OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Inzwischen war im Frühjahr 1662 eine Vorhut Soldaten in die Wildenecker Gegend abgeordnet worden, die Bauern jedoch wehrten sich mit allen Mitteln gegen diese neuerliche Einquartie rung, nahmen die Soldaten gefangen und führten sie nach Mondsee, veranstalteten auch vor dem Haus des Pflegers im Markt einen Sitzstreik und betonten, ihre Gründe nicht mehr bearbeiten zu wollen, solange sie Soldaten im Quartier hätten. Die Bauern hatten Erfolg. Das Militär wurde im Markt untergebracht^®. Der Großteil des Jahres verging für die obrigkeitlichen Behörden mit Vorbereitungen für die geplante Aktion, aber auch die Bauern müssen einiges von den Plänen erfahren haben, denn viele von ihnen brachten ihr wertvollstes Gut nach St. Wolfgang oder Thalgau, auch trafen sie sich immer häufiger, im Herbst dann fast täglich, zu geheimen Zusam menkünften, vor allem in Oberwang, in der Teufelmühle, in der Heittermühle und in Kasten^''. Mit Schreiben vom 13. Oktober 1662 gab der Kaiser grünes Licht für das Unter nehmen, er habe sich entschlossen, mit der mili tärischen Exekution gegen die Bauern vorgehen zu lassen. Die Herren der angrenzenden Gebiete wurden vom Vorhaben verständigt — es war ja schon monatelang auch mit ihnen darüber kor respondiert worden —, die Grenzen wurden gesichert; so waren in Thalgau 45 Mann mit einem Hauptmann und einem Leutnant, in Hüttenstein 27 Mann und ein Leutnant und in Straßwalchen 25 Mann und ein Feldwebel als Grenzwache stationiert; an den übrigen Grenzen wurden ähnliche Vorkehrungen getroffen. Pfleger Eysn hatte eine Liste mit d,en Namen der Anführer, nach Hüten geordnet und je nach ihrer Tätigkeit gekennzeichnet, anfertigen lassen; es waren 80 Namen genannt, sogar eine Frau, die Heittermüllerin, deren Mann in Raab gestorben war; die meisten der Genannten waren Kloster untertanen, nur wenige unterstanden dem Urbar amt; die wenigsten Schuldigen befanden sich in der Perger Hut und in der Hut Niedersee, die meisten in der Prieler Hut, auch in Rabenschwandt und Haslau^®. Am 7. Dezember begann der Einmarsch der Truppen, insgesamt 1400 Mann, und die Gefan gennahme der vorgesehenen Bauern. Die Sol daten gehörten vor allem dem Kaisersteinischen Regiment, einige auch dem Koppischen an. Am 9. Dezember konnten die Verhöre im Kloster beginnen; die Kommission setzte sich aus dem Landeshauptmaim Graf von Weissenwolif, Franz Christoph Graf Kheveifliüller, Abt Placidus Hieber von Lambach und Seyfried Hager zusam men. Für diesen 9. Dezember waren auch alle Wildenecker Bauern nadi Mondsee ins Kloster bestellt; sie kamen tatsächlich und wurden der Kommission vorgeführt; es wurden ihnen die kaiserlichen Patente verlesen und ihnen bedeutet, daß sie der Kommission denselben Gehorsam schuldeten wie dem Kaiser selbst. Es wurde ihnen daraufhin vorgehalten, daß sie trotz mehr facher kaiserlicher Gnadenbezeigungen im Un gehorsam verharrt und ihre Steuern und auch die Dienste zur Herrschaft nicht geleistet hätten. Als Strafe hiefür sei nun diese militärische Exekution gestartet worden. Trotzdem wolle man gnädig sein und den Untertanen die Rüstgeldausstände in Höhe von rund 90.000 fl nach sehen (da sie ja doch uneinbringlich wären); die letzten sieben Rüstgelder und auch die dem Kloster ausständigen Gefälle müßten sie bezahlen. Kniend baten die Bauern, ihnen auch dies nachzusehen, damit sie ein leichteres Begin nen für ihr weiteres Hausen hätten. Von den sieben Rüstgeldern wurden schließlich noch vier nachgesehen, die restlichen drei aber müßten unweigerlich, und zwar das erste am 14. Dezem ber, das zweite bis Neujahr und das dritte im Laufe des kommenden Jahres bezahlt werden. Der Abt von Mondsee hatte wegen des Nach lasses der ausständigen Grundherrschafts abgaben Bedenken, schließlich aber erklärte er „mit dem Beding, wann derselb änderst deren in Euer Kaiserlichen Majestät Vizedomamt Linz, auf ettliche Jahre ausständigen Bestandgelder der Herrschaft Wildenegg erlassen werde, den Untertanen sowol an des Klosters als auch herr schaftlichen Ordinari in Traid- und Gelddienst, dann Land- als Vogtsteuer und Vogthafer, hinGrüll, Bauer, Herr u. Landesfürst, S. 161 f. LA., StA. M., Bd. 225; LA. Salzburg, Hofrat, Mond see 30. LA. Salzburg, Hofrat, Mondsee 30.

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