OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

und nicht eine Person ohne dessen Wissen und Willen aus der Stadt käme. Am 18. Juli 1626 ein Hoffnungsschimmer für die Belagerten: Vormittags trifft in fünf Zillen, die mit Proviant und Menschen gefüllt waren, ein Fähnlein Soldaten des Statthalters von Passau kommend in Linz ein. Diese hatten die über die Donau gespannten Ketten^- bei Neuhaus (siehe Abb. 1: oben Mitte, Nr. 12 und 13) gesprengt und waren den mehr raufenden als kriegführen den Horden durch die Lappen gegangen. Heftige Schießerei begleitete das Ausladen der Boote, einige Soldaten ertranken, auf der Seite der Be lagerer fiel Bauernhauptmann Zeller (Vgl. Abb. 2 und 3). Von der größten Aktion der Bauernscharen erlangte der Statthalter noch rechtzeitig Wind. Während — wohl durch Zufall — von der Ein schließung der Stadt und dem Tod Fadingers keine Berichte in den deutschen Zeitungen vorlie gen, hat sich ein eigenes Flugblatt (vgl. Textabb.) über diesen großen Sturmangriff erhalten, das hier abgedruckt werden soll, gibt es doch nicht nur diesen vergeblichen Sturm auf die Landes hauptstadt, sondern auch den Einsatz des regu lären Militärs in Enns, gegen Wels und Linz wieder und schildert somit auch das heran nahende Ende der Belagerung von Linz: (15) RELATIO, oder Warhajfte Beschreibung auß Oesterreich Ob der Ennß / Wie die Bauer schafft die Statt Lintz zu beeden Seiten der Thonau belegert / biß in den dritten Tag gestürmet / und endtlich den 21. Julii erstiegen. Gedruckt im Jahr Christi / 1626. Ordentliche Zeittungen. Auß Wienn / vom 1. Augusti / Anno 1626 Von Lintz hat man gewisse Avisa / daß den 21. jüngst abgeloffenen Monats Julii / der / auß der Bauerschafft Feldlager / Hauptmann Hüm mel vor Lintz umb 2 Uhr in der Nacht sich understanden hat / nahent bey dem Schuel Thürl / gegen dem Pallhauß über / ein Loch in die Stattmauer zu brechen / und obwoln Ihrer Gn. Herrn Statthalter solches bewust gewesen / so haben sie doch den Bauern ein Tragoedi oder kurtze freude mit eim traurigen außgang halten / und der Bauren dardurch bey 500 einschlieffen / aber hernach durch dero Soldatesca RELATIO, Ober ^arf^ajftc 55erc^rc(6un^aufj CbD£r€nn|i/ ISawcrfcßalft ofc ^ccbcn feiten ticr Icgcrt/ bifi hi bcn Dritte« ? «3 gef^ürmet/enö cijbtllcf)De« - ©cbfufff tm 26* solches Loch verrennen / die hinein kommene Bauren biß auff 60 alle niderhauen / die 60 ubel verwundet gefangen nehmen lassen. Den 23. ejusdem sein die Kays. Christen / Herr Lebl und HerrWeykardt von Auersperg mit dero undergebenen Soldatesca von Ambstetten / Crembsstetten / Arckspach / Haag und Walsee auff Strenberg zusammen gezogen / und alda sich mit aller nothurfft gefast gemacht / alß solches die Bauern / so umb Ennß gelegen war-. genommen / haben sie die vordem Joch an der Brucken abgetragen und wegk gehackt / ver meinet / unsern dardurch den Paß abzuschnei den / unsere aber / seind den 24. ejusdem mit aller nothurfft und in gueter Ordnung ohngefährlich umb 2 Uhr dahin geruckt / und in einer stund die Brucken also zuerichten lassen / daß Ein Teil der Donausperrkette ist in der Artillerie halle des Heeresgeschichtlichen Museums im Wiener Arsenal ausgestellt. — Vgl. den Beitrag von Fritz Winkler in diesem Heft.

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