37 einsetzt und jeweils zwei Vierzeiler zu einer Strophe zusammenfaßt. Der Druck dieses ins gesamt aus 21 Strophen bestehenden Liedes erfolgte 1827 bei Joseph Oberer in Salzburg^®. Nach dem Gesagten ist der Titel „Ein / neues / Lied / zu dem / heiligen Wolfgang" nicht ganz gerechtfertigt. Eine wirkliche Neuschöpfung ist eigentlich nur die letzte Strophe; sie hat folgen den Wortlaut: So hast, o heiliger Wolfgang Dein Leben zugebracht. Dies Liedlein hat zu deiner Ehr Jakob Grafwallner g'macht! Er bittet noch einmall Den Singer überall. Daß er doch auch an ihn gedenk Und ihm ein Vater unser schenk. Das gleiche Flugblatt enthält neben einem Lied zu Ehren des hl. Johannes von Nepomuk („O Johann, du treuer Schiffer") noch zwei weitere Wolfganglieder. Eines davon besteht zum Groß teil aus Bitten an den großen Nothelfer®®. Die erste der insgesamt 17 Strophen stellt eine Ein ladung an die Gläubigen dar, sich in ihrer Drang sal an St. Wolfgang zu wenden: Ihr Christen groß und klein. Fromme und Sünder! Ruft an den Wundermann, Den heiligen Wolfgang! Ihr Menschenkinder. Die 3. Strophe macht deutlich, daß es sich eben falls um ein Wallfahrerlied handelt: Es kommt ein christlich's Volk Von fremden Landen, Bittend zu Dir herein, Uber den Falkenstein, Durch Liebesbanden. Das dritte der Wolfganglieder in diesem Flug blatt heißt „Abschiedslied von St. Wolfgang"®'. Jede der neun Strophen wird mit dem Refrain beendet: „St. Wolfgang hier, ach bleib bey mir! / Mein Seel weicht nicht von dir." Wir bringen die Strophen 1 bis 3: Heimatgaue 9 (1928), 181, nach dem Liederbuch „Der singende Christ", Augsburg ^1779. „Die Liedtexte sind von dem in Dillingen geborenen Jesuiten Hauser meist neu-, zum geringeren Teil umgedichtet." « K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), 207; Sdienz, a. a. O., 213. «« K. M. Klier, a. a. O., 207 f. " K. M. Klier, a. a. O., 208 f.
1. Wie bald sind nicht die Freuden aus St. Wolfgang hier bey dir; Sollt ich schon wieder gehn nach Haus, Ach weh! wie schwer fällt's mir. St. Wolfgang hier, ach bleib bey mir! Mein See! weicht nicht von dir. 2. Kann auch vielleicht das Letzmal seyn. Daß wir in diesem Saal, So kommet her, alt, groß und klein. Beurlaubt euch nun all. St. Wolfgang hier, ach bleib bey mir! Mein Seel weicht nicht von dir. 3. So stehen wir auf und reisen fort, Weils nicht kann anders seyn. Gib uns den Segen auf die Reis' Wir bitten groß und klein. St. Wolfgang hier, ach bleib bey mir! Mein Seel weicht nicht von dir. Ein mir vorliegendes Wallfahrerbüchlein, das ebenfalls bei ]. Oberer in Salzburg erschien, ist wie folgt betitelt: „Neu verfaßter ächter Ur sprung des Ortes und der Wallfahrt zum heili gen Wolfgang, sammt den Tagzeiten, den zu den Stationen gehörigen Gebethern und der Litaney zu diesem Heiligen"^^. Der Anhang bringt „Drey Gesänge für andächtige Wallfahrter, welche den Gnaden-Ort St. Wolfgang besuchen". Leider sind die Melodien nicht beigegeben. Das erste der Lieder begleitet die Pilger auf den einzelnen Stationen über den Falkenstein und hat einen hohen wallfahrtsgeschichtlichen Wert. Es wurde von K. W. Klier nach einem anderen Druck be reits veröffentlicht®®. Die sieben Achtzeiler waren zu singen: am Fuße des Berges, bei der 1. Kapelle, beim Kirchlein, beim Brunnen, „bey der Steinklippen", bei der Hacklkapelle und bei der Rastkapelle. Als Bei spiel für das anspruchslose Lied möge die 6. Strophe dienen, die auf den Beilwurf Bezug nimmt. Eine Kirche noch vor allem. Will ich bauen, und wohin? Wird es meinem Gott gefallen? Es kommt mir gewiß in Sinn. Wirf das Handbeil, fallt es nieder O! ich werd' es wieder seh'n; Such' dasselbe, find' es wieder. Dort soll meine Kirche steh'n. Bisher nicht publiziert wurde das Lied, das „der christliche Wallfahrter singt bey dem Anblicke der Kirche St. Wolfgang" im Tone „O Wunder der Gnaden". Der volle Text lautet: 1. Was sehen die Augen Am See dort noch klein? Es muß ja die Kirche Sankt Wolfgang schon seyn? Die Füße vom Gehen Sind schwach und sind müd: Doch ist das Herz munter Und froh das Gemüth. 2. Wir bethen und singen Zum Herrn, unsern Gott, Daß er uns doch gebe Das tägliche Brod. Die Krankheit der Seele Uns heile, und dann Dem Leib die Gesundheit, Und Fried' jedermann. 3. Doch wir sind ja Sünder, Vor Gott nicht ganz rein; So kann das Gebeth nicht Ganz angenehm seyn. Erbarme dich unser! Gedenke nicht mehr An die alten Sünder; Verschone o Herr! 4. Der heilige Wolfgang Ist vor Gott ganz rein. Sein Fürbitten muß bey Gott Angenehm seyn. Sankt Wolfgang so tritt doch Zum Thron hin vor Gott! Daß er uns erhöre. In Kreuz und in Noth. 5. Wir kommen zur Kirche Sankt Wolfgang hinein. Es muß der Altar Das erst' Augenmerk seyn. So werfet euch nieder. Und bethet im Geist; Jahreszahl leider nicht mehr lesbar. K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), 209 f. Die von ihm benützte Quelle (vierseitiges Flugblatt, Eibl, des Mu seums in Salzburg, Nr. 17.836) ist laut Anfrage bei der Direktion nicht mehr vorhanden.
