OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

leihung des Johannes-Kepler-Preises aus. Erst vor kurzem hat ihm die Stadt Wels für die Ordnung ihres Archivs die Kulturmedaille in Gold überreicht. Die politische Umwälzung 1945 hat Grüll aus der Laufbahn des Lehrers geworfen und seiner pädagogischen Tätigkeit ein Ende gesetzt. Dies mag für ihn sehr schmerzlich gewesen sein. Auf sein ganzes Leben zurückblickend wird man aber sagen dürfen, daß dieser Wendepunkt erst die volle Entfaltung seiner persönlichen Fähigkeiten ermöglicht hat. So konnte er ein imponierendes Lebenswerk schaffen, für das ihm die Nachwelt dankbar sein muß. Alois Zauner Wilhelm Freh —15 Jahre Direktion des Oö. Landesmuseums Wilhelm Freh übernahm am 1. Februar 1960 nach dem unerwarteten Tod von Wilhelm Jenny die Direktion des Oberösterreichischen Landes museums in einer entscheidenden Phase dieses Kulturinstituts. Mit Wirkung vom 30. Juni 1975 schied Wirkl. Hofrat Dr. Wilhelm Freh aus dem aktiven Landesdienst. Am Beginn seiner Direktionstätigkeit wurde er unvermittelt in die Aufgabe der Einrichtung des Linzer Schloßmuseums gestellt. Als Naturwis senschafter mußte er eine äußerst heikle und schwierige kulturpolitische Aktion übernehmen. Die oö. Landesregierung hatte für die Revitalisierung des Linzer Schlosses den Ausbau einer Schausammlung beschlossen, die einen repräsen tativen Querschnitt durch die Kulturgeschichte des Landes bieten sollte. Heute, nach 15 Jahren, kann diese Aufgabenstellung als gelöst betrach tet werden. Nunmehr warten neue museale Pro bleme auf ihre fachliche Behandlung. Bei Über nahme der Amtsgeschäfte wies der neue Direktor Wirkl. Hofrat Dr. Franz Lipp auf diese Weiche hin. Somit können die 15 Jahre Direktionstätig keit von Wilhelm Freh als ein ganz entscheiden der Abschnitt in der Geschichte des altehrwürdi gen Francisco-Carolinum bezeichnet werden. Das Museum war nicht nur seinem alten Haus, son dern auch seiner historischen Funktion ent wachsen. Wilhelm Freh hätte sich seinen Lebensweg vom Studium und seiner ursprünglichen Berufslauf bahn her sicherlich anders vorgestellt. Geboren am 18. August 1910 in Wien, fühlte er sich durch Abstammung und Jugendzeit stets an Oberöster reich gebunden. Die Familie der Mutter ist in Mondsee beheimatet, die väterliche Großmutter stammte aus Feldkirchen an der Donau. In die sem Mühlviertler Ort, vorher drei Jahre in Aschach, erlebte der Knabe auch die Volksschul zeit und sammelte an der Donau Eindrücke, die ihn nie mehr verlassen sollten. Später hat er auf diesem Strom romantische Wanderfahrten erlebt. Im Jahre 1921 erfolgte seine Übersiedlung nach Wien. Nach seiner Mittelschulzeit im angesehe nen Wiener Schottengymnasium studierte er von 1929 bis 1936 Chemie und Naturwissenschaften an der Universität Wien. Damals war in Wien eine wissenschaftliche Hochblüte in allen Diszi plinen zu verzeichnen; so hatte auch Wilhelm Freh bedeutende Lehrer, wie Emst Späth, Franz E. Süß u. a. Anzumerken ist, daß er nach Beendi gung seines eigentlichen Fachstudiums außer ordentlicher Hörer bei Hugo Hassinger und Heinrich Ritter von Srbik war — Hassinger gilt heute noch als Begründer der Kulturgeographie in Österreich und Srbik schlug durch sein pro fundes historisches Weltbild alle Hörer in seinen Bann. So wurden bei dem jungen Naturwissen schafter Freh offensichtlich damals schon Neigun gen geweckt, die später fruchtbar werden konnten. Auch das Reisen lag Wilhelm Freh stets im Blut. Im Wehrdienst lernte er weite Teile Europas kennen. Er erlebte die fremden Landschaften nicht nur als Soldat, sondern nützte diese Militär jahre auch zur Erweiterung seines fachlichen Horizonts. Nach dem Kriege folgten viele Stu dienreisen, die in seinem Fachschrifttum ihren Niederschlag fanden. Im Jahre 1946 trat er in den oberösterreichischen Landesdienst ein und übernahm am Oberöster reichischen Landesmuseum die Abteilung Mine ralogie und Geologie, 1953 wurde ihm zusätzlich die Leitung der Abteilung Technikgeschichte übertragen. Auf diesem Fachgebiet widmete er

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