OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Die katholische Erneuerung der Stadt Wels und der Bauernkrieg des Jahres 1626 Von Rudolf Zinnhobler Die im Jahre 1597 im Lande ob der Enns ein setzende Gegenreformation^ verfehlte infolge der damaligen Stärke des Protestantismus noch weithin ihre Ziele. Der bekannte Bruderzwist im Hause Habsburg zwischen Rudolf II. und Matthias und die jeweilige Angewiesenheit der Opponenten auf die protestantischen Stände gab der evangelischen Konfession sogar neuen Auf trieb-. Erst der Sieg Ferdinands II. in der Schlacht am Weißen Berg (1620) schuf die Vor aussetzungen für die energische Durchführung der Gegenreformation. Die entsprechenden kaiserlichen Mandate von 1624 und 1625, durch die u. a. die evangelischen Prädikanten „abgeschafft", des Landes verwie sen und durch katholische Pfarrer ersetzt werden sollten und den Protestanten der Übertritt zum Katholizismus anbefohlen wurde^, stießen zwar noch allenthalben auf Widerstand; auf die Dauer kam man jedoch um sie nicht mehr herum, da sich die Machtverhältnisse zugunsten des Lan desfürsten verschoben hatten. Unser Land war seit 1620 an Bayern verpfändet und Statthalter Adam Graf Herberstorff^ war gewillt, die Gegenreformation mit eiserner Faust zu erzwin gen. Der Bauernkrieg des Jahres 1626 war ein Aufbegehren gegen die Unterdrückung in Glaubensdingen''. Dennoch wäre es falsch, nur den konfessionellen Aspekt zu sehen®. Die folgende kurze Abhandlung will keine Ghronik der laufenden Ereignisse sein. Diese bleibt für die Stadt Wels weiterhin ein Desiderat, auch wenn es gute Quellen gibt^. Hier wird den Geschehnissen nur soweit nachgegangen, als sie das Konfessionelle tangieren. Dabei kann teil weise auf schon publizierte Arbeiten zurück gegriffen werden®. Als mit Mandat vom 10. Oktober 1625 die Durchführung der Rekatholisierung des Landes ob der Enns bis zum kommenden Osterfest anbefohlen wurde®, stellte sich für die Stadt Wels Dr. Georg Friedrich Koller für diese Auf gabe zur Verfügung^®. Er sei kurz vorgestellt^^. Koller wurde 1586 in St. Florian geboren. Sein Theologiestudium absolvierte er in Wien, wo er im Sommersemester 1603 immatrikuliert wurde'-. Er schloß sein Studium mit dem Doktorat der Theologie ab. Seine Seelsorge posten werden uns von seiner Grabsteininschrift in Sierning überliefert. Er wirkte als Pfarrer von Niederneukirchen an der Ipf (1610 belegt), dann von Hainburg (Niederösterreich). Zehn Jahre war er gefeierter Kontroversprediger an der Pfarre St. Michael (Wien). Vorübergehend trat er bei den Kapuzinern in Linz ein, mußte ' K. Eder, Studien zur Reformationsgeschichte Bd. 2: Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525—1602, Linz 1936, S. 285 f. — G. Mecenseffy, Geschichte des Protestantismus in Österreich, Graz-Köln 1956, S. 95 f. ® Mecenseffy, a. a. O., 140—148. » Ebd., 160. * H. Sturmberger, Neue Deutsche Biographie 8 (Berlin 1969) 580 f. — Oers., Der Tod des Statthalters Herberstorff, in: Oö. Kulturbericht 27 (1973) Folge 20. — G. Grüll, Das Frankenburger Würfelspiel, in: Ober österreich 9 (1959). ' Fast ausschließlich unter diesem Aspekt wurden die Monographien von Stieve und Strnadt abgefaßt. Vgl. F. Stieve, Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres 1626, Linz ^1904. — ]. Strnadt, Der Bauernkrieg in Oberösterreich, Linz 1925. ' Gewichtige Hinweise auf eine richtige Wertung der Bauernunruhen im Lande bringt K. Eder, a. a. O., 415 f. Vgl. in diesem Zusammenhang auch den Brief von Norbert Hanrieder an Konrad Meindl, in: F. BergerG. Weiß, Konrad Meindl, der Geschichtsforscher des Innviertels, Ried i. I. [1945], 68—70. ' Das Ratsprotokoll von 1626 ist zwar nicht vorhanden, doch besitzen wir zwei ausführliche Berichte von Augenzeugen. Der eine stammt von Tobias Lambacher, Stadtrichter von 1608 bis 1611 und 1614 bis 1618. Zu ihm vgl. F. Wiesinger, Die Heimat im Wandel der Zeiten, Wels 1932, S. 209—211. Der Bericht gedruckt bei F. Wirmsherger, Aistersheim und seine Besitzer, Wels 1859, S. 91—101. Der zweite Bericht ist anonym; er wurde veröffentlicht in J. Hormayr, Taschenbuch für die vaterländische Geschichte, Bd. 42, München 1856, S. 1—68. ® R. Zinnhohler, Ein Brief aus dem Bauernkrieg von 1626, Jb. d. MVW 18 (1972) 129—132. — Ders., Das „Reformationswerk" des Georg Friedrich Koller in Wels, in: Linzer phil.-theol. Reihe, Bd. 3, Linz 1974, S. 209—228 mit 2 Abb. ' Mecenseffy, a. a. O., 165. Vgl. dazu die ausführliche Inhaltsangabe bei L. Edlbacher, Landeskunde von Ober-Österreich, Wien ^1883, S. 233 f. Zinnhobler, „Reformationswerk", 213. " Die folgenden Angaben, soweit nichts anderes ver merkt, schon bei Zinnhobler, „Reformationswerk", 210—212. Dort noch nähere Hinweise. •- F. Gall (Hg.), Die Matrikel der Universität Wien, Bd. 4/1, Graz-Köln 1961, S. 63.

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