OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Dahero ermelter Jäger ainen pluetigen Anfang gemacht unnd ihr 6 khay. Soldaten, so allhier gefangen gelegen und die Paurn vor Neuhofen bekhomben, miten auf den Plaz fiehren, diesel ben alssbaldt jämerlich und erbärmlich ohne alle Gnadt, wie starckh sy gebetten, mit Schlacht schwertern niderhauen lassen, die Cörper in das Wasser der Traun geworffen, darauf auch mit dem Trummelstamb schlagen lassen, das, wellicher Burger mit ins Leger unnd mit ihnen ziehen wolle, dessen Behaussung seye hiemit preyssgeben und müge ausgeplündert werden®^. . Der anonyme Berichterstatter®® teilt außerdem mit, daß das Bauernvolk die Bürgerschaft hart „tribulirte", und „solte alle Mannschafft auß der Statt zu Roß undt Fueß mit inen, undt hetten beynahe die Statt geplündert, wo nit der Stu dent®* in einer eilenten Sermon, auf dem Plaz gehalten, solches abgewendt. . Es wäre gewiß falsch, solche Vorkommnisse konfessionell zu interpretieren. Zu deutlich steht hier einfach Bürgerschaft und Bauernschaft ein ander gegenüber. Dennoch verdient es Beach tung, daß ein evangelischer Prediger zur Ver nunft rät. Auf die Dauer wurde der Widerstand gegen die Kaiserlichen immer sinnloser. Am 27. August wurde die Stadt von dem in der kaiserlichen Armee dienenden Oberst Löbl, einem Protestan ten, befreit®®. Damals wurde Prädikant Andreas Geyer, „so sich im Schloß Pollhaimb aufgehalten, in Verv^ahrung genommen undt starckh verwacht, aber volgenten Tag wol und guetlich tractirt, aber den 28. Augusto nach Mitag hat man Ine mit 2 Cornet Reutter undt bey 200 Knecht nach Enß geführt undt convoirt; den Predicanten besuechten zuvor daß adeliche Frawen Zimmer, undt gaben Ime waß von Gelt zur Verehrung undt namen weinent Urlaub von Ime, nach solchem hat man niemandt mehr zu Ime gelassen"®®. Löbl ließ ihn später aus dem Gefängnis entwischen®''. Die Stadt Wels wurde mit „3 Cornet Reutter undt 600 Knechten besetzt"®®. Kaum hatte sich die Kunde von der Befreiung der Stadt verbreitet, da begann auch schon die Rückwanderung der zuvor geflohenen Katholi ken. Wir besitzen darüber folgenden Bericht: „Den 31. diß (August) kam der Troß undt Pagaji deß Volckh her nach Weiß, mit grossem guet undt Villen Wegen, daß deß fast noch so vil alß deß geworbenen Volckhs, undt fündten sich damit auch alle Catholische, so zu der Paurn Ankhunft sich verlauffen undt verborgen gehal ten, wider zur Stell, undt kam auch D. Koller, welcher kurz vor der Paurn Dahinkunfft ver rätst, wider nach Weiß®®." Noch sollte der Stadt Wels seine schlimmste Prüfung erst bevorstehen. Bis in den November hinein kam es immer wieder zu Angriffen durch die Bauern. Am 10. Oktober mußte Oberst Löbl eine Niederlage einstecken®^. Bei dem Stadtbrand, der während des Gefechtes entstand, wurde be sonders die Vorstadt schwer geschädigt. 227 Häuser und 59 Stadel gingen in Rauch auf, weitere 44 Häuser wurden „ganz ruiniert", in den Vorstädten wurden 13 Stadel abgebrochen. Diese Zahlen sind zu einer Gesamthäuserzahl von 533 in Verhältnis zu setzen®®. Wels konnte sich von dieser Katastrophe lange nicht erholen. Noch 1878 schrieb Konrad Meindl: „Viele von den Brandstätten... sind bis jetzt nicht mehr aufgebaut, sondern in Gärten verwandelt wor den, auf welchen sich nun Scheuern erheben®®.'* Fast scheint es, als hätte das Werk der Rekatholisierung, dem Koller nach seiner Rückkehr wieder seine ganze Kraft schenkte^®, raschere Fort schritte gemacht als der Aufbau der Brandruinen. Während der Bauernunruhen waren zwar viele Bürger wieder „umgestanden"''*. Nach eigenem Wirmsberger, Aistersheim, 97. Hormayr, Taschenbuch Bd. 42, 35 f. N. Caspar; vgl. oben, S. 196. Dieser war also neben dem Prädikanten Geyer weiterhin in Wels tätig. Strnadt, Bauernkrieg, 77. Hormayr, Taschenbuch Bd. 42, S. 41. " Stieve I, 278. K. Holter - G. Trathnigg, Wels von der Urzeit bis zur Gegenwart (= Jb. d. MVW 10 [1963/64]), 116. — F. Wiesinger, Die Heimat im Wandel der Zeiten, 217—223. — Stieve I, 279; II, 211 f. Meindl I, 108. Dazu ausführlich Zinnhobler, „Reformationswerk". " Ebd., 215 unten.

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