OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

bitten die Stände, ihn „alßpaldt hinauß stellen" zu wollen, die Soldaten abziehen zu lassen und den Bauern die Stadt zu übergeben. Könnte dies nicht — durch Geiselstellung gesichert — gesche hen, so bitten sie die Stände, die Evakuierung der Bürger, Mitbürger und Inwohner samt Frauen und Kindern, Hab und Gut nach Ebelsberg in das Schloß oder nach Wels zu veranlassen, wo sie genügend geschützt wären. Man solle dieses Angebot „mit trummel" öffentlich verkünden. Noch immer wurden keine Schüsse abgegeben. Die Soldaten und die von Herbersdorf zur Ver teidigung der Stadt herangezogene Bürgerschaft waren kampfbereit und hielten nach gemein samem Plan die strategisch wichtigen Funkte besetzt, aber zum Kampf kam es vorläufig nicht. (13) Auß Wien / vom 27. Junii [1626] Jetzt kömpt Aviso, das sich die Ober Enserische Bauren auch der Stadt Lintz / ausser dem Schloß hemeditigt / und den Donaustrom gantz geschlossen haben / Man wil auch von einem Treffen sagen / aber noch ungewiß wie es ab gegangen. (14) Auß Ober Oesterreich / vom 27. Junii [1626] (vgl. Textabb. S. 181) Der Bauren abgeordnete zur Kays. Mayst. sein noch nicht zurückkommen / und weil sie nun sehen / das Herrn Stadthaltern grosse hülff zukompt / wollen sie noch 3 Tage warten / alßdann den Ernst mit Lintz (dafür sie 40 tausent starck unnd mit 32 stück Geschütz liegen) vor nehmen / 12 Landtständ / so in Lintz ver banden / halten solche mit grossen bitten auff. Herr Stadthalter hat sich bey der gantzen Gemein in Lintz öffentlich verlauten lassen / wann sie hincken / er solche in Brandt stecken wolle / in der Stadt beifnden sich 1000 Mußquetirer und 40 Crabbaten ohne die Bürger / die also mit grossem verlangen der hülff erwarten. Sonst haben die Bauren 32 Pfleger der Herr schafft in Arrest genommen / Herr Stadthalter hat die Brücke dafür weg brennen / und daß Schlos verschantzen lassen. Die Bauern bemühten sidi um die Verbindung zu den in Urfahr liegenden Scharen, sie suchten die auf der Linzer Seite liegenden Schiffe sowie die Donaubrücke in ihre Gewalt zu bekommen. Um diese Absichten zu durchkreuzen, ließ der Statthalter in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni kurz vor Mitternacht Pechkränze auf die Brücke schießen und tatsächlich brannten das „Schlag thor", die Brückensperre näher zur Urfahrer Seite sowie zwei Joche der hölzernen Konstruk tion ab. Schüsse und Feuerschein schreckten die Bauern aus dem Schlaf, aus Angst vor einem Ausfall rannten sie Hals über Kopf davon. Herbersdorf bedauerte in seinem Bericht an den Kurfürsten, daß er die Verwirrung nicht aus nützen konnte, da die Zahl der Soldaten für einen Ausfall zu gering sei, auch hatte er Beden ken, seine zuverlässigste Mannschaft für so einen Einsatz abzuziehen und traute der bewaff neten Linzer Bürgerschaft nicht. Bei Tagesanbruch erkannten die Bauern die Lage, sie beschlossen den Sturm am folgenden Tag. Aber Herbersdorf wußte genau, wie er seine geringen Kräfte am wirksamsten einsetzen könnte. Da sich die Plänkeleien auf Rufen, Ver spottungen und Hohngelächter hüben und drü ben beschränkt hatten, ritt auch Fadinger zur Inspektion, vielleicht auch zur Planung des ent scheidenden Angriffs, längs des Stadtgrabens hin und her. Am Vormittag des 28. Juni — es war ein Sonntag — ließ Herbersdorf durch zwei Musketiere aus dem Landhaus auf Fadinger schießen, als dieser wieder mit seinen Leib schützen und Aufwärtern dicht am Stadtgraben „vorüberprangte". Dem Oberhauptmann der Bauern wurde das Pferd unter dem Leib zusam mengeschossen, es verendete an derselben Stelle einige Zeit später. Fadinger selbst wurde der Schenkel zerschmettert. Das war das Signal: Aus allen verfügbaren Rohren eröffneten Herbers dorfs Soldaten das Feuer, Geschütze und Mus keten sandten ihre Kugeln gegen die Bauern. Die Begleiter Fadingers brachten diesen in Sicherheit, die anderen Bauern wurden von der Aktion so überrascht, daß sie davonliefen. Gegenüber vom Schulertörl, etwa in der Gegend der Lederer gasse, waren zwei Geschütze aufgestellt, die Herbersdorfs Soldaten in kurzem Handstreich erobern konnten. Die zur Bedeckung dort gelagerten Bauern erlitten dabei schwere Ver luste. In dieser Verwirrung brachte man übrigens

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