OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Der verspätete Aufruhr im Mondseeland Von Hertha Schober Mit 1 Kartenskizze Das Mondseeland hatte wenig Anteil an den allgemeinen Bauernkriegen in Österreich ob der Enns, aber es hatte seinen eigenen Aufstand, so wie es auch in der Verwaltung immer eine gewisse Sonderstellung einnahm, eine Sonder stellung, die herausgewachsen war aus seiner wechselnden politischen Zugehörigkeit einerseits und den sich meist etwas überschneidenden oder zumindest nicht klar durchschaubaren Kompeten zen in der Verwaltung, die wiederum hervor gerufen waren durch die Dreiteilung Kloster Mondsee, Herrschaft Wildeneck und Urbaramt Salzburg. Es dürfte zum besseren Verstehen der gesamten Vorgänge notwendig sein, diese Ver waltungseinheiten etwas genauer zu skizzieren. Zuerst einmal den historischen Begriff des „Mondseelandes" selbst; die Betonung muß hier auf dem Wort historisch liegen, denn wer heute vom Mondseeland spricht, denkt an ein schönes Urlaubsgebiet, das — historisch unrichtig — zum Salzkammergut gehört; das Mondseeland war nie dem kaiserlichen Salzkammergut einbezogen, wenn die Hofkammer dies auch sehr gerne gesehen hätte. Das Mondseeland war vielmehr der geschlossene Verwaltungsbereich der Herr schaft Wildeneck und letzten Endes, da diese Herrschaft eine sekundäre Schöpfung bedeutete, der geschlossene Besitz des Klosters Mondsee. Seine Grenzen werden 1435 folgendermaßen (gekürzt) beschrieben': „Vom SchlofS zum Praitenstein (Marchstein) — Spilparz — über den Ranslpach bis in den Topl, von des Toplers Gründen in die Hueb — Huebwald — Püchler — Pelzleuten — in den Steinpach — in den Steifflpach — Khottigprückl — Hof wiese auf der Höh — durch die Schönleuthen — auf den Saurießl, auf der Höh, wie es das Regenwasser scheidet bis auf den Achberg auf, auch wie das Regenwasser scheidet, an die Kholstatt — Heingast — gegen den Hörhag — Sprenzlach, darmitten liegt ein Stein auf einem Pergel, darauf ist ein Huf eisen gehauen, ist auch das echt Landmarch — nach der Sprenzlach (der Bach gehört nach Wildenedc) — Hörhag und Schrenckhen auf der Schwandt — Steingrueb, ist auch ein Marchstein, darauf ist ein Hufeisen gehauen — hinter das Roßmoos zum Prun — hinab bis in die Schatz puchen — hinunter bis in den Hörgraben in die Aschau — LFntracherwald auf der Höhe, scheidet es auch das Wasser — gegen Rockhenspeunt in das Grabl — über das Wasser in den Purckhgraben auf in den Schafberg auf alle Höch — gen Hüttenstein in die Klausen, mitten in das Tor — Prantlberg auf die Höh — Grießberg auf die Höh, wie das Regenwasser scheidet — Schweins hütten in den Prunn — in die Strauße, auf die Höh auf den Trakhenstein — Schober bis in die Kohlhütten, wie das Hörhag umliegt — Schoßleuthen — Kharnhof — Marchtümpfl — geht ein Weg herüber zu der Reinhartshueb (Landmarchstein) — auf den Gastberg in die Hainpuechen — über das Gwent auf die Schön — zum Pramasbach — auf hinders Reiten — auf den Gesuech in die Puechen, wo die Scherntannen Leck ist — Ochsen reit nach des Scherntanner Gründen — St. Colomanns brunn — auf der Höh in das Roßmoos — Grilln — Ellmeck — öllpuechen — Uttengrub bis zu Morglang, im Graben zwischen Stocker und Summerhölzer Grün den — Kirchhofer Gründe — Trichtler ins Stadleckh — gegen Paumgarten in den Prun, Vaschanghof im Garten — beim Paumgarten danach auf die Steinmauer — auf die Reuttergründe — Schürleiten — zwischen Hager und Spilberger — zwischen der Schopflng und Hochenreiten auf den Yrsperg — gegen Stampfl und wieder auf den Praitenstein." Es war dies somit ein Gebiet, in welchem Mond see ungefähr den Mittelpunkt bildete und dessen Grenzen vom Markt aus ca. vier Stunden in jeder Richtung entfernt waren. Zur politischen und damit verbunden verwal tungsmäßigen Geschichte sei folgendes kurz erwähnt: Das Kloster Mondsee war eine Stiftung der Agilolfinger und somit bayrisches Eigengut. Nach dem Sturze des bayrischen Herzogs geschlechtes wurde Mondsee Reichsgut und kam schließlich durch Tausch für die Dauer von 280 Jahren an das Hochstift Regensburg. Erst unter Heinrich IV. erlangte das Kloster 1101 wieder seine Selbständigkeit; trotz des kaiser lichen Befehles aber hatte der Bischof von Regensburg dem Kloster nicht alle Güter zurück gestellt, und diesen Rest verkaufte dann einer seiner Nachfolger, es war Bischof Heinrich im Jahre 1280, zur Tilgung von Schulden um 211 feine Mark Goldes an Erzbischof Friedrich von Salzburg; das spätere Urbaramt Salzburg in Mondsee war geboren, das vom Kloster erst 1759 zurückgewonnen werden konnte. Wir tref fen in der Geschichte Mondsees noch des öfteren auf Beispiele, wie die Landesherren vollkommen willkürlich und nur zum eigenen Nutzen mit den ihnen unterstehenden Gebieten und Besit zungen gleichsam Handel trieben und so nicht zum geringsten Teil zur VerwaltungsWirrnis des ' Landesarcbiv Salzburg, Hofrat Mondsee 1; H. Awecker, Die Herrschaft Mondsee-Wildeneck, in: Oö. Heimat blätter, 13. Jg. (1959), H. 4, S. 355.

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