OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

bei den Pfahlbauem", und so geht es weiter über die Römerzeit, den hl. Florian, Tassilo und Kremsmünster, die Ritterzeit, die natürlich besonders viele Ansatzpunkte liefert, bis hin zur Steyrer Fahrzeugindustrie. Audi für den erwachsenen Leser ist es köstlich, wie die drei Kinder in ihrer Sprache all das nachempfinden und ausdrücken, was auch trockene Materie sein kann. Nicht nur große historische Ereignisse, auch so manche kleine Dinge am Rande werden dem Leser schier mühelos nahegebracht. Der bei einer so legeren Darstellung großen Gefahr, in banale Verallgemeinerungen abzu rutschen, ist die Autorin nie erlegen. Nach jedem lustigen tmd erlebnisreichen Wandertag durch einen oberöster reichischen Bezirk folgt eine kurze Übersicht über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, dazu kommt noch ein Personen- und ein Ortsregister. Da der Rezensent kein ausgebildeter Pädagoge ist, gab er das Buch seinen beiden größeren Kindern (zehn und zwölf Jahre) — und die waren hellauf begeistert davon; der wohl beste Beweis für die Richtigkeit dieses gar nicht so einfachen, aber durchaus gelungenen Versuchs. D. Assmaim Geza Alföldy: Noricum. The Provinces of the Roman Empire 3. London and Boston (Routledge & Kegan Paul) 1974, XXIV u. 413 Seiten, 1 Karte und 58 Abb., Ln. £ 12.50. Jede nähere und eingehendere Beschäftigung mit den Beziehungen des keltischen Königreiches Noricum mit dem römischen Weltreich oder mit der Geschichte, Ver waltung und Kultur der gleichnamigen späteren römi schen Provinz hatte bisher stets von dem schon vor 40 Jahren verfaßten Artikel von Erich Polaschek (RealEncyclopädie d. class. Altertumswissenschaft XVII, 1936, Sp. 971—1048, mit einem Nachtrag, Fasten der Provinz, Suppl. VII, 1940, Sp. 582—585) auszugehen, obwohl diese an sich verdienstvolle Zusammenstellung vor allem wegen ihrer Unübersichtlichkeit schwer zu benützen und infolge der Fortschritte in der Wissenschaft in mehr facher Hinsicht veraltert und überholt war. Die nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Oberösterreich verstärkt einsetzende Grabungstätigkeit (LauriacumLorch, Linz, Georgenberg bei Micheldorf, Schlögen u. a.) und die gerade in letzter Zeit erfolgten näheren Unter suchungen verschiedener Teilbereiche (z. B. Gerhard Winkler, Die Reichsbeamten von Noricum und ihr Personal bis zum Ende der römischen Herrschaft, Sitzungsber. d. österr. Akad. d. Wissenschaften, Phil.- Hist. Kl. Bd 261, Abh. 2, Wien - Graz - Köln 1969 u. a.), ließen in weiten Kreisen den Wunsch nach einer zusam menfassenden Darstellimg laut werden, zumal die vor liegenden Arbeiten (Arnold Schober, Die Römerzeit in Österreich und in den angrenzenden Gebieten von Slowenien, 2. Aufl., Wien 1953, und Ignaz Zibermayr, Noricum, Baiern und Österreich, Lorch als Hauptstadt und die Einführung des Christentums, 3. Aufl., Horn 1972) doch etwas einseitig auf die Bereiche der Kunst imd die Ausbreitung des Christentums ausgerichtet waren. Diese von vielen schmerzlich empfundene Lücke wurde nun durch das Buch des Bochumer (und nun mehrigen Heidelberger) Ordinarius geschlossen, und in der englischen Reihe „History of the Provinces of the Roman Empire", in der schon die Provinzen Britanien, Dalmatien, Paimoiüen tmd Obermoesien behandelt wur den, liegt nun auch eine moderne Monographie über Norictun vor, die auf sämtliche Fragen ausführlich eingeht. Für tms Österreicher mag es vielleicht bedauerlich erscheinen, daß die führende Arbeit über einen wich tigen Abschiütt der Vergangenheit tmserer Heimat von einem Ausländer in fremder Sprache (das ursprünglich deutsch geschriebene Manuskript wurde von Anthony Birley ins Englische übersetzt) in einem rücht-österreichischen Verlag herauskam, doch erwies sich der Autor dank seiner lunfassenden Studien und Forschungen während mehrerer längerer Aufenthalte in Österreich und durch die bereitwillig gewährte Unterstützung und Hilfe der Fachgenossen des In- und benachbarten Auslandes als durchaus berufen, sich mit den Ergebnissen der bisherigen Forschungen auseinanderzusetzen. Auf einen nicht zu übersehenden Mangel des neuen Buches, der den guten Gesamteindruck etwas trübt, muß aber auch hier bei vollster Anerkennung der sonstigen Vorzüge nachdrücklich hingewiesen werden. Das Manuskript wurde 1967 begonnen und 1969 abgeschlos sen, das Buch konnte aber wegen verschiedener, außer halb der Einflußnahme des Autors stehender Schwierig keiten erst 1974 erscheinen, so daß verschiedene neue Forschungsergebrüsse nicht mehr eingearbeitet wurden und eine Stellungnahme dazu unterbleiben mußte. Lediglich in dem sehr ausführlichen Literaturverzeichnis wurde ein Teil der in den Jahren 1969—1971 erschienenen neuen Literatur verzeichnet. Dieser Mangel der Nichtberücksichtigung neuer For schungsergebnisse wirkt sich auch z. T. auf den Bereich Oberösterreichs aus. So bleibt der Autor bei einer von der älteren Forschimg vertretenen Gleichsetzung von loviacum = Schlögen, ohne die recht wahrscheinliche Gleichung loviacum = Aschach auch nur zu diskutieren (vgl. dazu Lothar Eckhart, Das römische Donaukastell Schlögen, Röm. Limes in Österreich 25, Wien 1969, und Gerhard Winkler, Der römische Meilenstein von Engelhartszell, Oö. Heimatblätter 25, 1971, S. 3—15). Auch die von Paul Kamitsch in der bisher eingeführten Existenz eines Eponatempels in der Linzer Altstadt wurde kritiklos übernommen, obwohl der diese An nahme stützende Fund eines Terrakotta-Pferdchens als mittelalterlich erwiesen wurde (vgl. dazu jetzt Sabine Felgenhauer, Tönerne Spielzeugpferdchen des Mittel alters in Österreich. Jahrbuch des Oö. Musealvereines, 119/1,1974, S. 39—52). Die vom Autor zur Diskussion gestellte Annahme, daß das Territorium der römischen Provinz Noricum im Bereiche der Pockinger Heide auch auf das linke Innufer übergegriffen habe und die Provinzgrenze zwischen Noricum und Raetien etwas westlich des Inn verlaufen sei, wird durch neue Untersuchungen gestützt (vgl. Günter Ulbert, Zur Grenze zwischen den Provinzen Noricum und Raetien am Inn. Bayerische Vorgeschichts blätter 36, 1971, S 101—123). Nur gestreift wurde das

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