war als pure finanzielle Not und die Unvermögenheit zu zahlen. In einem späteren, neuerlichen Bittgesuch hoben die Mondseer diese ihre Haltung auch besonders hervor und schilderten die Geschehnisse folgen dermaßen: Am Vorabend des Michaelitages drangen ungefähr 200 Mann in die Herrschaft ein, wollten sie für sich gewinnen und dann gemeinsam Kloster und Markt überfallen; sie seien ihnen aber mit Waffen entgegengezogen und hätten sie verjagt^^. Merkliche Gnade hat ten sie sich auch dadurch nicht eingehandelt. Am 3. Mai 1649 wurde in Mondsee ein Raittag mit einigen Kommissären der Verordneten abgehal ten und es stellte sich heraus, daß die Rüstgeldausstände der Wildenecker Bauern für die Zeit von 1644 bis Mai 1649 bereits auf 31.883 fl 4 ß 18 d angewachsen waren, 14.143 fl 5 ß 18 d waren in diesem Zeitraum bezahlt worden. Die Untertanen bekannten sich auch zu diesen Aus ständen und zeigten sich ohne weiteres bereit, sie allmählich abzuzahlen, aber bei den jetzigen schweren Zeiten sei ihnen dies einfach unmöglich. Der Kaiser versprach einen spürbaren Nachlaß an den Rückständen, doch nichts geschah, der Abt ließ wieder Untertanen einsperren, legte anderen Soldaten ins Quartier, Bitt- und Beschwerdeschriften nahmen ihren Weg. Ende 1650, als die Ausstände schon rund 38.000 fl ausmachten, wurden 8000 fl nachgelassen. Was aber half das, wenn es den Untertanen unmög lich war, die laufenden Steuern zu zahlen. An fangs 1652 mußte der Abt selbst in einem Bericht zugeben, daß die Untertanen am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt seien. Dieses Ein geständnis war aber wohl weniger von Mitleid diktiert als von der Furcht, daß beim Versuch der unnachsichtigen Eintreibung der Schulden viele Güter veröden und er somit auch an den herr schaftlichen Einnahmen große Einbuße erleiden würde. Intern allerdings ließ er, wie sich in Tod fallsabhandlungen zeigt, wenig Milde walten. 1652 starb Abt Maurus Schaller, und mit seinem Nachfolger, Simon Rebiser von Landsberg, schlössen die Landstände am 19. Februar 1653 einen Vertrag ab, demzufolge der Abt die alten Steuerausstände (43.903 fl 7 ß 9 d) übernahm und sich verpflichtete, davon jährlich 1000 fl ohne Zinsen zurückzuzahlen; darüber hinaus verpflich tete er sich, die ausgeschriebenen Landesanlagen ordentlich zu bezahlen und keine Ausstände an wachsen zu lassen^®. Sicherlich, die Rüstgeldausstände der Bauern waren auf diese Weise gleichsam getilgt, aber sie waren dem Abt da durch vollständig ausgeliefert, und daß er, noch beraten von seinem Freund Abt Placidus Hieber von Lambach, keineswegs mit Milde und Ver ständnis herrschte, zeigten die nachfolgenden Jahre. Außerdem schien es auch mit der Über nahme der Rückstände nicht ganz seine Richtig keit zu haben, denn die Ausstandssummen wur den immer höher, der alte Rest wurde also auch weiterhin den Bauern angerechnet. Es kam vor derhand auch nicht zur Einsetzung eines eigenen Pflegers in Wildeneck, wie die Landstände vor geschlagen hatten, was die Lage der Untertanen durch Trennung der verschiedenen Kompetenzen vielleicht etwas erleichtert hätte. Als Bestrafung für Zahlungssäumige wurden wiederum Einker kerungen vorgenommen, nun aber meist in Wien, in den Stadtgräben oder gleich in türki schen Grenzhäusern, wie z. B. in Komorn, weil sie dort praktisch keine Verbindung zu ihren Leuten herstellen konnten. Den in Freiheit Gebliebenen wurden Soldaten ins Quartier gelegt und außerdem ihre Exekution befohlen. Anfangs 1656 begann der Ansatzexekutor Hans Jakob Grünauer seine Tätigkeit und von ihm stammt auch eine objektive Schilderung der Lage der Bauern; er schreibt: „Ich hab zwar ihren lamentierlichen Worten nicht Glauben geben wollen, so zeigt aber zum Teil der Augenschein ihre Armut, das wilde von Berg und Tal ansichtige Ort und unfruchtbare Boden, wie auch vorderist die Überschätzung ihrer Gründe und Güter, ja es wird wohl der dritte Teil, so ich von glaub würdigen Personen — die ihnen sonst mehr ge hässig als günstig sein — vernommen, daß sie an ihren anbauten Gründen nichts über den Samen, etliche sogar denselben nicht haben können." Weiter schreibt er dann allerdings audi, daß sie ihre Klagen „nicht mit mitleidigen, sondern mehr wie Aufwiegeier zu tun pflegen, mit halsstar- " LA., StA. M., Bd. 224/3. Crüll, Bauer, Herr u. Landesfürst, S. 127 ff.
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