Der oberösterreichische Bauernkrieg im sieb zehnten Jahrhundert kann als ein Teil des Dreißigjährigen Krieges gesehen werden^^ und hängt mit den gegenreformatorischen Maßnah men zusammen, die Kaiser Ferdinand II. (1619— 1637) 1624 getroffen hatte: Protestantische Geistliche und Lehrer wurden des Landes ver wiesen, für die Einwohner war die Rückkehr zum katholischen Glauben unter Androhung sonstiger Landesverweisung angeordnet. Das Land ob der Enns war dem bayrischen Herzog Maximilian verpfändet, dessen Statthalter Graf Adam Herbersdorf (Herberstorf, Herberstorff) ein strenges gegenreformatorisches Regiment führte. Die durch Schikanen aller Art verbitter ten Bauern rotteten sich am 11. Mai 1625 zu sammen und nahmen die gegen ihren Willen erfolgte Einsetzung eines katholischen Pfarrers zum Anlaß einer Volkserhebung und zur Belage rung des Schlosses Frankenburg. Herbersdorf griff mit seinen Soldaten ein und hielt am 15. Mai ein grausames Strafgericht auf dem Haushamerfeld bei Vöcklamarkt. Zwar hatte er jenen Auf ständischen, die sich freiwillig stellten, Gnade zugesichert, doch ließ er die Vorsteher und Aus schußmänner der Gemeinden als Verantwortliche festnehmen und um ihr Leben würfeln. Auf solche Weise wurden siebzehn Bauernvertreter ermittelt und gehängt. Dieses Ereignis hat als „Frankenburger Würfel spiel" in der Erinnerung der Bevölkerung und in der literarischen Darstellung weitergelebt. So verfaßte Karl Itzinger (1888—1948) anläßlich der Enthüllung des Denkmals am Haushamerfeld am 15. August 1925 sein Festspiel „Das Franken burger Würfelspiel" (1925). Im Vorspiel und Nachspiel treten nach einleitender Musik Nornen auf, die als Schicksalsgöttinnen zur Eintracht der Deutschen mahnen, sodann folgen die jeweils von Musik umrahmten drei Bilder des Spieles. Jedes Bild wird vom Ansager eingeleitet, der in mundartlich geprägten, reimlosen vierfüßigen Jamben die jeweilige Situation darlegt. Er wird zweimal von Zwischenrufern unterbrochen, von denen einer einwendet: „Z'weg'n wö habt's enk dös g'falln lassn. Warum habt's enk denn gar nit g'rührt.. .^®?" Dann nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Die Hauptvertreter der Bauern er scheinen, unter ihnen der Prädikant Siegmund, dann der Herold, der den Erlaß des Statthalters verliest. Schließlich betritt Herbersdorf selbst die Bühne, der den entsetzten Bauern seinen un widerruflichen Entschluß verkündet: „Weil ihr (er wendet sich an die Ausschußmänner der Bauernschaft) zum meisten die Schuld traget, daß der Aufruhr hat losbrechen können, so muß an euch zum Beispiel und Exempel die Straf vollzogen werden. Man soll nit meinen, Rebel lion bleib' ungestraft! Ihr habt die Meutmacher entkommen lassen und euch meinem ausdrück lichen Befehl nit gefügt, wogleich er gelautet hat, ihr solltet ihrer habhaft werden. Auch sein viele von euch bei der Frankenburger Rebellion mit dabei gewest, wie man den Grienpacher (Oberpfleger von Frankenburg) so arg genötigt hat. Und um dieser Umständ' willen seid ihr dem Tod verfallen^®!" Und dann schränkt er ein: „Es soll nit heißen, daß ich ungerecht wär' und nit das äußerst' Maß von Gnade gäb'l Hört, ihr Ausschußmänner! Der Hälft' von euch will ich das Leben schenken! Doch würfeln müßt ihr d'rum! Wer höher wirft, der bleibt am Leben, wer weniger wirft, der gehört dem Freimann®"!" Unter Trommelklang geht es zur Hinrichtung. Mit der Wehklage der Preunerin um ihren auf gehängten Mann schließt das letzte Bild. Die Dialoge der Bauern sind in mundartlicher Prosa wiedergegeben. Itzinger hat denselben Stoff auch in einem Roman festgehalten: „Der Bauerntod" (1925), späterer Titel: „Das Blutgericht am Haus hamerfeld" (1934). Als ein Freilichtspiel unter Einbeziehung eines Chores hat Eberhard Wolfgang Möller (geb. 1906) sein in Blankversen geschriebenes Stück „Das Frankenhurger Würfelspiel" (1936) ent worfen. Die Freiraumbühne ist in drei Ebenen aufgebaut: Auf der untersten entwickelt sich die geschichtliche Handlung zwischen den Bauern und ihrem Unterdrücker Herbersdorf, auf der " Dazu: Hugo Hantsch, Die Geschichte Österreichs, Bd. 1, 4. Auflage, Graz-Wien-Köln o. S. 345. Karl Itzinger: Das Frankenburger Würfelspiel, Fran kenburg/Wels 1925, 5. 6. Ebenda, S. 22. Ebenda, S. 23.
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