Der Statthalter hatte sich an die vom Kaiser und vom Kurfürsten in Bayern erhaltenen Auf träge gehalten und ein Exempel statuiert. Sicher hielt er in seiner strengen kriegsgewohnten Art die Auswahl der zu Justifizierenden für unbeein flußbar und ohne Ansehen der Person getroffen — ähnlich wie die Kriegsrechte ein Dezimieren meuternder oder feiger Truppenkörper kannten. Es war ihm aber selbst klar, daß er nicht die Rädelsführer der Unruhen zu Frankenburg bestraft hatte; in einem Patent vom 24. Mai 1625 ließ er eine Personsbeschreibung von fünfzehn „rebellanten" veröffentlichen, deren man aber nicht mehr habhaft werden konnte^^. Das rigorose Vorgehen machte ihn für die Zeit genossen und für die Nachfahren zum Symbol des Unterdrückers; der aufgespeicherte Haß ent lud sich im großen Bauernaufstand. Für den Statthalter war aber der Gang der Ereignisse in anderer Hinsicht aufschlußreich: Als er seine Truppen zusammenzog und Meldungen über die Geschehnisse das Land durcheilten, da verbrei tete sich plötzlich das Gerücht, Herbersdorf sei von den Bauern geschlagen worden. Darüber frohlockte man überall und in Linz selbst liefen etwa zweihundert Bürger und Handwerker auf dem Platze zusammen, laut jubelnd und rufend, sie hätten gewußt, daß es so kommen müsse; die Bauern werden sie erlösen, damit sie nicht päp stisch werden. Ja, als dann in der Nacht darauf zweihundert Knechte, die gerade zu Freistadt geworben worden waren, auf dem Wege zum Statthalter nach Linz kamen, da hielten die Bür ger allen Befehlen zum Trotz ihre Häuser ver schlossen, so daß man nach Mitternacht den Soldaten mit Gewalt Quartier verschaffen mußte. In diesen Tagen, schrieb Herbersdorf am 20. Mai 1625 an den Kurfürsten, habe er erfah ren, wessen man sich im Notfall von den Ständen und von den Untertanen zu versehen habe^®. Zur Jahreswende 1625/1626 wurde den Ständen aufgetragen, ihre protestantischen Offiziere (d. h. Beamte) zu entlassen, die Verordneten der Stände bemühten sich, einen Aufschub oder gar eine Aufhebung dieser Verfügung zu erreichen. Eine ständische Gesandtschaft begab sich nach Wien^®, auch Abgeordnete der Städte waren dabei. Die Ereignisse des großen Bauernaufstan des überschatteten jedoch ab Mai 1626 alles. Der bayerische Statthalter hatte die Unruhe im Lande gespürt, er wollte der Gärung die Kraft nehmen und forderte durch ein Patent vom 19. April 1626, drei Tage nach dem Osterfest, den Bürgern und Bauern bis zum 26. April sämtliche Waffen ab^^. Um nicht zum Widerspruch zu reizen, bezeichnete er als Ursache dieser Maßnahme den Wunsch, das Land von der schweren Last der Besatzung und der Garnisonsgelder zu befreien. Binnen acht Tagen füllten sich die Rathäuser der Städte und Märkte sowie die Schlösser der adeli gen Herrschaften auf dem Lande mit unzähligen Waffen aller Art. In Linz selbst hatte der Statt halter die Ablieferung bereits durch Patent vom 21. März 1626 befohlen, welches der Stadt am 25. zugestellt worden war. Darauf erfolgte die Bitte, es mögen die Ratsmitglieder und die katho lischen Bürger der Stadt von der Ablieferung ausgenommen werden. Sie hätten erst kürzlich den Treueeid geleistet und man könne ihnen sicher ebensoviel trauen wie den protestanti schen Soldaten. Ohne Waffen könnten sie an der eventuell nötigen Verteidigung der Stadt nicht mitwirken; es sei zu fürchten, daß die halsstar rigen und verbitterten Protestanten unter den Bürgern die Stadt oder einige Häuser in Brand steckten oder deren zum Ostermarkt kommende Die Personenbeschreibung vom 24. Mai 1625 im Ab druck des gedruckten Patents bei Eduard Straßmayr, Zur Geschichte des oberösterreichischen Bauernkrieges von 1626, Heimatgaue 7, 1926, 5. 93 f.; eine Abbildung auch bei Julius Strnadt, Der Bauernkrieg in Oberöster reich, Linz 1925, Tafel 25; Grüll zitiert dieses Patent nadi einer Wiedergabe in der Zeitschrift „Bergland", 7. Jg., 1925, Nr. 8, 5.13. Stieve 1, S. 60, und 2, S. 48, Anm. 4; dazu Strnadt, Bauernkrieg, S. 43 f.; Anton Ziegler, Linz im Wandel der Jahrhunderte, 1922, S. 91 f.; Rausch, S. 225. ^ Im Tagebuch des Stephan Engl (s. Anm. 20) wird von der Deprecationsleistung der Stände in Wien aus führlich berichtet; dieser war von 26. März bis 3. Mai 1626 mit der ständischen Gesandtschaft (der auch 4 städtische Abgeordnete angehörten) in Wien. " Das Entwaffnungspatent vom 19. April 1626 als ge kürzter Auszug abgedruckt bei Jodok Stütz, Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering, Linz 1840, S. 292 f. (mit Datum 15. April 1626); wörtlich bei Georg Grüll, Vor und nach dem Bauernkrieg 1626 (Zwei Herberstorff'sche Patente), Heimatgaue 10, 1929, S. 59 f. (nach einem Druck von Hans Planck in Linz).
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