OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Die Lebenserinnerungen von Johann Blöchl geben einen Einbilde in das Leben, das Wirken und das Wollen eines profilierten und zielstrebigen oberösterreichischen Bauernvertreters. Sie sind ein Stück miterlebter Ge schichte in turbulenter Zeit. Gerade über jene Zeit abschnitte, wo die Ereignisse am wenigsten überschaubar waren, gibt Blöchl einen Augenzeugenbericht. Er läßt den Leser auch tiefer blicken, wenn er sich selbst die Frage nach den Triebfedern für sein ffandeln und die Wurzeln, aus denen er so viel Kraft schöpfen konnte, stellt: Seine klare Berufsauffassung, ein reiches und har monisches Familienleben und ein gelebtes Tatchristen tum sind die Antwort. Aus seinem Pflichtbewußtsein ist schließlich auch das Buch entstanden. Im Vorwort sagt Böchl, er selbst habe oft bemängelt, daß wir von unseren Vorfahren so wenig wissen. Daher habe er bei jeder Gelegenheit vor allem die bäuerliche Jugend ermuntert, Chroniken anzulegen. So wie er es immer gehalten hatte, mit gutem Beispiel voranzugehen, entschloß er sich im hohen Alter von 75 Jahren, seine Lebenserinnerungen niederzuschreiben. Eine interessante, vielfach spannend zu lesende Familien-, Bauern-, Landwirtschafts- und Heimatgeschichte ist das Ergebnis. Viktor Stampfl Sepp Käfer: Wels, Porträt der Stadt und des Bezirkes. Mit einem Beitrag von Wilhelm Rieß. Linz (Oö. Lan desverlag) 1975, 136 Seiten, 82 Schwarzweißabb., 6 Farb tafeln, Ln. S 248.—. Das sehr ansprechend gestaltete Bezirksbuch für Stadt und Land Wels ist dreigeteilt. An das Hauptkapitel „Wels heute und morgen" und, gleichsam als Anhang dazu, die statistischen Angaben schließt sich das „Land um Wels" und schließlich ein geschichtlicher Beitrag von W. Rieß „Wels damals", beginnend bei der Prähistorie und endend mit der ersten Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit viel Liebe und einfühlender Sachkenntnis hat der Welser S. Käfer das bunte Leben imd Treiben der Messestadt geschildert und mit vielen Einzelheiten, die der profunden Lokalkenntnis entstam men, garniert. Wer etwas Bestimmtes sucht, wird sich allerdings in Ermangelung eines Registers bei den eigenwilligen Kapitelüberschriften schwer tun, das Rich tige zu finden. In Anlehnung (bereits im Titel) an W. Sperners gelun genes Linz-Buch wurde auch hier versucht, ein „moder nes Heimatbuch" zu schaffen. Bei aller Hochschätzung des Journalismus ist aber doch die eine oder andere Passage zu „flott" geschrieben. Allein schon die oben erwähnten Überschriften der einzelnen Kapitel geraten manchmal in nichtssagende Effekthascherei — z. B. „Die ewig Unvollendeten" (gemeint sind die Schulen), „Das Buch mit den sieben Siegeln" (das Budget), „Die Stadtistik", „Das neugeborene Sipbachzell" oder „Stadl sicher, Paura fraglich". Bleiben wir kurz bei diesem Bei spiel : „... Paura fraglich", weil man zwar noch die alten Salzstädel von Stadl sieht und Paura angeblich vom Italien! ;chen ableitet (paura = Angst), was denn auch tatsächlich mehr als „fraglich" ist. Sucht man nach dem Jahr der Markterhebung (1973) dieser 1873 aus Stadl-Hausruck und Stadl-Traun gebildeten Gemeinde, findet man als Auskunft „jüngst". Auch in der Auswahl der vielen und größtenteils auch wirklich guten Abbildungen wird man nicht immer ungeteilter Meinung sein können. Manches dabei ist überflüssig, da Allerweltssache (z. B. Kinder vor einem Eisenbahnwagen), bei manchen wieder ist die Bild beschriftung etwas eigenartig und in vielen Fällen zu ungenau. Wenn auch da und dort verschiedene Mängel zu beob achten sind — in welchem Heimatbuch gibt es diese nicht?! — muß man doch den Autoren für ihre Leistung dankbare Anerkennung zollen, erschließen sie uns doch ein wesentliches Stück unseres Heimatlandes und, was noch besonders hervorgehoben werden soll, auch seiner Menschen. D. Assmann Hans Badi — Hans P. Jeschke: Zersiedlung, Begriff und Problem (= Schriftenreihe für Agrarsoziologie und Agrarrecht, Heft 18). Linz 1975, 142 Seiten sowie Karten und Pläne. Im jüngsten Band der Veröffentlichungen des öster reichischen Instituts für Agrarsoziologie und Agrarrecht in Linz behandeln H. Bach und H. P. Jeschke ein für die heutige Siedlungsentwicklung aktuelles Thema: Begriff, Ursachen und Folgen sowie raumordnerische Maßnah men der Zersiedlung. Das Buch ist in zwei Haupt abschnitte gegliedert, in denen einerseits der agrarpolitische und soziologische Gesichtspunkt, anderseits die Stellung der Raumplanung zu diesem Problem er örtert werden. H. Bach versucht im ersten Hauptteil den Begriff der Zersiedlung von den Tatbeständen her aufzuzeigen und an Hand zu diesem Thema im weitesten Rahmen bereits erfolgter Untersuchungen zu definieren; er bedient sich dazu breit gestreuter Beispiele aus dem In- und Aus land: Zersiedlung widerspricht einer geordneten Sied lungspolitik und ist als gemeinschaftswidriges Bauen anzusehen, da durch solche „wilden Siedlungen" die komplexe Einheit der Landschaft in irgendeiner Weise gestört wird. Dem Handwörterbuch für Raumforschung und Raumordnung folgend können, zusammengefaßt, folgende Formen der Siedlungsentwicklung sowohl im agrarischen wie auch im städtischen und vorstädtischen Bereich zu einer Zersiedlung führen: Das Ausufern städtischer Bebauung in den vorstädti schen und agrarischen Raum hinein. Das ungeregelte Wachstum sporadischer Siedlungs ansätze. Der planlose Ansatz von zeitweilig bewohnten Gebäu den außerhalb des geschlossenen Siedlungsraumes. Das Kriterium für Zersiedlung kann somit jedes Bau werk auf Grund seines Standortes betreffen, wenn die ses beispielsweise entsorgungswidrig, lawinengefährdet oder das ökologische Gleichgewicht störend errichtet wird.

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