OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

sechshundert in die Stadt und tausend in die Vorstadt eingelassen. In kriegerischer Ordnung rückten sie noch in gleicher Nacht in Wels ein. Eine Besatzung von vierhundert Mann mit neun Geschützen blieb in der Stadt, von dort aus wurde Lambach geplündert, die Städte Vöcklabruck, Gmunden und Ebensee zum Anschluß bewogen. Schloß Ort, Besitz des verhaßten Statthalters Herbersdorf, wurde geplündert, ver wüstet und in Brand gesteckt. Aus Traunkirchen (dem im Besitz der Jesuiten befindlichen alten Benediktinerkloster) waren die Kirchenschätze nach Salzburg in Sicherheit gebracht worden. Vom weiteren Vordringen gegen das Salzkam mergut sah man ab. Fadinger selbst war am 28. Mai 1626 nach Kremsmünster gerückt. Die Waffen, Geschütze und Kriegsvorräte wurden von den Bauern weg genommen, bei der Suche nach Pulver flog ein Teil der Rüstkammer in die Luft. Welser Bürger übernahmen die Rolle der Besatzung im Stift. Aus der wirtschaftlich stärksten Stadt im Lande ob der Enns, aus Steyr, hatte der Statthalter die Soldaten abgezogen. Er wußte wohl, daß hier der Protestantismus noch am stärksten war, betrug doch die Zahl der Katholiken seit 1621 nicht mehr als 17! So kam es, daß sich die Mehrheit des Rates mit den Bauern verständigte, auf dem Steinfeld und auf dem Tabor lagerte das Hauptheer der Bauern unter Fadinger. Von hier suchte dieser auch Enns in seine Gewalt zu bekommen, doch hatte dort der Statthalter seine Streitkräfte konzentriert, um den Donauweg nach Niederösterreich offen zu halten. Einen ganz persönlich gehaltenen Bericht, der fast der Reportage eines Journalisten unserer Tage gleicht, bringt eine Berliner Zeitung: (5) Auß Oesterreich / vom 30. Maij [1626] Die Bauren haben mich am 16. diß gefangen genommen / auff der Beyerischen Grentz / Ich habe vermeint / ich hette das Spiel gewonnen / so haben sie mich mit 3000 Mann umbringet / und mit seltzamen Instrumenten herumb gestan den / das ich nicht lang zu Roß blieben bin / sie haben mich lernen umb Quartier bitten. Am 17. diß haben sie mich 4 Meil zurück ins Läger geführet / für ihren Obristen (man sagt der Obrister sol der alte Herr Hager sein) der zeugt in einem Baurenkleid auff / und reitet ein schön braun Pferdt / das hat er von Crabaten bekommen. Ein Führer reitet deß von Gere sei nen grossen Schimmel / theils Bauren reiten auff Crabatischen Rossen / führen Pistolen / Ich habe sie gefraget / wie starck ihr Läger sey / geben sie vor / sie sein hundert und zwölff tausent Mann starck / das also die 2 Läger auff 162 tausent Mann starck sein sollen / daß eine habe ich am 15. diß im Bergen bey Lintz über der Dohna sehen ankommen / in dem andern bin ich gewest / habe mein Tag etliche Läger gesehen / aber kein solche grosse Armee als diese / Sie haben damals 20 Stück bey ihnen gehabt / unnd denselben Tag die Wehren erst abgeholt auß Kloster Lambach / Cremßmünster / Steyer / daß sie nun allbereit über 40 stück bey ihnen haben / sie haben daß gantze Land innen / biß auff Lintz und Enß / über Enß sein sie noch nicht kommen / daß ergibt sich aber bald / Lintz ist gantz umblegert / man lest ihnen den Lintzern nichts zukommen / So haben sie auch keine Mülle bey der Stadt / daß sich selbige nicht lang wird halten können / denn ihnen kein Entsatz so bald kan zukom men / es darff sich auch keiner mit wenig Volck an sie begeben / wenn einer gleich 30 tausent Mann hinein brechte / were es ihnen kaum eine Kurtzweil / würden es ihnen machen wie dem Stadthalter / welcher von Effertingen am Mor gen früh umb 4 Uhr ist außgezogen / mit großen freuden / die Bauren zu hencken / wie er dann den Hencker / sambt 3 Knechten mit genommen / da sie nu auff anderthalb Meiln hinauß kommen / haben sie 2 Bauren im Feld antroffen J welche er alßbald auff ein Baum hencken lassen / und mit seinen Volck fort gerückt / biß auff die Ellmühll / da ließ er die stück stehen unnd auff die Gassen richten / weil solche gar gleich und enge ist / gedacht die Bauren zu reitzen / daß sie auff ihne setzen Sölten / alßdann wolt er zurück weichen / unnd die Gassen mit den stücken außreumen / unnd den über Rest auffhencken lassen / Aber die Bauren sein in 2 theil über die höhe gezogen / und hinter dem Holtz gehalten / wie nun Herr Stadthalter den ersten Schuß thut / lauffen die Bauren zugleich auff die stück / daß keiner mehr hat können außreissen / bey 40 Pferd sein

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