OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Dervancius das Kantorenamt. Aber bereits 1609 wurde Johannes Kraut (Brassicanus)'^ aus Regensburg nach Linz berufen (Dervancius be kam dann die „Schulfunktion" in Ottensheim). Brassicanus dürfte um 1570 in Murau geboren sein, zunächst an der Lateinschule seiner Geburtsstadt, dann an einer evangelischen Uni versität in Deutschland studiert und anschließend bis zum Einsetzen der Gegenreformation wieder in seiner Heimat gewirkt haben. 1603 kam er jedenfalls als Kantor und Präzeptor an das Gymnasium poeticum nach Regensburg, wo er bis zu seiner Berufung nach Linz wirkte. Und hier blieb er, seit 1617 im Kantorenamt unter stützt durch Tobias Zorer aus Pfalz-Neuburg, auch noch nach der endgültigen Schließung der Landschaftsschule bis 1627, erlebte also direkt den Bauernkrieg in der Landeshauptstadt, und kehrte dann nach Regensburg zurück, wo er 1634 starb. Sein kompositorisches Schaffen um faßt lateinische Motetten und deutsche Kantionalliedsätze, wie sie damals die Praxis des evan gelischen Gottesdienstes und der Kasualien er forderte. Daniel Hitzler^®, der Schulinspektor und Prediger der Landschaftsschule war, gab in seinem 1634 in Straßburg gedruckten Sammel band „Musicalisch Figurierte Melodien aller und jeder gebräuchigen Kirchen-Gesäng, Psalmen und Geistlichen Lieder. . 175 Kantionalsätze von „berühmten Autoribus Musicis" heraus, worin allein 76 vierstimmige Gesänge von Brassicanus enthalten sind (neben Sätzen von U. Steigleder, H. L. Haßler, M. Praetorius, M. Vulpius und J. Jeep); die hier enthaltenen Sätze bilden einen wichtigen Hinweis für die Kenntnis des Kirchen liedergutes an der Landhauskirche (siehe Textabb. 1). Bedeutsam sind Brassicanus' „Similia Divadica", 70 Gleichnistexte aus den Psalmen, vierstimmig komponiert und 1615 in Nürnberg bei Abraham Wagenmann gedruckt. Daß die Landschaftsschule allenthalben auch in den deutschen Landen als Pflegestätte der Musik in Ansehen stand, belegen mehrere Widmungen von Druckausgaben an die oberösterreichischen Landstände, so u. a. von Valentin Haußmann, dem seinerzeit in Linz tätig gewesenen Nicolaus Rosthius und schließlich gar von Michael Praetorius. 4tDe(oc>tm a\iü' JctJcr 0eifl(icl)cn itctxx/ Vitt CD?u|iwKrc^m 0timmm »0» "tctulimbrm Autoribus Ju UfcH/ 21Jel)mtljcllsvcn;nctrcMi coitiponfcfc !3n6 3n fc*(dKr2(rf jurammcn b« ;&ifcan( in ailtnvbaB iT^oral tt7llct)cetugUi(h«tl41mitfon^(rm vo^ fiU|f ^(tt Drauii) rn& töfMcnljritötr .^tirrticn *nbWtmcm>cn 2(»3fpur2tfcöccConfcflioi).j3eti(fjtctit{ M. Daniel 'prc&^tr im i i« bny InJCrTtcticit^ ob Btrrtjjburj/ 3m>^r/MüC.xXXiV. Den Instrumentalunterricht an der Landschafts schule und den Organistendienst hatten zunächst die sogenannten „teutschen Modisten" zu ver sehen. Seit 1608 aber oblag der Instrumental unterricht einem eigenen ständischen Organisten. Als solcher wirkte bis 1624 Georg Mittermayr. Als Lautenlehrer wurde zunächst der bedeutende O. Wessely, MGG VII, Art. Kraut, Kassel 1958. — Oers., Linz und die Musik. — Ders., Musik in Ober österreich. — Ders., Johannes Brassicanus, Sechs Cho ralbearbeitungen und das Quodlibet „Was wölln wir aber heben an?", Musik alter Meister, Beiträge zur Musik- und Kulturgeschichte Innerösterreidis (hrsgg. V. Hellmut Federhofer), Heft 2, Graz 1954. Daniel Hitzler, geb. 1575 in Heidenheim a. d. Brenz, gest. 1635 in Straßburg; s. O. Wessely, in MGG VI, Art. Hitzler, Kassel 1957.

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