OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

rigem Gemüt und importimen Worten, wie oben vermeldet, sie könnten mit harter Mühe das Brot für ihr Maul gewiimen, geschweige erst dazu Quartier erleiden, sie wären ganz aus gesaugt und wo man auf sie so stark dringen würde, so wäre nicht zu verdenken, ihr Elend und Not dem Kaiser, wie vorbeschehen, klagend vorzubringen"^®. Inzwischen war nun doch ein eigener Pfleger für Wildeneck bestimmt worden, nämlich Ferdinand Nütz von Goisernburg; die Fronten waren aber bereits so verhärtet, daß auch dies nichts mehr helfen konnte, zudem Nütz ein sehr harter Herr war. Während seiner Herrschaft kam es am 14. April 1656 zu einer richtigen Revolte der Wildenecker Bauern, dies jedoch wahrscheinlich weniger durch seine Schuld, sondern wegen der übermäßigen Quartierforderungen der bei den Untertanen eingelegten Soldaten. Beim Anführer der Bauern der Prieler Hut, Georg Ginperger, Müller an der Heittermühle, waren z. B. sechs, beim Simon Statzer an der Mühl drei Soldaten einquartiert. Die Bauern zogen zuerst zur Heit termühle in der Hoffnung, die Soldaten vertrei ben zu können, was ihnen natürlich nicht gelang. Daraufhin zog am Abend eine große Menge nach Mondsee zum Haus des Pflegsverwalters, 60 bis 70 Mann drangen in das Haus ein, die anderen blieben davor. In ziemlich rauhen Worten erklär ten sie dem Pfleger, daß man ja nun sehe, wo das ganze hinaus wolle, sie müßten ja doch noch von Haus und Hof wegziehen und wollten daher ihre Gründe gar nicht mehr bebauen; dann stellten sie ihm einen Zeger, in den sie ihre Haus- und Gewährbriefe getan hatten, vor die Füße®®. Es gelang dem Pfleger, die Bauern wieder einiger maßen zu beruhigen, und die Bauern hatten damit doch erreicht, daß die Soldaten nicht mehr fordern durften, als ihnen zustand, und das waren entweder die Hausmannskost und 3 kr pro Tag oder 8 kr ohne Kost. Liest man diese Ereignisse, versteht man aller dings die Klage des Abtes an seinen Amts kollegen in Lambach ein Jahr zuvor nicht, in welcher es heißt, daß Bauern und Soldaten gemeinsame Sache machten und daß es daher keineswegs angenehm sei, unter solchen Leuten wohnen zu müssen®^. Noch verwirrter wurden die Verhältnisse, als 1657 ein neuer Pflegsverwalter für Wildeneck in der Person des Einnehmeramtsgegenschreibers von Gmunden, Wilhelm Hillebrandt, eingesetzt wurde, dem der Abt von Mondsee, immer beraten und unterstützt von Abt Placidus von Lambach, die Herausgabe der nötigen Verwal tungsunterlagen verweigerte, so daß er praktisch nicht arbeiten konnte. 1660 fand dann wieder einmal eine kaiserliche Kommission wegen der Rüstgeldrückstände statt, denn deren Höhe betrug bereits über 90.000 fl. Es muß sehr aufgeregt zugegangen sein bei die sen Verhandlungen, den Kommissären aber gelang es schließlich mit dem Versprechen, daß die Ausstände bis Martini 1660 nachgelassen und die Rüststeuergrundlage von 5 auf 4 ß pro 100 fl gesenkt werden sollten, alle Untertanen zum Gelöbnis zu bringen. Zu Beginn des folgen den Jahres wurde dann auch ein neuer Pfleger in die Herrschaft eingeführt, Wolf Heinrich Eysn®®. Wirksam aber wurde auch diesmal der Nachlaß nicht. Es geschah nichts Besonderes in der Folgezeit, es geschah nur das, was immer geschehen war, trotzdem aber trieb alles einem Höhepunkt, der zugleich Ende sein mußte, entgegen, und wieder war es Abt Placidus von Lambach, der dauernd konspirierte und auch zur Exekution drängte, denn die Wildenecker Bauern galten ja doch immer nur als Rebellen. Das Unternehmen wurde gut vorbereitet, man plante, 400 bis 500 Mann bei den Bauern ins Quartier zu legen, die Rebellen zu verhaften und die Weiber und Kinder zu verjagen. An den Grenzen sollten Maßnahmen getroffen werden, daß niemand flüchten konnte; die Anführer soll ten gehenkt, zur Abschreckung einige Häuser abgebrannt und dafür Galgen aufgestellt wer den; den Bauern, die ihre Anführer nicht nennen wollten, sollte man das Haus ebenfalls anzünden. " Crüll, Bauer, Herr u. Landesfürst, S. 135. 2» LA., StA. M., Bd. 224. ^ Awecker, Mondsee, S. 145. ^ Crüll, Bauer, Herr u. Landesfürst, S. 155; Awecker, Mondsee, S. 32.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2