der Erhaltung der lutherischen Religion zu gewendet wurden als der kaiserlichen Seite. Man darf nicht vergessen, daß neben den gedruckten Zeitungen auch weiterhin die geschriebenen bestanden (und hier ist speziell auf die Fuggerschen Relationen hinzuweisen'^), daß überdies Flugblätter und Flugschriften, Lieder und Verse, Holzschnitte und Kupferstiche die Ereignisse der Zeitgeschichte und den Streit der Waffen und Meinungen begleiteten. Die Herausgeber von Zeitungen wollten allerdings — im Gegensatz zu den Verfassern von politischen Liedern oder Streitschriften — nur die Geschehnisse der Zeit melden und sie, wie sie oft betonten, zum Gedächtnis der Nachwelt festhalten. Es war nicht ihre Schuld, daß man mit ihren Produkten sehr sorglos verfuhr und daß sich nur ganz verstreut, oft auf mehrere Bibliotheken oder Archive ver teilt, Nummern eines Jahrgangs ihrer Zeitungen erhalten haben. Die in der Folge publizierten Nachrichten sind also zufällig überliefert, wenn auch durch die systematische Sammlung aller noch irgendwo verwahrten deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts durch die Deutsche Presse forschung an der Staatsbibliothek Bremen ein detaillierter Überblick über die Bestände vor liegt®. Es soll daher an dieser Stelle im Gedenk jahr 1976 auf die Ereignisse des Jahres 1626 hingewiesen und dabei auf eine vielfach vernach lässigte Quellengattung aufmerksam gemadit werden®. Die Vorgeschichte Mit der Verpfändung des Landes ob der Enns an Bayern und dem Einrücken bayerischer Trup pen hatte eine neue Phase des Religionsstreites in den Donauländern begonnen. Damals war Adam von Herbersdorf, einem steirischen Frei herrngeschlecht entstammend, an der Spitze eines Kürassierregiments mit dem Ligaheer in Oberösterreich eingezogen. Es begleitete ihn sein ' Victor Klarwitt, Fugger-Zeitungen, Ungedruckte Briefe an das Haus Fugger aus den Jahren 1568—1605, 1923, Johannes Kleinpaul, Die Fuggerzeitungen 1568—1605, Abhandlungen aus dem Institut für Zeitungskunde an der Universität Leipzig, Band 1, H. 4, 1921, enthält auch ein Verzeichnis der Orte, aus denen Meldungen in diesem umfangreichen Material enthalten sind (S. 61; aus Linz drei Meldungen von 1578). Über handschriftliche Zeitungen in oberösterreichischen Archiven vgl. Georg Crüll, Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Linzer Zeitungen im 17. Jahrhundert, Jb. der Stadt Linz 1953, S. 467 und S. 473, Anm. 3. — Eine „kaufmännische Zeitung aus Linz", wohl vom Linzer Bartholomäimarkt nach Bruck an der Mur ge bracht, wird erwähnt in einem Schreiben des Bischofs von Seckau an den Erzbischof von Salzburg vom 30. April 1575; Josef Loserth, Salzburg und Steiermark im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, Briefe und Ak ten (Forsch, z. Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark V, 2), Graz 1905, S. 77, Nr. 67. ® Aus dem Band II — Abbildungen — des von Bogel und Blühm herausgegebenen Bestandsverzeichnisses ist zu entnehmen, daß manche Zeitung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts schon den Ortsnamen Linz als Herkunft verschiedener Meldungen im Titel angibt, etwa „Aviso Relation oder Zeitung, Was sich bege ben und zugetragen hat / in Deutsch; und Welschlandt / Spannten / Niederlandt / Engellandt / Franckr; Ungern / Osterreich / Schweden / Polen / Item Rom unnd Venedig / Wien / Praag / Andorff / Cöln / Franckfort und Gräffenhagen / Lintz etc." (Nürnberg 1615), Abbildung 12, und — acht Jahre später — „Aviso Relation oder Zeitung / Was sich begeben und zugetragen hat in Deuts und Welschland / Spannien / Niederland / Engeland / Franckreich / Ungarn / Oster reich / Schweden / Polen / Schlesien / Item Rohm / Venedig / Wien / Antorff / Ambsterdam / Cölln / Franckfort / Praag und Lintz etc." (Nürnberg 1623), Abbildung 13, oder „Aviso oder Zeitung A(nn)o 1621, Was sich in Deutsch- und Niederland / Ungarn / Oesterreich / Meeren / Prag / Schlesien / Pfalz / Franckfurt / Cöln / Gräffenhagen / Lintz etc. begeben unnd zugetragen hat" (o. O. 1621), Abbildung 48, dazu Text Band I, S. 4 f. und S. 47. Es haben also die Ereig nisse der Jahre 1614, 1620, 1626 so viel Interesse auf sich gezogen, daß es nicht erst der Anwesenheit des Hofes wegen Pest- oder Kriegszeit in Lintz (1679/80, 1683) bedurfte, um die Stadt international bekanntzu machen. Die Linzer Märkte werden dazu auch ihr Teil beigetragen haben. ' Diese Arbeit wäre nicht möglich gewesen, wenn ich nicht von der Deutschen Presseforschung die Xero kopien aller Zeitungsblätter erhalten hätte, in denen Meldungen aus Linz enthalten sind. Für diese groß zügige Unterstützung sage ich den zuständigen Herren aufrichtigen Dank. Ohne die Mithilfe eines derartigen Apparates ist es für einen einzelnen unmöglich, solch eine umfangreiche Arbeit zu beginnen, verteilen sich doch z. B. die Exemplare des Jahrgangs 1626 der titel losen Berliner Zeitung — nach dem Verzeichnis bei Bogel-Blühm, S. 20 — auf die Deutsche Staatsbiblio thek Berlin (Ost), auf die Stockholmer Kungliga Biblioteket und auf das Riksarkivet in Stockholm. Daß auch bei Berücksichtigung aller Meldungen aus Linz das Material noch nicht voll ausgeschöpft wird, da etwa „Aus Wien" ebenso Neuigkeiten über Linz und das Land ob der Enns berichtet werden können, sei hier zwar angemerkt, muß aber in Kauf genommen werden.
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