OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

gab Herbersdorf seine Zustimmung und Andreas Geyer, früher in Ottensheim, dann in Ennsdorf als Prädikant tätig, traf am 3. Juni 1626 bei Fadingers Schar in Steyr ein. In Wien war man mit dem Vorgehen Herbers dorfs nicht einverstanden, man warf ihm vor, mit der Einwilligung zu dieser Berufung eines Prädikanten das ganze Reformationswerk über den Haufen geworfen zu haben. Schon machten sich die kaiserlichen Kommissäre auf den Weg und sollten von Erasmus von Starhemberg d. J. in Enns empfangen und nach Linz geleitet werden. Die Gelegenheit zu Verhandlungen zwischen den Bauern und dem Statthalter bzw. den Ständen war damit dahin, auch hatten seit der Einnahme von Steyr im Bauernlager Persönlichkeiten, wie der Advokat Dr. Lazarus Holzmüller und der Steyrer Bürger und langjährige Stadtrichter Wolf Madlseder Bedeutung erlangt, die ursprünglich vom Statthalter Vollmacht für Verhandlungen mit den Bauern erhalten hatten. In solchen Zeiten jagte eine Nachricht die andere, und Gerüchte haben auf die Handlungen der Masse oft großen Einfluß. Zwar hielten sich die Bauern auch während der Verhandlungspause nicht vollkommen an die vereinbarte Waffen ruhe, sie forderten Enns zur Übergabe auf und belagerten Freistadt, aber als die (damals falsche) Nachricht von anrückenden bayerischen Truppen sich verbreitete, brachen die Bauern von Steyr auf, besetzten Markt und Stift St. Florian und bezogen am 6. Juni 1626 ein Lager bei Ebelsberg, von wo sie sowohl Enns als auch Linz bedrohten. Die kaiserlichen Kommissäre Abt Ignaz Kraft von Lilienfeld, die Reichshofräte Karl Fuchs von Fuchsberg und Wolf Niklas von Grünthal (ein Protestant) sowie der niederösterreichische Regi mentsrat Dr. Martin Haffner waren am 4. Juni mittags in Enns eingetroffen, noch am gleichen Abend begaben sie sich nach Linz, wo man auch das Eintreffen der bayerischen Abgesandten er wartete (die allerdings in Passau blieben). Die kaiserlichen Kommissäre hatten nur Vollmacht zu hören und zu berichten, sie forderten am 5. Juni die Bauernschaft auf, Ausschüsse nach Linz zu senden. Zusammen mit einem entspre chenden Er^aß der ständischen Verordneten und mit Geleitbriefen versehen brachten die Linzer Bürger Wolf Stauffenbühl und Christoph Mitter hof er, begleitet von je einem Trompeter (Land schaftstrompeter Christoph Hoy und kaiserlicher Trompeter Peter Nagl) diesen Aufruf zu den Bauern rechts und links der Donau. Schon am 6. Juni 1626 schickten die Bauern einen Ausschuß vom Ebelsberger Lager nach Linz, der von den Kommissären gehört wird, am 7. und 8. Juni überbringen Weingartmair und Mair von Edt die Forderungen nach Religions- und Gewis sensfreiheit, nach deren Bewilligung erst in nähere Verhandlungen eingetreten werden könne. Auch in dem damaligen Massenmedium Zeitung sind diese „Beschwerpunkte" abgedruckt worden: (6) [10. Juni 1626] Verzeichnuß der beschwer Puncten der Baurschafft ob der Enß / und deßwegen die Bürger und Gemein in den Städten und Märckten / zu sammen zu ziehen verursacht. 1. Das Herr Stadthalter das Reformationswesen im Lande angefangen / alle Evangelische Predi ger unnd Leut auß dem Lande vertrieben. 2. Das man wegen der verstorbenen das Erdreich über die massen theur käuffen müssen / und sich die Catholische Pfarrherrn und Meßnern / mit keinem billichen Seelsatz / wie sie es nen nen / begnügen lassen. 3. Das man den außgeschafften Leuten / über auß große Nachsteur / alß 20, 30 und mehr Gülden von 100 abgedrungen / also gar viel mit Weib und Kindt das Bettelbrodt essen müssen. 4. Das man das gantze Landt mit Monatlichen Guarnisonen und Geldt beschwerdt. 5. Das vor einem Jahr wegen der Religion / Herr Stadthalter unnd Abraham Grünbach / viel Leut unschuldig Auffhencken / Spiessen / Schleiffen / und verbrennen lassen / und besorgt die Baurschafft / man möchte mit ihnen / wann sie die Wehren nieder legen / dergleichen procediren.

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