Andererseits hatte die Angelegenheit noch ein privatrechtliches Nachspiel, da es zu einem Pro zeß zwischen drei Bauern kam, nämlich Georg Schrueggmayr, Wolf Feichtinger und Georg Nußpämer am Pachlehen, die sich gegenseitig be schuldigten, die Anregung für den Widerstand gegen die Herrschaftsgewalt gegeben zu haben^®. Zur Ruhe aber kam man auch im allgemeinen nicht. Neue, sehr intensive Aktivitäten entwikkelten die Bauern in den Jahren 1619 bis 1621 wegen unrechtmäßig hoher, vom Kloster gefor derter Todfallsabgaben wie auch anderer erhöhter Taxen und wegen des Rüstgeldes; dieses war es ja auch, das fast ein halbes Jahr hundert lang Kernpunkt aller Zwischenfälle war und schließlich zum dramatischen Ende führte; viele der Untertanen hatten schon arge Rück stände und weigerten sich schließlich, diese zu zahlen. Vorerst aber ging es primär um das Sterbhaupt und etliche andere Taxen. War wirk lich die Aufwiegelei einiger weniger die Schuld oder allgemeine Verzweiflung durch die schlechte finanzielle Lage, man wird es nie genau klären können. Es kam wieder zu bedrohlichen Zusam menrottungen, zu Handgreiflichkeiten, Bitt- und Beschwerdeschriften und Befehlen, zu zahlrei chen Inhaftierungen, selbst im Linzer Schloß, und es gab andererseits auf Seite der Behörden so manche Bestechungen, die natürlich einer objek tiven Rechtsfindung gewiß nicht förderlich sein konnten. So viel menschliches Schicksal, guter Glaube und Not in jedem einzelnen Akt dieses Rechtsstreites auch enthalten sind, es würde zu weit führen, genau darauf einzugehen. Auch diese „Rebellion" endete wieder mit einem Schriftstück: die Unter tanen sollten nicht über die Vereinbarungen von 1598 hinaus beschwert werden und die Gefan genen wurden auf die Versicherung hin, das Rüstgeld zu zahlen, wieder in Freiheit gesetzt^^. Wirklich erschütternd aber ist letzten Endes das Schicksal jenes Mannes, der die Bauern in all der Zeit immer wieder angeführt hat, den sie immer vorgeschoben hatten und der sich, so wie schon Vater, Großvater und Urgroßvater, für das Wohl seiner Landsleute eingesetzt hatte, ungeachtet dessen, daß er immer wieder behördlich verfolgt und oftmals eingesperrt worden war: der Bauer Christoph im Holz. Reich waren sie ja wirklich alle nicht, die Mondseer Bauern, Christoph aber hatte bereitwillig immer wieder von seinem eigenen Gut gegeben, um all die Eingaben, die verschiedenen notwendigen Reisen finanzieren zu können, und diese Ausgaben waren im Laufe der wenigen Jahre auf 150 fl angewachsen. Nun forderte er die Hutmänner auf, ihm diesen Betrag zu ersetzen. Sie dachten nicht daran. Christoph führte Prozeß wegen dieser Summe; die Bauern sagten sich von ihm los, sie hätten ihn nie zu ihrem Vertreter erwählt, er sei es viel mehr gewesen, der sie aufgewiegelt, der sie in diese leidliche Geschichte hineingezogen hätte, und er wurde natürlich mit seiner Klage vom Gericht abgewiesen. Durch Feuer verlor er zudem sein gesamtes Gut, sogar sein Wagnerwerkzeug; ihm half niemand und es ist auch weiter nichts von ihm bekannt^^. Eine gewisse Unruhe, ein stiller, latenter Wider stand aber schwelte weiter unter den Mondseer Bauern. Die Rüststeuer war es, wie schon erwähnt, die immer wieder Anlaß gab zu neuen Zwischenfällen und welche die Bauern einfach nicht zahlen konnten, wie sie behaupteten. Sicher, während des 30jährigen Krieges war die Anzahl der Rüstgelder immer wieder erhöht worden, und das Mondseeland ist zwar schön, aber keineswegs besonders reich und war es zu jener Zeit noch weniger. Und so überreichten die Vertreter der zwölf Hüten am 18. Februar 1646 dem Kaiser wieder einmal eine Beschwerde- und Bittschrift, verfaßt vom Mondseer Schulmeister Ludwig Wimberger, der auch drei Jahre lang den Dienst eines Marktschreibers zur vollen Zufrie denheit von Bürgermeister und Rat versehen hatte, wenn ihm auch von anderer Seite Vor würfe gegen seinen Lebenswandel und seine Lehrtätigkeit erhoben wurden^®. Die Bauern schilderten hier ihre schlechte wirtschaftliche Lage: die Gründe sind steinig und in bergiger Lage und erbringen z. B. beim Hafer nur den Grüll, Bauer, Herr u. Landesfürst, S. 99. Grüll, Bauer, Herr u. Landesfürst, S. 100 ff. " LA., StA. M., Bd. 224/1. Axoecker, Mondsee, S. 116.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2