dar, bei der es sich „unstreitig um eine der schönsten Karten in perspektivischer Wieclergabe" (nach M. Eckert) handelt. Das große Kartenwerk (umgerechnet im Maßstab 1:103.800) besticht durch die Genauigkeit der Auf nahme durch die beiden Oberperfusser Bauernsöhne, die damit zu den Pionieren der Kartographie zählen. Bei der Schummerung fällt auf, daß häufig der Licht einfall von Süden verwendet wird, wodurch — im Gegensatz zu der in der modernen Kartographie zu meist verwendeten Nordwest-Beleuchtung — ein wirk lichkeitsgetreueres Bild entsteht. Dank der vielseitigen und der viel verwendeten Signaturen ist das Atlaswerk nicht nur eine kartographische Leistung, sondern auch ein hervorragendes Quellenwerk. Die gefällige Gestal tung und der damals noch übliche allegorische Bild schmuck mit Widmung an Kaiserin Maria Theresia macht den ausgezeichnet wiedergegebenen Nachdruck auch zu einer bibliophilen Kostbarkeit. D. Assmann Oskar Moser: Die Sagen und Schwanke der Apollonia Kreuter. Leben und Überlieferungen einer Kärntner Volkserzählerin. Klagenfurt (Verlag J. Heyn) 1974, 166 Seiten mit 8 Abb. und 1 Kartenskizze, S 120.—. Dieses gefällige Büchlein wird nicht zuletzt deshalb vorgestellt, weil der Autor, der Ordinarius für Volks kunde an der Universität Graz, darin versucht, wissen schaftlich exakte Sagen- und Erzählforschung einem breiteren Leserkreis nahezubringen. Die Trägerin des Uberlieferungsgutes, die einleitend vorgestellt wird, wo bei auch auf ihre Erzählweise eingegangen wird, hat dem Autor 62 Sagen und Schwänke vermittelt, die von ihm in der Mundart des Kärntner Glödnitztales wieder gegeben und ausführlich kommentiert werden. Unter den Sagengestalten sind es vor allem Wetterhexen, ver schiedene Geister, Arme Seelen, Türken und Teufels gestalten, die durch die direkte Erzählweise der alten Taglöhnerin wieder lebendig werden. Eine fachkundige Erläuterung jeder einzelnen Sage ordnet den Bestand in die größeren Zusammenhänge ein und verweist auf entsprechende Literatur. Die Beigabe eines ausführ lichen Orts- und Personen- sowie eines Motiv- und Sachregisters sei dem Autor noch besonders verdankt. D. Assmann Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Ikonographie der Heiligen (= Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 5—8), Freiburg i. Br. 1973 ff. (Verlag Herder). Subskriptions preis pro Band DM 158.—. Von einem qualifizierten Mitarbeiterstab wird hier unter der Schriftleitung von Karl Georg Kaster wirklich Groß artiges geleistet. Dem Grundkonzept der bekannten, aber bei weitem nicht so ausführlichen zweibändigen „Ikonographie der christlichen Kunst" von Karl Künstle (Freiburg i. Br. 1925 f.) folgend, behandeln die letzten vier der insgesamt acht Bände des Lexikons der christ lichen Ikonographie — der letzte Band ist noch aus ständig — die Ikonographie der Heiligen. Entsprechend der Bedeutung der Heiligenverehrung im offiziellen Kult xmd in noch viel größerem Ausmaß in der Volksfröm migkeit entstand eine schier unüberschaubare Fülle an Darstellungen von Heiligen und Seligen sowohl in der Stilkunst wie in der Volkskunst, die durch dieses Standardwerk bestens erschlossen wird. Der Artikel über Maria, die Mutter Jesu — notwendigerweise ziem lich mnfangreich — ist bereits im allgemeinen Teil ent halten; da die Heiligenikonographie als selbständiges Werk verstanden sein will, bedeutet dies allerdings ein ziemliches Manko. In klaren Ubersichten wurde neben dem rein Ikonographischen aber auch, soweit für das Verständnis not wendig, die Hagiographie berücksichtigt und — für den Kunsthistoriker besonders wichtig — eine Systematik der ikonologischen Tatbestände aufgezeigt. Jedes Stichwort ist gegliedert in Quellennachweis, Dar stellung und Literatur, dazu kommen häufig auch Hin weise auf den Kult und die Verehrung des betreffenden Heiligen. Bestens ausgewählte Bildbeispiele ergänzen den durch seine Exaktheit und Ausgewogenheit beste chenden Text; so sind z. B. beim hl. Florian von Lorch ein Fresko im Stift Nonnberg (12. Jh.), die Skulptur vom Kefermarkter Altar (um 1490) und ein Decken fresko in der Stiftskirche St. Florian (der Brüdcensturz; um 1690) als Abbildungen beigegeben. Gerade in der heutigen Zeit, in der man dem Heiligen kult vielfach ablehnend gegenübersteht, ist dieses groß artige Nachschlagewerk nicht nur als solches überaus bedeutsam. Zugleich eröffnet es wesentliche Einblicke in die Kultur- und Kunstgeschichte und in die ver schiedenen Strömungen und Auswirkungen des Volks glaubens. D. Assmann John Bunzl: Klassenkampf in der Diaspora. Zur Ge schichte der jüdischen Arbeiterbewegung (= Schriften reihe des Ludwig-Boltzmann-Instituts, 5). Wien 1975, 181 Seiten. Die überwältigende Mehrheit des europäischen Juden tums lebte und lebt im Osten unseres Erdteils, nur hier hat sich aus bestimmten geschichtlich-gesellschaftlichen Gründen eine organisierte Massenbewegung der jüdi schen Arbeiter entwickelt. Das Schicksal des Ostjuden tums aber bildet nach den Darlegungen des Verfassers nicht zuletzt den Hintergrund für die jüdische Tragödie des 19. und 20. Jahrhunderts. In groben Umrissen der Ablauf des Geschehens, das wie in einen Teufelskreis gebannt ist, aus dem kein Ausbruch gelingt: Als Träger fortschrittlicher Wirt schaftsformen (Kapitalbesitz, Geldverleih, Handel, Ge werbe) sind die Juden im agrarwirtschaffliehen Mittelund Westeuropa während der ersten Hälfte des Mittel alters besonders bei den geistlichen und weltlichen Feudalherren gerne gesehen. Nach Ausbildung eines einheimischen, leistungsfähigen Bürgertums werden die Zuwanderer, die ihren Vorteil wahrzunehmen wußten — wieso auch nicht? — als lästige Konkurrenten und
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2