OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

Bestände aufzuzählen, aber die zahllosen von ihm stammenden Verzeichnisse im Lesesaal des Landesarchivs dokumentieren eine schier un glaubliche Arbeitsleistung. Außer den Repertorien einzelner Bestände hat Grüll auch eine ganze Anzahl von Sachverzeichnissen angelegt, in denen bestimmte Archivaliengruppen, wie bei spielsweise die Urbare oder die Kirchenrechnun gen, aus allen Archivkörpern erfaßt sind. Andere enthalten alle Quellen, welche im Landesarchiv zu verschiedenen Themen, wie Gerichtsbarkeit oder Kriegsereignisse, vorhanden sind. Das Ordnen von Archiven besteht darin, die Archivalien nach sachlichen Gesichtspunkten in Gruppen und Untergruppen zu gliedern und innerhalb dieser Einteilung in die chronologische Reihenfolge zu bringen. Dies setzt natürlich vor aus, daß man sich auf Grund der Quellen die Kenntnis des inneren Aufbaues und der Tätig keiten jener Grundherrschaften, Städte, Märkte und Gebietskörperschaften erarbeitet, deren Archive man ordnen soll. Bis zu einem gewissen Grad ist dies in jedem Fall von Neuem notwen dig, weil jedes dieser Gebilde eine Individualität für sich darstellt. Durch diese Arbeiten hat sich Grüll daher ein reiches Wissen über den inneren Aufbau unseres Landes in den vergangenen Jahrhunderten und eine profunde Quellenkenntnis erworben, die auch aus allen seinen wissenschaftlichen Arbei ten sprechen. Dieses wissenschaftliche Opus Grülls ist so umfangreich, daß es nicht im ein zelnen behandelt werden kann. Seine Haupt werke befassen sich mit den Bauern und ihrem Verhältnis zu den Grundherrschaften vor 1848. Als Lehrer auf dem Land stand er lange Zeit in engem Kontakt mit der bäuerlichen Bevölke rung und lernte hier noch vor den großen Ver änderungen der letzten Jahrzehnte die Wirt schaftsweise und die sozialen Verhältnisse durch eigene Anschauung kennen. Dies verschaffte ihm das notwendige Einfühlungsvermögen und er leichterte ihm die Interpretation der Quellen. Er hat diese Bevölkerungskreise aber nicht nur ken nen-, sondern auch schätzen gelernt, und es war ihm stets ein Herzensanliegen, ein wahrheits getreues Bild ihrer Geschichte zu zeichnen und falsche Urteile zu revidieren. Sein erstes derartiges Buch hat Grüll dem Detail problem der Robot gewidmet. Diese hat die bäuerliche Wirtschaft besonders belastet und war immer ein Hauptbeschwerdepunkt (Georg Grüll, Die Robot in Oberösterreich. Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 1, Linz 1952). Als nächstes ist dann eine umfangreiche Arbeit er schienen, welche die Bauernunruhen von 1650 bis 1848 behandelt (Georg Grüll, Bauer, Herr und Landesfürst. Sozialrevolutionäre Bestrebungen der oberösterreichischen Bauern 1650 bis 1848. Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 8, Linz 1963). Um diese Unruhen verständlich zu machen, ist Grüll hier auch auf die allgemeine Lage der Bauern in diesen Jahrhunderten ein gegangen. Der Verlauf des zweiten Bauernkrieges ist seit dem Werk von Albin Czerny (Der zweite Bau ernaufstand in Oberösterreich 1595 bis 1597, Linz 1890) hinreichend bekannt. Nach der Nie derschlagung dieses Aufstandes wurden von Oktober 1597 bis Ende 1598 alle jene Grund herrschaften, über die sogenannte Spezial beschwerden eingereicht worden waren, mit ihren Untertanen vor eine landesfürstliche Kommission in Linz geladen. Hier hat man beide Teile gehört und neue Verträge zwischen ihnen vermittelt. Dieses umfangreiche Quellenmaterial hat Grüll ausgewertet und die Entwicklung der einzelnen Abgaben und Leistungen seit dem Mittelalter bis zu diesem Zeitpunkt dargestellt (Der Bauer im Lande ob der Enns am Ausgang des 16. Jahr hunderts. Abgaben und Leistungen im Lichte der Beschwerden und Verträge von 1597 bis 1598, Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 11, Linz 1969). Dabei haben sich die Klagen der Bauern über im 16. Jahrhundert neu auf gebrachte Lasten als sehr berechtigt heraus gestellt. Die Ursachen dieses Aufstandes sind da durch viel klarer ersichtlich geworden. In einem weiteren Buch, welches in Kürze vor liegen wird, widmet sich Grüll dem Verhältnis Bauer — Grundherrschaft nur am Rande. Sein Hauptanliegen ist hier die Entwicklung der bäuerlichen Wirtschaftsweise und die Klärung der Frage, wie die für Oberösterreich so charak teristischen Vierkanthöfe entstanden sind. Er bringt sie in Zusammenhang mit einer starken

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