OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

davon geflohen / daß Fußvolck hat sich ins Korn verschloffen / der Bauren sein 3 blieben / unnd in der gantzen zeit / weil sie beyeinander sein nicht 30 erschlagen worden / Hingegen der Soldaten über 1000. Es were viel davon zu schreiben / wie weißlich es die Bauren anstel len / künfftig wird man mehr davon hören. Der bayerische Statthalter in Linz versuchte die Bauern zu beschwichtigen. Er bediente sich dazu der Verordneten der Stände — es waren Wolf von Gera und Hans Niklas von Sigmar in Linz anwesend —, die im Namen aller ein Patent an die Bauern richteten. Auch Herbersdorf versuchte mit einem Patent in seinem und seiner Räte Namen den Empörern vorzuspiegeln, dai3 ihre Beschwerden geprüft würden, er spricht davon, daß die Religionsreformation die alleinige Ursache des Aufstandes gewesen wäre und weckt dadurch Hoffnungen, daß man dieses strenge Vorgehen ändern werde. Ähnlich lautete ein offener Brief des Statthalters an den Kurfürsten von Bayern. Alle drei Schreiben wurden in das Bauernlager nach Wels gebracht, doch fand man zuwenig Sicherheit darin, ließ aber die Frage von Verhandlungen offen. Herbersdorf wünschte das Erscheinen der Stände und tatsächlich trafen wei tere Verordnete und Ständemitglieder am 25. Mai in Linz ein. Ein neues Patent an die Bauern, in dem diese aufgefordert werden, einen Ausschuß von friedliebenden Leuten nach Linz zu senden, ist von den Prälaten von St. Florian (der tatsächlich erst später in Linz eintraf) und Wilhering (der in Wien weilte), von Helmhart Jörger, Weikhard von Polheim, Wolf Gera, Erasmus von Gera, H. W. von Starhemberg, Dietmar Schifer, H. Gundakar Schifer, Hans Niklas von Sigmar, ferner von Simon Engl und H. A. von Grünthal sowie von den städtischen Verordneten Anton Eckhart von Linz und Michael Huebmer von Wels unterzeichnet. Die sen Erlaß zusammen mit einem Geleitsbrief für den Ausschuß sollten die Linzer Bürger Chri stoph Anschuber und Christoph Mitterhofer nach Wels bringen, als die Kunde kam, daß ein Ausschuß der Bauern zu Marchtrenk liege und mit Hans Niklas von Sigmar verhandeln wolle. Dieser führte also die Abordnung an und erreichte mit vielem Zureden, daß die Bauern schaft in Wels am 28. Mai einwilligte, durch Vermittlung der Stände zu verhandeln. Sie woll ten dem Ausschuß (in dem sie Helmhard Jörger, Ludwig Hohenfelder und den Propst von Sankt Florian zu sehen wünschten) sicheres Geleit geben und sich während der Verhandlungen aller Feindseligkeiten enthalten. Christoph Mit terhofer kehrte also mit guter Nachricht nach Linz zurück, die Verordneten machten sogleich den anderen Bauernhaufen von dem Ergebnis der Verhandlungen Mitteilung, um damit eine längere Atempause zu gewinnen. Das Leben in der Stadt sollte inzwischen möglichst ungestört weitergehen; um die Versorgung sicherzustellen, gab Herbersdorf den Bauern, die den Wochen markt zu Linz oder andere Wochenmärkte besu chen wollten, am 29. Mai Geleitbriefe aus®^. Die Ständemitglieder wurden alle nach Linz berufen, der Statthalter und die Verordneten baten Kaiser und Kurfürst um die Entsendung von Kommissären für die zu erwartenden Ver handlungen. Am 27. Mai 1626 reiste der Linzer Bürger Anton Eckhart nach München, um dies zu betreiben. Hatte man für den nicht ungefähr lichen Weg zu den Bauern zwei protestantische Linzer Bürger ausgewählt, so war Eckhart als oftmaliger Linzer Bürgermeister sicher der Mann, der das Vertrauen des Statthalters besaß, und stand (obzwar 1617 protestantisch getraut) der katholischen Richtung nahe®^. Der Bauernausschuß zu Wels übergab Sigmar und Anschuber die Beschwerden und Forderun gen der Aufständischen. Der dringendste Wunsch der Bauern war, ihnen einen Prädikanten zu senden, der in der Spitalskirche zu Wels oder im Lager predigen sollte. Widerstrebend Über die ausgestellten Geleitbriefe siehe Linzer Regesten C III A 2/1386 nach Birks Regesten, andere Paßzettel für die Warendurchfuhr von Mai sowie 7., 13. und 14. Jurd 1626 verzeichnet Stieve, Bauernkrieg 2, 5. 87, Anm. 7. Daß zwei Schiffmeister, die während der Bauernrebellion Wachauer Wein ohne Wissen und Bewilligung des Marktamtes oder sogar „nächt licherweilen" an Linz vorbei führten, noch 1627 Strafe zahlen mußten, beschreibt Hans-Heinrich Vangerow, Linz und der Donauhandel des Jahres 1627, Hist. Jb. der Stadt Linz 1964, S. 55 und 57. Georg Crüll, Das Linzer Bürgermeisterbuch, 1953, S. 77, bzw. 2. Aufl. 1959, S. 83.

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