OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Lautenist Servatius Seremont gewonnen; nach seinem Tode war Gottlieb Schneider in dieser Eigenschaft tätig. Musikunterricht erteilten fer ner der Zinkenbläser Kaspar Schmidtperger und der Geiger Balthasar Feldthoven. In dieser glanzvollsten Periode der evangelischen Landschaftsschule wirkten dort auch bedeutende Gelehrte, wie der Historiker Hieronymus Megiser und als berühmtester der Mathematiker und Astronom Johannes Kepler, dessen „Harmonices mundi, liber V" 1619 in der Offizin Johann Planck in Linz gedruckt wurde. Schulmusikwesen nach der Restauration Nach der Rekatholisierung übernahmen die Jesuitengymnasien die Bildungsaufgaben im Lande. Sie widmeten sich selbstverständlich auch der Musikerziehung. So setzte das schon seit 1608 in Linz bestehende Jesuitenkolleg die von der Landschaftsschule entfaltete Musikpflege in gleichwertiger Weise fort. Hatten schon in der Hochblüte bürgerlicher Musikpflege zur Zeit der Reformation die dra matischen Aufführungen an den Schulen Anlaß zu musikalischer Ausgestaltung gegeben, so wa ren es jetzt die Jesuitendramen, die diese Tradi tion weiterführten. Auch die an den Stiften errichteten Schulbühnen künden von Aufführun gen, die stark mit Musiknummern versehen waren. Oherösterreichs bedeutendster Komponist dieser Zeit War mit Brassicanus wenigstens eine schöpfe risch tätige Persönlichkeit auch im Bauemkriegsjahr noch in Linz vorhanden — wenngleich ohne größere musikhistorische Bedeutung —, so wirkte in Steyr ein Musiker, dessen Schaffen entwick lungsgeschichtlich für eine Gattung wichtig wurde: etwa 1608 kam dorthin der vermutlich aus Nürnberg stammende Paul PeuerP*, der als Schöpfer der Variationen-Suite für die Entwick lung der barocken Ensemblemusik grundlegende Bedeutung erlangte. Er war als Organist an der zur Steyrer evangelischen Lateinschule als Schul kirche gehörenden ehemaligen Dominikaner kirche tätig. 1619 erbaute er für die Stiftskirche Wilhering eine zweimanualige Orgel mit 18 Stimmi n, die leider durch den Brand des Jahres 1736 vernichtet wurde'®. Da seine An wesenheit in Steyr nur bis 1625 nachweisbar ist, seine Lebensdaten aber unbekannt sind, kann nicht festgestellt werden, ob diese bedeutendste musikgeschichtliche Persönlichkeit, die Ober- |§ 5§ntra&«. ©öitf ^ na «tt /«uff rtllcn SYIuficdfifdicn 'BaU 6r4ucf;aiJ(. ^ oj Componirt. So Drgm#et)6«)öa®t(Ut3dircf;{n^(rrf;fij efo, cw1 ^ OH'DCXI. ä» Österreich in diesem Zeitraum aufzuweisen hat, im Bauernkriegs]ahr noch unter den Lebenden weilte. Mit den 1611 in Nürnberg bei Abraham Wagen mann gedruckten „Newe Padouan, Intrada, Däntz und Galliarda mit vier Stimmen . . . auff allen Musicalischen Saitenspielen. . (siehe Textabb. 2) begründete er die Geschichte der Variationen-Suite. Dieser Ausgabe folgten 1620 nochmals „Etliche lustige Padovanen", und " Karl Geiringer, Studien zur Musikwissensdiaft, Bei hefte zu den Denkmälern der Tonkunst in Österreich, Bd. XVI, Wien 1929. — O. Wessely, a. a. O. — H. J. Moser, a. a. O. Gerald Mitterschiff thaler, Die Orgeln der Stiftskirche Wiilhering; Oö. Heimatblätter, 28. Jg. (1974), S. 109 ff.

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