OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

etlichen Orten Oberösterreichs sind uns die Namen von Magistern, Kantoren und auch Orga nisten überliefert. So wurde 1597 Simon Landtsperger von Mattighofen als Kantor und Organist nach Ischl berufen, das Visitationsprotokoll von 1558 meldet in Ried als Kantor den Kärntner Fabian Hirschreuter, aus Gmunden sind von der Lateinschule gleich vier Kantoren für das erste Viertel des 17. Jahrhunderts bekannt (Caspar Mayr, Mathias Thalmann, Johann Eißnetshamer, Martin Löffler), in Eferding wirkte um 1608 als Kantor der aus dem Weimarischen stammende Georg Tauberakt — um nur einige Beispiele zu nennen. Die protestantischen Stadtpfarrkirchen von Gmunden, Wels, Vöcklabruck, Steyr, Braunau waren wichtige Pflegestätten evangeli scher Kirchenmusik. Die bedeutendste Lateinschule des Landes besaß Steyr; sie war im ehemaligen Dominikanerkloster untergebracht, und die Dominikanerkirche diente als Schulkirche. Als die Steyrer Lateinschule im Jahre 1599 gesperrt wurde, stand ihr Georg Mauritius, zuvor außerordentlicher Professor in Wittenberg, als Rektor vor, Kantor war Wil helm Klausner, von dem auch kompositori sche Tätigkeit belegt ist. Nach Wiedereröff nung der Schule kam im Jahre 1609 Georg Tau berakt (auch: Daubenrock) aus Eferding nach Steyr. Und kein Geringerer als Paul Peuerl wurde Organist der Schulkirche. Neben der kirchlichen blühte auch die weltliche Musik an der Schule im Zusammenhang mit der Pflege des Schuldramas. Die größte Bedeutung aber für das Musikleben in Oberösterreich erlangte die evangelische Land schaftsschule. Sie wurde 1543 von den oberöster reichischen adeligen Landständen errichtet, um ihrer Nachkommenschaft eine angemessene hö here Bildungsstätte zu gewährleisten (den bür gerlichen Kreisen waren die Lateinschulen und die deutschen Schulen in den Städten, Märkten und Dörfern vorbehalten). Nach vorläufiger Un terbringung in Enns wurde sie schließlich 1574 in das Landhaus nach Linz verlegt. 1602 wurde sie im Zuge der Gegenreformation aufgelöst, konnte aber 1609 wieder eröffnet werden. Nach weiteren 15 Jahren jedoch war mit dem totalen Sieg der Gegenreformation ihr Schicksal endgültig besiegelt. An der Landschaftsschule waren jeweils Kan toren angestellt, welche die Zöglinge im Gesang zu unterrichten sowie den Chordienst an der Landhauskirche zu versehen hatten. Seit dem Rektorate Johann Memhards (von 1576 bis 1598) sind uns die Namen der landschaft lichen Kantoren bekannt: als erster Georg Pop pius (gest. 1584), den bereits 1578 Nicolaus Rosthius® ablöste, allerdings nur für ein Jahr. Rosthius ist später auch als Komponist bekannt geworden; ab 1583 erschienen einige Sammlun gen geistlicher und weltlicher Liedsätze, aber auch eine Auferstehungs-Historie im Druck. Sein Lebensweg führte den gebürtigen Weimarer dann von hier nach Heidelberg, Altenburg und Kosma b. Altenburg, wo er 1622 als Pfarrer starb. Rosthius' Nachfolger im Linzer Kantoren amt war bis 1582 Leonhard Cammerer (Camerarius), von welchem ebenfalls Kompositionen (eine fünfstimmige Motette sowie je ein sechsund siebenstimmiger Satz in einer Orgeltabulatur) erhalten sind^". Die Kantoren hatten ja selbst auch eigene Kompositionen zum Reper toire der Landhauskirche beizutragen. Nach Camerarius wurde 1582 Wolfgang Rauch Land schaftskantor, und auf diesen folgte 1585 der Schlesier Johannes Linck"; von ihm sind leider keine Kompositionen erhalten, obwohl eine kom positorische Tätigkeit in Verbindung mit dem Kantorat als sicher anzunehmen ist; er scheint lediglich als Verfasser von Lobgedichten u. a. auf Valentin Haußmann und Andreas Raselius auf. Linck wirkte an der Landschaftsschule bis 1600 und ging 1602 nach Görlitz. Sein Nachfolger wurde Leonhard Prenner, der dieses Amt bis zur Schließung der Schule im Jahre 1602 ausübte. Als die Landschaftsschule auf Grund des Horner Städtebündnisses (1608) wieder ihre Pforten öff nen konnte, versah in der ersten Zeit Petrus ' Nicolaus Rosthius, geb. um 1542 in Weimar, gest. 1622 in Kosma b. Altenburg; s. Walter Blankenburg, in MGG XI, Art. Rosthius, Kassel 1963. H. J. Moser, a. a. O. " Johannes Linck, geb. 1561 in Züllichau (Schlesien), gest. 1603 in Görlitz; s. Othmar Wessel}/, MGG VIII, Art. Linck, Kassel 1960.

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