OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

als Siegeszeichen die Pistole und das Schwert Fadingers in die Stadt®®. Noch immer standen Wege für Verhandlungen offen. Die Stände schrieben an die Bauern, daß sie die Entwicklung ungern gesehen hätten; der Statthalter würde es bei dem ausgemachten Still stand verbleiben lassen, wenn die Bauern weg zögen und die Trompeter, Boten und anderen Leute unangefochten passieren ließen. Ein offi zielles Schreiben der Bauern, von Fadinger am letzten Juni unterzeichnet (der verwundete Ober hauptmann lag zu dieser Zeit in Ebelsberg), erklärte den Ständen, daß Linz nicht länger Ver handlungsort sein könnte. Entweder sollte sich das ständische Kollegium nach Steyr begeben oder sollten noch im Lande befindliche Stände mitglieder dorthin einberufen werden, um die Verhandlungen fortzusetzen. Auch Herbersdorf hätte zuerst die Verhandlungen gerne nach Steyr verlegt, wollte aber dann doch die Aufsicht über die verschiedenen Gespräche nicht verlieren und veranlaßte die Stände, einen Ausschuß der Bauern nach Linz einzuladen. Aber weiterhin sprachen die Waffen. Die Bauern warfen am 29. Juni 1626 tausend Schritte vor dem Schloß auf dem Galgenberg eine Schanze auf, stellten zwölf Geschütze hinein und eröff neten ein lebhaftes Feuer, auch aus Urfahr und aus den Häusern der Vorstadt wurde die Stadt beschossen. Eine eiserne Kugel hatte ein Gewicht von neun Pfund, eine andere von sieben Pfund. Die Mauern des Landhauses und das Dach wur den getroffen, ein Soldat, der im „Steinernen Saal" beim Fenster stand, wurde durch einen Schuß aus der Vorstadt tödlich getroffen^®. Geschütze und Musketen der Belagerten richteten aber — von kundiger Hand gerichtet und bedient — großen Schaden speziell durch drei Treffer auf die Pulvervorräte der Bauern an. Am Spätnachmittag des 30. Juni brach bei der „Eisernen Hand" Feuer aus, dann im Eizinger Haus im Wörth, von dort griff der Brand auf die Häuser der Lederergasse über^'^. Den Sol daten gelang währenddessen ein kleiner Ausfall, viel Fleisch, Speck, Unschlitt, Wein und Brot wurde in die Stadt gebracht. Drei Wochen ging es nun mit ständigen Schie ßereien, mit Schanzarbeiten, mit Versuchen, einen Waffenstillstand zustande zu bringen (so auch die Interims-Resolution bei den Verhand lungen des Bauernausschusses mit den kaiser lichen Behörden in Wien) weiter. Solange Her bersdorf die Befestigung des Schlosses verstär ken ließ, solange konnten die Bauern die Schanzarbeiten beim Kapuzinerkloster nicht ein stellen. Immer neue Teile der Vorstadt brennen ab. Am 9. Juli 13 Häuser oberhalb des „Wein berges" nahe dem Kapuzinerkloster, am 10. Juli der Bauer „im Weyer", am 12. Juli der Stadel gegenüber dem Landhaus, am 24. Juli acht Häu ser und sechs Stadel in der Nähe des Schloß stadels vom Händlischen Haus bis gegen das Welsergäßl. Der schwerste Schlag für die Bela gerer aber war der Tod Fadingers an der erlit tenen Wunde am 7. Juli 1626 in Ebelsberg. Für den Verlust dieses tatkräftigen Oberhauptman nes gab es keinen Ersatz bei den Bauern. Die Forderungen der Belagerer wurden immer drängender. Am 15. Juli 1626 schrieben sie aus dem evangelischen Feldlager an die Stände, daß ja in Linz viele Unschuldige gleichsam gefangen gehalten werden. Die Stände sollten ohne wei tere Ausflüchte die Stadt samt dem Statthalter den Bauern übergeben. Geschähe dies nicht, lehn ten sie jede Schuld und Verantwortung ab. Wenn Gott die Stadt durch Gewalt in ihre Hände fallen läßt, werden sie keinen Menschen, er sei luthe risch oder katholisch, weder Weib noch Kind, „zum merklichen exempel" verschonen. Die Stände legten gegen die Drohungen Protest ein und erklärten ausdrücklich, daß die ganze Stadt, die Stände selbst und alle anderen Per sonen sich in der Hand des Statthalters befänden Das Schwert Fadingers kam ins Kunsthistorische Mu seum nach Wien. Über den Diebstahl und Rückkauf im Jahre 1902 vgl. Alphons Lhotsky, die Geschichte der Sammlungen, Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes 11/2, Wien 1941/45, S. 635. Ein häufig abgedruckter Brief Johannes Keplers schildert die Zustände im Landhaus, die Kepler aus leidvoller eigener Anschauung kennenlernte, da er dort einen Arbeitsraum innehatte. Vgl. Justus Schmidt, Johann Kepler, 1970, S. 261, Nr. 99, und allgemein Max Caspar, Johannes Kepler, 3. Auflage 1958, S. 381 f. ■" Das Haus des Buchdruckers Johann Planck brannte dabei ab. Siehe Caspar, Kepler, S. 381.

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