Gelobt sey das Himmelsbrod So uns hier speist. 6. Ihr Pilger steht auf und Geht weiter hinein, St. Wolfgangs Kapell Muß euch willkommen seyn. O grüßet vom Herzen Und ehret sein Bild, Ist gegen den Satan Ein mächtiger Schild. 7. Betrachtet die Wunder Gedrücket im Stein Geht dann hin! opfert Und leget was ein. Und rufet noch einmal: O heil'ger Wolfgang! So schließen wir Pilger Den frohen Gesang. Das dritte Lied ist ein Abschiedslied: „Der christliche Wallfahrter nimmt Abschied von St. Wolfgang". Es wurde nach der gleichen Melo die gesungen wie das Falkensteinlied: „Nun Gott Lob, wir sind gekommen". Hier der Text: 1. Ach so müssen wir schon wieder Fort, aus diesem Gnadenort! Stimmet an die Ahschiedslieder, Auf, in Gottes Namen fort! Opfert hey St. Wolfgangs-Zellen, Ahschiedsthränen noch einmal,- O! vielleicht ihr guten Seelen Weint ihr da das Letztemal. 2. Mußte ja der heil'ge Wolfgang, Ehen vor achthundert Jahr, Abschied nehmen, in den Fortgang, Wo er abgerufen war. Regensburgs verlaßne Seelen Fordern ihn zum Hirten auf. Die von ihm erbaute Zellen Hob sich nun von selbsten auf. 3. Sehet dort den Schiffmann stehen. Mit dem Ruder in der Hand ?— Bald wird es vom Ufer gehen. In den See vom festen Land. Seht im Geist den heil'gen Wolfgang. Wie er uns den Segen gibt. Wenn ein jeder fromme Pilgram Gott wie er, vom Herzen liebt. 4. Brüder bittet Gott vor allen. Und den großen Wundersmann, Daß ihm diese Reis' gefallen Möge, die wir hier gethan. Große Trübsal, viele Leiden, Und die Noth treibt oft zu Gott. Laß, o Herr! uns von hier scheiden, Heil'ger Wolfgang bitt bey Gott. 5. Hohe Felsen, Berg und Wälder Und das schöne Gotteshaus In St. Wolfgang, und die Felder Weichen unsern Augen aus. Bald vergeh'n die letzten Blicke, Wo der Gnadenort zu seh'n, Muthig wollen wir zurücke Wieder in die Heimath geh'n. Sowohl für den privaten Gebrauch als auch für die gemeinsame Rezitation werden die „TagZeiten von dem heiligen Bischoff Wolfgango" bestimmt gewesen sein, die sich erstmals in den Lidl'schen Mirakelbüchern von 1732 und 1753 finden, aber auch in unser Wallfahrerbüchlein aufgenommen sind. Die Hymnen ergeben einen kurzen Abriß des Heiligenlebens und seien hier (nach Lidl 1753®^) wiedergegeben: Zur Metten Laßt uns Wolfgangi heilig's Lehn, Und Tugenden betrachten; Die Wunder, so nicht seynd zu zehin. Nach Würdigkeit groß achten. Ein Stern der Mutter angedeut. Was Frucht im Leib sie trage: Ein Kind voll Gnaden und Weißheit, Würtzburg darumen frage. Zur Laudes / oder Lob-Metten Von Gott dem Heilg'n Geist erleucht, Wolfgang die Welt verachtet: All Ehren-Aembter sorglich scheucht. Dem Göttlich'n G'satz nachtrachtet. Sein hohen adelichen Stamm, Nach dem die Welt schon strebet. Vertauscht mit dem Einsidlers-Nam, In Schwartzwalds-Closter lebet. ^ Bernhard (Lidl), Geseegnetes Aberseeisches Gebürg, Augsburg — Innsbruck 1753, S. 63 if.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2