OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

rische Quellenwerke unter anderem Felix Stieve „Der oberösterreichische Bauernaufstand", Julius Strnadt „Der Bauernkrieg in Oberösterreich" und Franz Kurz „Geschichte des Bauernkrieges in Oberösterreich". Auch zu den einzelnen Per sonen der fünf Aufzüge sind Erläuterungen bei gefügt. Die ausführlichen Regiebemerkungen zu Beginn eines jeden Aktes folgen dem naturali stischen Rezept. Die Sprache ist mundartlich getönt mit Differenzierungen nach dem Stand der Sprecher®®. Der Aufwand an Personen ist groß, die zeitliche Erstreckung reicht vom 17. Mai bis zum 28. Juni 1626. Von den eingelegten Liedern (mit beigefügten Noten) ist eines ein Volkslied aus dem sechzehnten Jahrhundert, ein zweites Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott", während zwei Rebellenlieder textlich vom Autor stammen mit Vertonung von Hans Wagner. Die seinerzeitige Uraufführung in Linz soll ein durch schlagender Erfolg gewesen sein®^. Das bühnenwirksamste Stück um den oberöster reichischen Bauernführer hat wohl Hermann Heinz Ortner (1895—1956) geschrieben; „Stefan Fadinger. Eine deutsche Bauernerhebung in drei Akten" (1933). Es spielt zwischen den ersten Jännertagen 1625 und dem 8. Juli 1626. Die Schauplätze wechseln zwischen Linz, Wien und den örtlichkeiten der Kämpfe. Jeder Akt entrollt vier Bilder des Geschehens. Die Hand lung beginnt noch vor dem aktiven Eingreifen Fadingers als Bauernobrist, sie zeigt den Titel helden im ersten Auftritt (Kanzlei im Schlosse Herbersdorf zu Linz) in der Reihe der bäuer lichen Petenten auf dem Amtstag, wo er dem Landanwalt Dr. Enzmüller auf dessen Frage, ob er „viel Schneid" habe, erwidert: „Nur einen Glauben an die G'rechtigkeit! Wo ich sie find, weiß ich noch nit! Doch finden werd ich sie®®!" Das dritte Bild (Unter der Haushamer Linde) bringt in einer kurzen Szene Herbersdorfs grau sam erdachtes Würfelspiel (ohne Auftreten Fa dingers) auf die Bühne. Weitere Bilder zeigen Fadingers Familienleben und sein Wirken als Anführer der Bauern, die, durch Ferdinands des Zweiten Reformationspatent in den Gewissens konflikt zwischen Glaube und Heimat gespannt, sich zum Widerstand erheben. Der Bauernobrist hat unter zeitweiser Uneinigkeit einzelner Bauernräte zu leiden und muß gegen Plünderei einschreiten. Auch der Kaiser ist wankend ge worden und beginnt am Gerechtigkeitswillen seiner Berater zu zweifeln (Bild: „Am Hof zu Wien"). Durch langes Warten auf entscheidende Nachrichten wird Fadinger innerlich zermürbt. Der folgende Ausspruch (Bild: Fadingers Haupt quartier in Ebelsberg) erinnert an das fatale Zaudern von Hauptmanns Florian Geyer: „Es steht die Post noch aus! — Aus Freistadt! Auch aus Wien! .. . Nix rührt sich! — Sitz und sitz — und wart! Und keiner von die Hundsfött kommt! — Itzt lungern wir von Ebelsberg bis Linz mit Roß und Wagen umadum! Drei Wochn schon! . . . Das wär mir eine Rebellion, in der nix als verhandelt wird®®!" Die Ernüchterung durch das tragische Widerspiel von Recht und Gewalt zeichnet sich auch im Innern des Grafen Herbers dorf ab. Die beiden Gegner stehen sich im vierten Bild des zweiten Aktes gegenüber: Ort ner hat hier eine historisch zwar nicht belegte, aber bühnenwirksame Situation erfunden: Als kaiserlicher Kurier verkleidet, gelangt Fadinger zu nächtlicher Stunde in das Zimmer des Statt halters. Nach der Konfrontation gibt er sich zu erkennen und bittet — er ist unbewaffnet — den Gegner um freies Geleit. Es wird ihm gewährt, der Graf achtet die Tapferkeit seines Feindes. Der Kampf geht weiter. Fadinger wird vor Linz tödlich verwundet. Das Schlußbild des dritten Aktes zeigt in einer Kapelle den Abschied der Bauern von ihrem toten Führer. Das letzte Wort hat die Mutter Fadingers — es ist ein Mahnruf, der Zwietracht ein Ende zu setzen. Auch auf erzählendem Gebiet fehlt es nicht an Auswertung dieses Stoffes. Karl Itzinger, dem Daraus kann gelegentlich ein Sprachschnitzer folgender Art resultieren: Graf Herbersdorf nennt sich und den bairischen Rat Georg Pfliegl von Goldenstein die „zwei bestverhaßtesten [!] Männer des Landls". Gustav Streicher: Stefan Fadinger. Tragödie aus dem ober österreichischen Bauernkrieg, Linz/Wien/Leipzig o. J. [1903], S. 90. " Vgl. Nagl-Zeidler-Castle: Deutsch-Österreichische Lite raturgeschichte, Dritter Band, Wien 1931, S. 1176. Hermann Heinz Ortner: Stefan Fadinger, Berlin/Wien/ Leipzig 1933, S. 23. Ebenda, S. 109. Vgl. dazu das früher über Hauptmanns „Florian Geyer" Gesagte und die Satire von Rudolf Presber.

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