zweiten stehen die drei Kläger und die Ange klagten: Ferdinand mit seinen Räten, dem Beicht vater Lamormaini und dem Nuntius Caraffa, sowie Maximilian von Bayern, auf der obersten Bühnenfläche nehmen die sieben Richter ihre Plätze ein. Der Autor, während der national sozialistischen Ära Träger des Nationalen Buch preises, hat sein Stück im Sinne eines nationalen Feierspieles aufgemacht®'. Die bedeutendste poetische Darstellung des Bauernkrieges in Oberösterreich ist eine Mund artdichtung. Norbert Hanrieder (1842—1913) hat mit dem mundartlichen Epos „Der oberöster reichische Bauernkriag" (1907, Neue Ausgabe 1964) episch weit ausgeholt: In vierzehn Gesän gen ziehen die einzelnen Stadien des tragischen Kampfes vorüber. Das an die Bayern verpfändete Land, das unter einem ohnmächtigen habsburgischen Kaiser von der fremden Besatzung und Statthalterschaft geknechtet und ausgesogen wird, wehrt sich verzweifelt seiner Haut. In allen Landschaftsteilen gärt es, Übergriffe da und dort machen das Maß voll und lassen die Bevölkerung zur Selbsthilfe schreiten. Von der unüberlegten Wirtshausrauferei bis zur organi sierten Volkserhebung reiht sich Episode an Episode, Bild an Bild, die Schauplätze wechseln zwischen Mühlkreis, Innviertel, Hausruck- und Traunviertel, zwischen Schlägl, Eferding, Steyr und Linz, die Geschehnisse reichen chronologisch von der Wahl Stefan Fadingers zum obersten Bauernführer bis in die Zeit nach dessen Tod. Städte, Märkte und Dörfer scheinen auf, die Landschaft wird wie eine lyrische Topographie lebendig. Wo Hanrieder den Ereignissen durch die Phantasie nachhilft, da bewirkt dies nicht die Verwischung, sondern die Vertiefung der geschichtlichen Wahrheit. Der Großteil der Ge schehnisse vollzieht sich in bewegten Dialogen. Im „Vorspruch", der in Hexametern abgefaßt ist, macht sich der Autor Mut zu seiner Diktion: „Nimm da koan Blättl vür's Mäul, sags aussä wias is und umschneid nix. Bist äs vo Jügad auf gwehnt und wird di dein Gwändl nöt irrführn®^!" Die vierzehn Gesänge sind in vierfüßigen gereimten Jamben geschrieben, doch paßt sich der Rhythmus elastisch dem Darge stellten an und geht öfter in bewegte daktylische Verse über. Die Metaphorik wirkt nicht gesucht, sondern ist ungezwungen aus dem mundart lichen Bild- und Sprachschatz genommen. Han rieder vermeidet jedes Pathos und verteilt Licht und Schatten gerecht. Die wenigen eingestreuten Lieder zeigen, daß er seine Dichtung auch lyrisch auf den Volkston stimmen kann, wie etwa in den Spottversen auf den Grafen Herbersdorf oder im folgenden Landsknechtslied®®: Hüat di, Baur, i kumm! Da Landsknecht sötzt sein Schnappen^ auf Und stöckt ä köcki Lodern drauf; Er laßt si d' Bundschuah föst väsohln Und d' Pludähosen auffistolln, Dö wächelt umädum. Hüat di, Baur, i kumm! Hüat di, Baur, i kumm! Da Pfeifä nimmt sein Schwögel schan. Da Trummlä lögt ön Schlögel an; A fruadigs^ Stückel spielns gen auf, Zun tanzen wirds und springd drauf. Hahtschäri wäri tschum. Hüat di, Baur, i kumm! Hüat di, Baur, i kumm! Uns schickt da Herzog Max ins Gei. Mit Estdrei is's eh vorbei; Dd Koasd hat sein Land vdpfändt, latzt wird ön Baurndn d'Joppen gwendt. Dd Plumpsack^ geht schan um. Hüat di, Baur, i kumm! Das Stück ist 1936 (als Volksausgabe 1940) im Theater verlag Albert Langen/Georg Müller in Berlin erschie nen. Zur Person des Autors vgl. Joseph Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Eine Dokumentation, rororo Taschenbuchausgabe Nr. 809—811, 1966, beson ders S. 238 f. und 298. Norbert Hanrieder; Der oberösterreichische Bauern kriag. Mundartliches Epos. Herausgegeben von der Hanrieder-Cemeinde Putzleinsdorf, Linz 1964, S. 1. „dein Gwändl" bezieht sich auf das geistliche Gewand des Verfassers, der 1866 zum Priester geweiht wurde und seit 1874 als Pfarrer und schließlich als Dechant in Putzleinsdorf wirkte, wo er auch begraben liegt. Norbert Hanrieder: Der oberösterreichische Bauern kriag, a. a. O., S. 36 f.
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