Das Land Oberösterreich gedenkt im Jahre 1976 in besonderer Weise der 350. Wiederkehr des Oberösterreichischen Bauernkrieges vom Jahre 1626. Soziale, wirtschaftliche und religiöse Span nungen und dazu als auslösendes Moment die jahrelange Fremdherrschaft ließen die Bauern schließlich zu ihren Waffen greifen, um für Frei heit und Recht zu kämpfen. So edel das Motiv an sich ist, so waren die Mittel, es durchzusetzen, weder gut noch richtig, und in der Art der Durch führung war der Kampf — aus der heutigen Sicht — von vornherein zum Scheitern verurteilt. Eines aber blieb: ein, wenn auch vorübergehend noch wesentlich schwächer gewordener Bauernstand, der erstmals eine landesbewußte Einheit erreichte und mit seinen Aktionen, auf längere Sicht bezo gen, wesentlich dazu beigetragen hat, die Vor rangstellung des Adels zu schwächen zugunsten einer erstarkenden Staatsmacht. In den folgenden Beiträgen wird versucht, einiges aus dieser Zeit lebendig werden zu lassen, u. a. auf Grund zeitgenössischer Pressemeldun gen; durch Vergleiche mit früheren Bauern unruhen wird eine Einordnung in die größeren Zusammenhänge geboten, weiter wird das litera rische und musikalische Schaffen in seinem Bezug zum Thema Bauernkrieg untersucht, die damalige soziale Lage der Bauern dargestellt und manch anderes mehr; einiges ist nur mehr durch örtliche Sagenüberlieferung erhalten, Gedenkstätten erin nern an den blutigen Zoll dieser Schreckenszeit. Zwei weitere Beiträge, die für dieses Heft geplant waren, nämlich von Ernst Burgstaller über „Volkskundliches und Soziologisches aus den oberösterreichischen Bauernkriegen" und von Benno Ulm über „Die Pfarrkirche Alt münster — die Herberstorff-Gruft und das Pro blem des Benediktinerklosters des 9. Jahrhun derts", konnten aus verschiedenen Gründen nicht termingemäß fertiggestellt werden und sind für das nächste Heft unserer Zeitschrift vorgesehen. Ohne die Kenntnis der geistesgeschichtlichen Grundlagen, ohne das Wissen um die sozialund wirtschaftsgeschichtlichen Hintergründe sind die Geschehnisse jener Zeit auch nicht annähernd zu verstehen und wären alle Aktionen, die dem Gedenken an das Jahr 1626 dienen, letzten Endes ohne bleibenden Wert. Die Redaktion
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