Bei der Frage nach Ursadien und Folgen der Zersledlung geht H. Bach in erster Linie vom soziologischen und agrarpolitischen Gesichtspunkt aus und weist vor allem auf die Zweitwohnungen als nur eine Form der Zersiedlung und die damit verbundenen Probleme des Frei zeitverhaltens in der heutigen Gesellschaft hin. Als zweiter Hauptabschnitt wird von H. P. Jeschke ein umfassender Teil der Untersuchung schließlich dem Zersiedlungsproblem aus der Sicht der örtlichen Raum ordnung gewidmet. Gesamtraumordnung und -raumplanung umfassen alle Fachplanungen der dazugehörigen Sachbereiche, wie Landschafts-, Verkehrs-, Versorgungs-, Siedlungsplanung u. a. m. Unter Zersledlung versteht der Autor „alle Maßnahmen der Siedlungsplanung, deren Regelung im Rahmen des Baurechts erfolgt und die gesetzlichen Bestimmungen und son.stigem öffentlichem Interesse widersprechen". Diesen beiden Feststellungen zufolge ist unter Zersledlung eine Widersprüchlichkeit der Siedlungsentwicklung zur Gesamtordnung, die im Oö. Raumordnungsgesetz angestrebt wird, in zumin dest einem Fachbereich zu verstehen. H. P. Jeschke kommt somit vom legistisdien und raumordnerischen Aspekt zum selben Ergebnis wie H. Bach vom siedlungsund agrarpolitischen her. Neben dieser als „qualitativ" bezeichneten Zersledlung, wonach diese Erscheinung nicht als „absoluter Tat bestand" festzustellen ist, sondern nur durch ein Ab wägen gegensätzlicher Interessen, wird in der Unter suchung noch auf den quantitativen Gesichtspunkt der Zersledlung hingewiesen. Eine Überschreitung des not wendigen Bedarfes an ausgewiesenem Bauland kann somit der Zersledlung Vorschub leisten, wie aus ver schiedenen in diesem Zusammenhang angeführten Gesetzestexten eindeutig belegt wurde (Oö. Raumord nungsgesetz, Grundverkehrsgesetz . . .). Eine Bedarfs ermittlung und Prognoseerstellung erscheint daher in diesem Zusammenhang vorrangig. Um die Bedeutung und die vielschichtigen Bereiche der Zersledlung zu unterstreichen, werden aus einem Merk malskatalog, der in einem abschließenden Abschnitt die Möglichkeiten der Widersprüchlichkeit siedlungsplanerischer Maßnahmen zu Fachplanungen angibt, einige Bei spiele angeführt: Widerspruch der Siedlungsplanung zur Freihaltung schützenswerter Landschaftsbilder, der Wirt schaftsfunktion des Waldes, der Wirtschaftlichkeit des Straßenbaues, der Wasserversorgung, der Versorgung mit Schulen usw. Es ist zu hoffen, daß diese Untersuchung zum Bewußt werden einer Erscheinung beiträgt, die in den Griff zu bekommen es höchste Zeit ist, sollen nicht Schäden an unserer Landschaft entstehen, deren Behebung nicht mehr oder nur mit hohen Kosten möglich ist. Maria Schmeiß-Kubat Walter Myss — Maria SMandt (Hrsg.): Die Donau in alten Reisebildern. Reiseberichte und Reisebilder aus sechs Jahrhunderten (= Reihe „Alte Reisebilder", Bd. 3), Irmsbruck (Verlag Wort und Welt) 1975, 124 Seiten mit 30 Abb., davon 8 in Farbe. S 198.—. In gleicher Weise und Ausstattung wie die beiden vor her behandelten Themen — Bd. 1: Wien in alten Reise bildern, hrsg. von Christiane Haberler, und Bd. 2: Tirol in alten Reisebildern, hrsg. von Maria Schlandt und Christiane Haberler — vArd in diesem Band die Donau von den Quellen bis zur Mündung in alten Reise beschreibungen und in alten Ansichten vorgestellt. Die gelungene Auswahl der Veduten und die geschickte Einflechtung von Reisenotizen — keineswegs nur von Reiseschriftstellern, sondern genauso von Naturforschern, Technikern, Diplomaten, Musikern usw. bis zu Auf zeichnungen von Papst Pius II. — machen die äußerst ansprechenden Bände auch zu Quellenwerken. Die Kurz biographien der Autoren mit genauen Quellenangaben und die Anmerkungen zu den Texten sind nicht nur wertvolle Ergänzungen, sondern zum Teil auch notwen dige Hilfen. Der oberösterreichische Teil der Donau wurde mit einem eher unbekannten kolorierten Stahlstich von Linz (von John Cousen) und je einem Stahlstich von Grein (von Josef Axmann) und vom Greiner Strudel (ebenfalls um 1850) illustriert. Karl Gerold (1836), Friedrich Nicolai (1783), J. A. Donner (1890), Edward Brown (1686), Joseph von Eichendorff (1815) und Adalbert Stifter (1867) sind die Autoren der ausgewählten Landschafts schilderungen; Edward Brown (1686) und Franz Sartori (1812) berichten übereinstimmend liebevoll über die Stadt Linz. Folgende Sätze aus dem Jahre 1812 berühren zumindest eigenartig: „Ich muß gestehen, daß ich nicht oft so nahe bei einer Hauptstadt einen romantischeren Anblick hatte als in Linz auf der Brücke über die Donau hinauf gegen St. Margarethen, und hinab gegen das Wollenzeug-Fabriksgebäude . . . Die meisten Häuser von Linz haben ein geschmackvolles Äußeres ..." Den Herausgebern und dem Verlag ist es mit dieser Reihe gelungen, gewissermaßen eine Art „historischer Landeskunden" zu erstellen, die, nicht zuletzt dank der gediegenen Aufmachung, jedem Freund dieser oder jener Landschaft durchaus empfohlen werden köimen. D. Assmann Otto Swoboda: Alte Holzbaukunst in Dsterreidi. Salz burg (Otto-Müller-Verlag) 1975, 212 Seiten mit 16 Farbund 185 Schwarzweißabb. S 294.—. Mit dieser Veröffentlichung wird ein wesentliches Kapi tel österreichischer Volkskultur erstmals in seiner Ge samtheit erschlossen. Anlaß zur Herausgabe dieses Buches war dem Autor das „Jahr des europäischen Denkmalschutzes", das gerade für die breitere Beach tung dieser großartigen Leistungen wesentliche Vor aussetzungen schuf. (In diesem Zusammenhang sei zum Beispiel an die „Projektgruppe Raumordnung im Oberösterreichischen Volksbildungswerk" erinnert). Ist die Pflege und Erhaltung der leider ntir mehr in Resten vorhandenen Holzarchitektur in all den verschiedenen Spielarten dem Autor wohl das vordergründige Anliegen, so wird auch der Fachmann aus dieser Publikation gro ßen Nutzen ziehen.
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