OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

zu ziehen gezwungen / auß deren Rüstkammer alles genommen / nach Effendig gerückt / die Stadt auffgefordert / sich zu ergehen / und die Soldaten seyn außgerissen / Und der Bauren Ohrister Steffan Ketting von S. Aiden, mit etlich 100 darein gezogen / die Stück / Wehren / und Munition zu sich genommen / den Pfarrhof und Closter Püffing geplündert / und seyn die Pfaffen hin und wieder entlauffen. Interim haben sich noch viel 1000 Bauren zu ihnen geschlagen / wie die Treuner Baur in 8000 starck auch zu thun sich erhotten. Samhstags seynd sie wol in 60 tausent starck / mit 25 stück Geschütz / viel Munition / Wägen / 5 Büchsenmeister / und 100 Pferde nach Weltz gerückt / den 23. einhekommen / den Bürgern nichts gethan / 10 stück Geschütz / Rüstung und Munition genommen / und die Bürgerschafft von jedem Hauß / wo er nicht selhs mitgezogen / einen mitschicken / so unter dem freyen Himmel zu ihnen schweren / müssen / haben sich getheilt / auff Gmündern / und Herrschafft Ort / Herrn Stadthalter gehörig / wird nun Steyer und Lintz gelten / und ist zu Lintz grosse Furcht / man wolte gern mit ihnen accordiren, sie wollen aber nicht / sondern sich lieber wegen der Religion erschlagen / denn spötlich Hencken lassen / Sollen nach Regenßburg umb etliche Priester zur Armada geschrie ben haben / scheinet werden in wenig Tagen in 100 tausent Mann zusammen kommen / dann sich jederman der Arbeit verzeihet. Interim haben auch die andern Bauren alle Märckt besucht / und ihnen Huldigen lassen / Geschütz und Mußqueten geholet / 250 tausent Muth Geträidig in 3 Schiffen / so Herr Stadt halter in Tyrol schicken wollen / und in den Klöstern viel Wein genommen / so sie in die Läger führen lassen / Haben sonst einen Bauren / so einen Kelch genommen / und einen / so 5000 Ducaten im Kloster Lampach / auß einer Kisten entfrembdet / erschiessen / und dem Praelaten das Geldt wieder liefern lassen / Was weiter erfolgt / gibt die zeit. Das Vorgehen gegen Linz Dieser Erfolg der Bauernsdiaren scheuchte Adel und Geistlichkeit auf. Während der Statthalter sich nach Linz gerettet hatte und hoffte, daß noch Versprengte zu ihm stoßen würden, wäh rend in fieberhafter Anstrengung die Befesti gungen der Stadt und des Schlosses in Verteidi gungszustand versetzt wurden, verließen die Jesuiten ihre Herrschaft Pulgarn, die Zisterzien ser ihr Kloster Wilhering, brachte der Adel seine Schätze Richtung Wien in Sicherheit. Mehr als fünfzig Schiffe, beladen mit Menschen und Gütern, fuhren donauabwärts. Die bayerischen Beamten brachten ihre Angehörigen und ihre Habe über die Grenze, die Gelder der Regierung (kurfürstliche Gefälle: 74.726 fl 50 V2 kr, Garni son- und Rüstgelder: 2119 fl 35 kr, hinterlegte Gelder Privater: 462 fl 45 kr) sowie ein Teil der Archive wurden nach Wien geflüchtet. Man fürchtete einen sofortigen Angriff auf Linz und ein solcher hätte den Bauern unzweifelhaft einen Überraschungserfolg gebracht. Doch die von den Bauern zu Oberhauptleuten gewählten Anführer — Stephan Fadinger im Hausruck- und Traunviertel, Christoph Zeller im Mühlviertel und im Machland — suchten gemäß dem ursprünglichen Plan der Verschwörer die Bürger und Bauern des ganzen Landes zu sammeln. Zeller zieht ins Mühlviertel nach Rohrbach, Schlägl, Haslach und an andere Orte, ein Hauptaugenmerk galt den Waffen, der Munition und den Pulvervorräten. Andere Scharen waren über Ottensheim am Nordufer an Linz vorbei nach St. Magdalena gezogen, am 25. Mai 1626 lagerte ein großer Haufen nachts im Schloß Hagen bei Urfahr, am folgenden Tag wird Steyregg besetzt, am 27. Mai das Jesuitenhaus zu Pulgarn geplündert, der Markt Pregarten verbrannt. Ende Mai waren Mühlviertel und Machland bis auf Freistadt und Urfahr in der Gewalt der Aufständischen. Südlich der Donau errangen die Bauern mit der Einnahme von Wels einen großen Erfolg. Am 24. Mai 1626 war Fadinger mit den Hausruckviertlern vor der Stadt erschienen, erst nach Drohung mit Brandlegung verständigten sich einige Bürger mit den Bauern und es wurden Die Schiildenmg des Ablaufes der Ereignisse folgt der in den Anmerkungen 11 und 23 angegebenen Litera tur, ferner verschiedenen Berichten in Band B II K 2 der Linzer Regesten.

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