Die Tätigkeit Kollers wurde durch die Bauern unruhen im Lande jäh unterbrochen. Als auch die Stadt Wels in die kriegerischen Händel ein bezogen wurde, verließ er die Stadt, um aus Linz Hilfe herbeizuholen®". Er drang jedoch nicht mehr durch und mußte seinen Weg nach Unterösterreich nehmen. Diese Version wurde ihm jedenfalls später durch den Welser Stadtrat bestätigt®^. Am 23. Mai begehrte das Bauernheer Einlaß in die Stadt. Nach langem Zögern gab man schließ lich der Gewalt nach®®. Viele Hunderte Bauern wurden in Stadt und Vorstadt einquartiert®®, um die Stadt lagerten 10.000®^ bis 20.000®® Mann. Am 24. Mai wurde der Pfarrhof geplündert und die Bürger vor die Stadt geführt, wo sie sich mit einem Eid verpflich ten sollten, mit den Bauern „der Religion halber eine Allianz zu bilden"®®. Bei dieser Gelegenheit wurde Bärtl Fleischhacker®^, der Haupträdelsfüh rer der Pfarrhofplünderung, hingerichtet. Durch die Bestrafung seines Übergriffs wollte man offenbar die Unterstützung der Bürgerschaft ge winnen. Wir besitzen über diese Ereignisse den ausführlichen Bericht eines Protestanten, der sich aber offensichtlich um objektive Berichterstattung bemüht hat. Er schreibt: „Sontag den 24. May war der Jarmarckht zu Weiß, da die Papisten Järlichen eine proceßion undt walfahrt über den Plaz in das khayßerliche Spital thun, ist morgens umb 7 Uhr ein ver wegener gesell mit etlich Paurn in der Statt in Pfarhoff gefallen, solchen geplündtert, den Pfarherr vil gelt undt guet genomen, hernach den Pfarherr sambt einen gesellpriester in Iren khutten über den plaz geführt, hernach mit grosser ungestümb, von den unsinigen paurn, von Einem Orth zum andern gestossen, undt volgents hinauß vor die Stadt in Ir haubtleger geführt, die hat man alda in Einem Ring ver wahrt gehalten, auf den abent aber, weill starckhes regenwetter eingefallen, solche wider in die vorstatt in ein hauß in Verwahrung bracht, die Paurn haben auch in dem Pfarhoff vil 100 Evangelische Buecher, so vorhin dahin zusamen getragen worden, auß dem Pfarhoff, und auß dem Rathauß alle bürgerliche und andtere wehren auß dem zeughauß genomen, undt an dißem Jahrmarckht genug Buecher, Wöhren, Püchsen, undt andere khriegsmunition umbsonst khaufft, und noch vil, so sie im Pfarhoff gefun den, darzu Erobert. Inzwischen hat auch die ganze manschaft der Statt weiß, hinauß vor die Statt in der Paurn haupt Leger gemüst, alda den Paurn in verschloßenem ring, huldigen undt schweren müs sen, daz sie es mit Inen wegen der Religion halten, undt ferner mit ihnen, wohin sie es begern würdten, fortziehen wolten, welches den also von Catholischen undt un-Catholischen ge schehen müssen; alß in dißer hultigung daß geschrey wegen Plündterung deß Pfarhoffs hin auß ins Leger khomen, sein die Paurn meistentheils auf den anfenger unwillig worden, daß er die Geistlichen guetter angegriffen, also halt ein urtheil über in gefeit, undt solcher mit freudten und grosser Peuth hinauß ins leger gesprengt, haben in die Paurn umbringt, ferner außer daß Lager geführt, undt erschossen, also ligent durchstochen undt zerhaut, daß gelt einstheils wider bekhomen, und dem Pfarher zugestelt worden. Nachmitag ist es waß stil worden, undt Jederman auß der Statt ins leger, undt auß dem Leger in die Statt, spaziren gangen, die Catholischen aber sowoll im Rath alß auß der gemein haben sich verborgen undt geflohen, daß niemandt gewust, wohin sie khomen, deren Kirchen undt Gottesdienst auch eingestellt wor den, damit sie kheinen Vorthel vor den Luthe rischen hetten®®." Zinnhobler, „Reformationswerk", 221. '1 Ebd., 220 f. 32 Wirmsherger, Aistersheim 91 f. — Hormayr, Taschen buch Bd. 42, S. 12 f. — Stieve I, 85 f. " Die Zahlenangaben differieren in den verschiedenen Berichten. Nach T. Lambacher; vgl. Wirmsherger, Aistersheim, 92. So nach dem anonymen Bericht; vgl. Hormayr, Ta schenbuch Bd. 42, S. 12. Gurtner, a. a. O., 184. " Vgl. Anm. 38. Hormayr, Taschenbuch Bd. 42, S. 14 f. Die Tötung des Plünderers des Pfarrhofs schildert T. Lambacher mit folgenden Worten: ,,... der vorgemeldte Bärtl Fleisch hackher, so die Pfarrkhirchen und Sacristei (gemeint ist die Sakristei der Spitalskirche) allhie zu Welss spoliert, vor unsern Augen nidergeschossen undt zu Todt geschlagen worden." Vgl. Wirmsherger, Aisters heim, 94.
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