Michael Gaismayr einige Zugeständnisse errei chen. Aber auch diese wurden später wieder zurückgenommen; die 64 Meraner Artikel, deren Forderungen radikal-sozialistisch anmuten, blie ben selbstverständlich Utopie. Ich komme zum Ende. Was ich mir in diesem Exkurs vorgenommen habe, konnte ich in dem eng gesteckten Rahmen leider nur lückenhaft leisten: ich habe einige Ereignisse aufgezählt, die — jeweils cum grano salis — als Vorläufer und in einzelnen Fällen auch als Wegbereiter des Oberösterreichischen Bauernkrieges zu betrachten sind. Ich konnte auf die Hintergründe der Aufstände kaum oder nur flüchtig eingehen, da ein solches Verfahren eine umfangreiche Publikation erfor dert hätte: die Verhältnisse waren höchst ver wickelt, von Land zu Land verschieden, und in jedem Zeitalter neu modifiziert. Eins sollte mir aber doch gelungen sein: nämlich ein Bild zu entwerfen von dem Feld der Geschichte, auf dem das tragische Geschehen des Jahres 1626 durchaus nicht als vereinzeltes Phä nomen zu notieren ist. Im Gegenteil: wir sehen schon längst da und dort — unter den verschie densten Vorzeichen und doch in einer gewissen Weise miteinander verbunden — die Fanale der Revolten aufleuchten: bald kleine Flämmchen, die bald ausgetreten sind, bald verheerende Eruptionen, die auf gewaltige unterirdische Kräfte schließen lassen und Freund und Feind mit ins Verderben reißen. Trotzdem bleiben auch sie in unserem Raum Zwischenspiele von episo dischem Charakter. Erst die Französische Revolution wird das Klima in dieser Hinsicht auch in Europa ändern. Sicher ist, daß die Bauernrevolten die Macht des Adels schwächten. Die ersten Nutznießer waren nicht die Aufständischen, sondern die erstarken den Strukturen der Staatsmacht. Der Absolutis mus wäre kaum so leicht des Feudalismus Herr geworden, wären an ihm nicht zuvor die grau samen Aderlässe durch die Bauern erfolgt. Erst über diesen Umweg war nach weiteren lan gen Auseinandersetzungen demokratische Frei heit zu konstituieren. tKrauffrddfc^m (er €n0/(rrmr9nfc ^Uer9ert(un((rlf(^f}e (eg 06 (er <fn^: Öle Sluffrärtffc&c ^aurfcliaffi/auff allrtt itberfaUung / au t)erme(n<n. €rfW<c5 geörucft |u Sraticfforf Flugschrift aus dem Jahre 1626; Original in der National bibliothek, Wien.
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