OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Intensivierung der Landwirtschaft seit dem Über gang zur Stallfütterung und zur Nutzung der Brache in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts, wobei für die neue Bauweise die alten Meier- und Zehenthöfe die Vorbilder abgaben. Einen wesentlichen Teil seiner Arbeitskraft hat Grüll auch der Geschichte der Stadt Linz gewid met. Er hat lange Zeit die Herausgabe der Linzer Regesten betreut imd selbst 14 Bände davon bearbeitet. „Das Linzer Bürgermeisterbuch", wel ches 1953 herauskam, erschien 1962 in zweiter Auflage. Über die Häuser der Prälaten, des Adels und der Beamten in der Stadt, die von den städtischen Lasten befreit waren, hat er eine weitere Monographie geschrieben (Georg Grüll, Die Freihäuser in Linz, Linz 1955). Zur Bau- und Besitzgeschichte der Burgen und Schlösser verdanken wir Grüll ebenfalls mehrere Werke. Drei kleine Bände, die in den Jahren 1962 bis 1964 herausgebracht wurden, sind in erster Linie als Führer, aber auch als Nach schlagewerke gedacht (Burgen und Schlösser im Mühlviertel, Wien 1962, 2. Aufl. 1968; Burgen und Schlösser im Salzkammergut und Alpenland, Wien 1963; Burgen und Schlösser im Innviertel und Alpenvorland, Wien 1964). Als Ing. Götting 1967 das Ergebnis seiner Vermessungsarbeiten an 25 mittelalterlichen Burgen mit Plänen und ausführlichen Baubeschreibungen veröffentlichte, steuerte Grüll zu jedem dieser Objekte eine aus führliche Besitzgeschichte bei (Wilhelm Götting und Georg Grüll, Burgen in Oberösterreich. Schriftenreihe der oberösterreichischen Landesbaudirektion Bd. 21, Wels 1967). Schließlich sind auch zahlreiche Artikel im Handbuch der histori schen Stätten Österreichs des Krönerverlages (Donauländer und Burgenland, Stuttgart 1970) über die Burgen des Mühlviertels von Grüll ver faßt worden. Damit sind aber die Themenkreise, mit denen sich Grüll beschäftigt hat, noch nicht erschöpft. Er hat seinen Archivverzeichnissen jeweils aus führliche Darstellungen der Geschichte dieser Ar chive vorangestellt und auch eine Reihe archiv geschichtlicher Arbeiten veröffentlicht. Unter sei nen Arbeiten über die Geschichte einzelner Grundherrschaften sind so umfangreiche Arbei ten wie die über die Herrschaft Windhaag, das Garstner Urbaramt und die Herrschaft Weinberg (Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhaag bei Perg. Jahrbuch des MusealVer eines 87,1937 S. 188—312; Geschichte des Garst ner Urbaramtes Gaflenz-Weyer. Jahrbuch des Musealvereines 90,1942 S. 107—287, Das Garst ner Urbaramt. Ostbairische Grenzmarken 6; 1960 S. 58—72. Weinberg. Die Entstehung einer Mühlviertier Wirtschaftsherrschaft. Mitteilungen des Oö. Landesarchivs 4, 1955 S. 5—203). Grüll hat die Schriftleitung der Freistädter Geschichts blätter geführt und darin auch selbst Aufsätze zur Geschichte der Stadt veröffentlicht. Seine Arbeit über die Strumpffabrik Poneggen befaßt sich mit einem Unternehmen in der Frühzeit der Industrialisierung und ist ins Englische übersetzt worden. Grüll hat gerne biographische Skizzen geschrieben und er zählte zu den eifrigsten Mit arbeitern des österreichischen biographischen Lexikons. Schließlich hat der Verstorbene durch einige grundlegende Aufsätze Wesentliches zur Erforschung der älteren Kartographie in Ober österreich beigetragen. Grüll gehörte auf keinen Fall zu den Lauen, zu denen, die weder kalt noch warm sind. Er ging auch an seine Arbeiten immer mit einer inneren Leidenschaft heran, die ihm keine Ruhe ließ, bevor er das einmal Begonnene nicht zum Ab schluß gebracht hatte. Grüll war ein heiterer und geselliger Mensch, der die spärliche Freizeit, die er sich gönnte, gerne im Kreise seiner Familie oder von Freunden verbrachte. Bereitwilligst stellte er sein Wissen jedem zur Verfügung, der ihn darum ersuchte. Wenn man das Werk Georg Grülls überblickt, frägt man sich unwillkürlich, auf welchem Gebiet er mehr geleistet hat, auf dem des Archivwesens oder auf dem der landesgeschichtlichen For schung. Auf jeden Fall ist seine Persönlichkeit ein Beweis dafür, daß diese beiden Bereiche zusam mengehören und sich gegenseitig fördern. Die Leistungen Grülls haben vielfach öffentliche Anerkennung gefunden. Die Universität Inns bruck hat ihn 1959 in ihr Ehrenbuch eingetragen und 1962 hat ihm der Bundespräsident den Pro fessorentitel verliehen. Die Stadt Linz überreichte ihm 1965 den Ehrenring und das Land Ober österreich zeichnete ihn 1970 durch die Ver-

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