Problem der Lex Lauriacensis. Nach der Arbeit von Brigitte tmd HcU'tmut Galsterer, Zum Stadtrecht von Lauriacum (Bonner Jahrbücher 171, 1971, S. 334—348) und der nicht restlos überzeugenden Erwiderung von Ekkehard Weber, Die rechtliche Stellung der Zivilstadt von Lauriacum (Jahrbuch des Oö. Musealvereines 117/1, 1972, S. 181—198) wäre eine ausführliche Dis kussion dieser für die Heimatgeschichte wichtigen Frage erwünscht gewesen. Der durch die Inschrift aus der Linzer Martinskirche bezeugte sexvir Aug(ustalis) Aur(elius) Eutices gehört sicher nach Ovilava tmd kann daher nicht als Stütze für die Annahme des munizipalen Stadtrechtes für die Zivilsiedltmg beim Lorcher Legions lager herangezogen werden. Auch bei der Behandlung des frühen Christentums in Oberösterreich blieben die grundlegenden Arbeiten von Willibrord Neumüller (Sie gaben Zeugnis. Lorch — Stätte des hl. Florian und seiner Gefährten. Wien - Linz-Passau 1968; Der hl. Florian und seine „Passio". Mitt. des Oö. Landesarchivs 10, 1970, S. 1—35, und Die Lorcher Märtyrer. Ebd. 11. 1974, S. 1—29) ebenso unberücksichtigt wie die wichtigen Forschuingsergebmisse, die ein vollkommen neues Bild von der Gestalt des hl. Severin zeichneten (vgl. Friedrich Lotter, Severinus und die Endzeit der römischen Herrschaft an der oberen Donau. Deutsches Archiv 24, 1968, S. 309—338; Illustrissimus vir Severinus. Ebd. 26, 1970, S. 200—207, und Antonius von Lenins und der Untergang Ufernorikums. Histor. Zeitschrift 211,1970, S. 180—228). Neben dieser Auswahl Oberösterreich betreffender Fak ten, bei denen die neuere Literatur unberücksichtigt geblieben ist, gäbe es noch eine Reihe von Punkten, bei denen man den Argumenten und Folgerungen des Autors nicht immer ohne Vorbehalt folgen wird. Den noch wird das Buch vor allem wegen der Darbietung des gesamten Quellenmaterials als im großen und ganzen durchaus gelungener Versuch einer zusammen fassenden Überschau dem Fachmann gute Dienste leisten und auch dem interessierten Laien manch wertvolle Anregung bieten und verschiedene Fragen beantworten können. Die kritische Auseinandersetzung mit strittigen Behauptungen und oft recht originell vorgebrachten, aber z. T. mangelhaft fundierten Thesen wird sicher einen reichen Ertrag für die Erforschung der Römerzeit Öster reichs abwerfen. Gerhard Winkler Werner Jobst: Die römischen Fibeln aus Lauriacum (= Forschungen in Lauriacum, Bd. 10) Linz 1975, 246 Sei ten, 73 Tafeln und 2 Pläne. Nach längerer Pause liegt wieder ein neuer Band der von L. Eckhart und H. Vetters redigierten „Forschungen in Lauriacum" vor. Wie bereits in früheren Bänden (Bd. 3: Paul Karnitsch, Die verzierte Sigillata von Lauriacum, und Bd. 9: H. Deringer, Römische Lampen aus Lauriacum) wird die Aufarbeitung des reichen Fundmaterials fort gesetzt, wobei nicht nur das anläßlich der Grabungen 1951—1959 gehobene Material, sondern der gesamte noch erfaßbare Bestand, der in Museen und Privatsammlungen ruht, vorgelegt wird. Bei der Bearbeitung konnte W. Jobst auf Vorarbeiten des früh verstorbenen H. Deringer zurückgreifen; in einer kleineren Arbeit (Römische Silberfibeln aus Lau riacum. Jahrb. d. Oberösterr. Musealvereines 118/1, 1973) hatte er eine Gruppe von Fibeln vorgestellt, die das übrige Material formal und qualitativ überragt. Der Text des vorliegenden Bandes gliedert sich in einen auswertenden Teil (S. 26—129), dem eine kurze Ge schichte der Erforschung Lauriacums (S. 11—14), eine Übersicht über die Zerstörungs- und Wiederaufbau schichten in der Zivilsiedlung (von H. Vetters, S. 15—22) und eine Typenliste (S. 23—25) vorangestellt ist, und den Katalog des gesamten Materials (S. 130—224). Die größte Gruppe bilden die verschiedenen Typen der Bügelfibeln (303 Stück), während Platten- und Scheiben fibeln (52 Stück) und Ringfibeln (25 Stück) zahlenmäßig zurücktreten. Im Tafelteil sind alle Fibeln in Original größe zeichnerisch wiedergegeben, ein Teil überdies auch noch photographisch. Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis (S. 228—236) und ein Index der Aufbewahrungs- und Fundorte (S. 237—243), sowie ein Sachregister (S. 243—246) vervollkommnen die gute Ausstattung des Buches. G. W. Harry Slapnicka: Oberösterreich zwischen Bürgerkrieg und „AnsAluß". 1927 — 1938. (= Beiträge zur Zeit geschichte Oberösterreichs, Bd. 2; hrsg. vom Oö. Lan desarchiv). Linz (Oö. Landesverlag) 1975, 437 Seiten, 66 Abb., Ln. S 296.—. Vor zwei Jahren konnten wir an dieser Stelle den ersten Band von Harry Slapnickas oberösterreichischer Zeit geschichte „Von Hauser bis Eigruber, I" (1918—1927) be sprechen. Dort hatte der Verfasser die schweren Jahre der jungen österreichischen Republik, soweit sie Ober österreich betrafen, behandelt und manch heute in der großen Öffentlichkeit vergessenes Ereignis ans Tages licht gebracht. Man wußte, daß die große Spannung dem zweiten Bande vorbehalten war, der die tragischen Jahre behandeln mußte, welche — es sei offen gesagt — durch Schuld aller Beteiligten in die Katastrophe von 1938 trieben. Es war nicht die Arbeitslosigkeit allein, die gerne in unzulässiger Vereinfachung zur Hauptschuldi gen gestempelt wird, es war vielmehr die heute fast unfaßbare Verkennung der Tatsachen durch die meisten der damals handelnden Personen, die schließlich der breiten Masse den völligen Umschwung als Lösung erscheinen ließ. So wird der tragische Held jener Jahre ein Mann, den die politische Tagesliteratur fast übersieht, Dr. Josef Schlegel, Landeshauptmann vom Tode Hausers 1927 bis zu seiner Entmachtung nach dem schrecklichen 12. Fe bruar 1934, die ein so vornehmer Beurteiler wie der kaiserliche Finanzminister Dr. Freiherr von Spitzmüller „mit einem üblichen Wort aus dem Sprachschatz nicht qualifizieren" kann. „Die Herren werden von mir nicht erwarten, daß ich mein Gelöbnis breche ... Ich bin Richter, habe zahllose Eideserinnerungen gemacht und Eide abgenommen ... ich würde ein schlechtes Beispiel geben, wenn ich ein feierlich abgelegtes Gelöbnis nicht halten würde." (S. 124) Gesprochen von Schlegel am
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