Die Geistlichen, auf die hier Bezug genommen wird, waren der wenig profilierte Stadtpfarrer Dr. Parins Stentius®® und der fälschlich als „Gsellpriester" bezeichnete Hohenfelder-Benefiziat Matthias Hayder^®, der Dr. Koller bei seiner Aufgabe tatkräftig unterstützte^ h Diesem wurde von den Bauern besonders hart mitgespielt^®. Später wurde er von Koller dem Magistrat für eine Belohnung vorgeschlagen"*®. 1627 wurden ihm vom Stadtrat 20 Gulden Freigeld erlassen, die er beim Kauf eines Gutes erlegen hätte sollen, weil er sich „in Verrichtung der heiligen Gottesdienste wie auch mit Besuchung der Kran ken wilferig erzeigt, sonderlich aber in yezigem reformations negotio viel bemühet" habe. Ver mutlich aus dem gleichen Grund erließ man ihm am Jahresende die Steuer von über 131 Gulden"*^. Es verdient Erwähnung, daß ein Protestant, der „Weichslbader", der sich auch nach dem Bauern krieg nicht entschließen konnte, zur katholischen Kirche zurückzukehren, während der geschilder ten Wirren der bedrängten katholischen Geist lichkeit „viel Gutes getan, ihnen mit Gefahr Leibs und Lebens zu essen und zu trinken zuge tragen". Koller stellt diesem Bürger das ehrende Zeugnis aus: „Ist auch sonst ein teutscher auf rechter Mann"^^**. Wie rasch sich die Kunde von den Welser Ereig nissen verbreitete, beweist ein Brief Dr. Kollers aus Krems vom 29. Mai 1626. Er zeigt sich darin gut informiert über das Vorgehen gegen die Geistlichkeit^®. Gleichzeitig beklagt er sich bitter darüber, daß „böse Mäuler" seinen Weggang zum Anlaß für Verleumdungen genommen hät ten. Tatsächlich hatte man protestantischerseits bei den kaiserlichen Kommissaren darüber Klage geführt, „wie leichtfertig der Dr. Kholler zu Weiß und auf der Kirchfart nach Alten-Ötting sich verhalten und gar ein fürnembe welserische Wittib entfuehrt" habe^®. Koller betonte, er brauche die Öffentlichkeit nicht zu scheuen und stellte seine Rückkehr nach Wels in Aussicht, sobald es ihm die Zeitumstände erlaubten. Das Auf und Ab der folgenden Monate kann hier nicht näher geschildert werden, da der reli giöse Aspekt im Vordergrund unserer Betrach tung steht. Schon am 27. Mai hatten die Bauern für die Welser Spitalskirche einen Prädikanten gefordert^'. Wohl im Juni fanden sich zwei „junge Studenten" aus dem Reich ein, die sich der Aufgabe der Predigt widmeten. Sie kamen „auf der Thonau herab zu Aschach an". Man ließ sie „hernach auf Weiß führen", anschließend predigten sie „an underschidlichen Orten in Legern herumb undt in den Gottesäckhern bei den Stätten". Einer von ihnen hat sich bald wieder „aus dem landt begeben". Der „andere aber, N. Casparus, ist im Leger vor Linz im Khopff zerrütt, welcher aber nach etlichen Wo chen wider etwaß zu sich khomen, undt ge predigt, ob mans Ime zwar entlichen wegen Ergernuß nit mehr gstatten wollen, hat man Ime doch, weil die Paurn sonderlichen Ime ange hangen, auß betroung, zumall zu Weiß, müssen seinen willen lassen"^®. Eine andere Quelle berichtet uns, daß die Bauern „an der Bürgerspitalskirchen die Sacristei er öffnet, daselbsten wie auch im Gottsacker die lutterischen Stutenden anstatt Predikanten auf gestellt und allda wie auch in der Statt zu den Fenstern auss und über die Gäng in den Häussern herab predigen lassen, zu wellichen Predigen man mit Trumein töglich zusamben beruffen"*®. Zu ihm vgl. K. Meindl, Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich, Wels 1878, Bd. I, 104, Bd. II, 90. — Gurtner, a. a. O., 207. — Zinnhobler, „Reformations werk", 221. — Besonders aber K. Unterherger, Chro nik der landesfürstlichen Stadt Wels, Manuskript von 1857, Stadtarchiv Wels. Zu diesem habe ich die bisherigen Hinweise in der Literatur zusammengestellt in; R. Zinnhobler, Die Urkunden des Archivs der Vorstadtpfarre Wels, 19. Jb. d. MVW (1973/74) 50 Anm. 1. — Vgl. außerdem Gurtner, a. a. O., 208. Zinnhobler, „Reformationswerk", 216. Meindl, I, 109. Zinnhobler, „Reformationswerk", 216. " Gurtner, a. a. O., 208. Zinnhobler, „Reformationswerk", 223. Zinnhobler, „Reformationswerk", 219 f. Stieve II, 260; diese Notiz war mir bei Abfassung meines Aufsatzes über das „Reformationswerk" Doktor Kollers noch nicht bekannt. "" Meindl I, 106. "i® Hormayr, Taschenbuch Bd. 42, S. 20. Stieve II, 180.
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