OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

diesem Ausweg entschließen sich auch die ödnerleute. Nur dem alten Ähnl fällt das Fortgehen schwer. Eines Tages brechen sie nun wirklich auf. In Oberafiesl wendet sich der Alte um und sagt wehmütig zu den Jungen: „Schaut z'rück über d'Waldberge. Oft werd's in da Fremde heim den ken müssen." Aber der junge Bauer mahnt zu Eile, denn noch vor Einbruch der Dunkelheit wollen sie an der bayrisdien Grenze sein. Über die letzte Bergkuppe eilen sie hin, vorbei an Gad Stephan am Wald, und nun senkt sich der Weg hinein ins Tal der Steinernen Mühl. Die Nacht bringt Nebel und Kühle. Die Wald blößen von Piberschlag liegen in tiefes Dimkel gehüllt. Nur im Pyrhof schimmert ein schwacher Lichtschein im Fenster, denn die Bäuerin wacht bei ihrem kranken Kind. Sie hört plötzlich Schritte auf der steinernen Gred. Leise nähert sie sich dem Fenster. Da hört sie schon eine Stimme: „Machts auf! Da alte ödnerbaur bin ich." Als der Alte auf der Ofenbank sitzt, erfährt die Bäuerin, was geschehen ist: „Mir habm dös Reitahausn dahoam nimma ansehgn kinna und hant furt. Dö Junga sind schon über alle Berg'. Ich aber hab umkehrn müssen." Gern nehmen ihn die Pyrhofbauersleute auf. Aber sie brauchen nicht mehr lang für ihn zu sorgen. Eines Tages finden sie ihn tot in seiner Bettstatt auf. Weil er aber zu Lebzeiten nicht mehr zum katholischen Glauben zurückgekehrt ist, wird ihm die geweihte Erde verweigert. In der Waldsenke bei den ödnerhäusln bettet der Bauer mit seinen drei Söhnen den Toten zur letzten Ruhe. Diese Senke heißt seither „Luthe rischer Freithof". Der Pfaffenberg bei Rohrbadi Nach dem blutigen Sommer des Jahres 1626 kehrte spät Ruhe im Lande ein. Der Bäcker David Spatt aus Haibach schürte neuerdings die noch immer nicht erloschene Glut des Hasses gegen die Grundherren. Spatt überquerte mit seinem Anhang im Schütze der Dunkelheit in einer nebeligen Oktobernacht die Donau. Im Mühelland eilten seine Leute von Dorf zu Dorf und von Haus zu Haus, um die Reihen der Streitenden aufzufüllen. Ihre Sol datenwerbung war ebenso unmenschlich wie er folgreich. Wer nicht mitzog, wurde nieder geschlagen, und über dem Leichnam ging das Haus in Flammen auf. Die Kunde von diesen Schreckenstaten eilte den Greueltätern voraus. Alle Männer aus der Gegend zwischen Marsbach und Pfarrkirchen waren unter dem Kommando des blutdurstigen Bäckers vereinigt, und ein Ort um den anderen fiel ihnen in die Hände. Kaum war der halbe Oktober um, hatte Spatt weite Gebiete samt dem Hauptort Rohrbach erobert. Die Geistlichen flohen indes gegen Nor den und fanden auf einem walddurchsetzten Berggupf Zuflucht. Diese Höhe bei Rohrbach nennt heute der Volksmund noch „Pfaffenberg". Die Bauern setzten alsbald zum Sturm auf die Burg Berg an, die auf halber Höhe des MariaTrost-Berges über dem Markte lag. Nach hartem Ringen fiel sie in ihre Hände. In den sicheren Mauern der Burg schlugen die Bauern dann ihr Hauptlager auf und feierten ihren Sieg. Der Freudentaumel währte Tage und Nächte. Nach zehn Tagen belagerten aber die Kaiserlichen die Burg, besiegten die Bauern und schlugen sie in die Flucht. Auf der Waldblöße, wo zuvor die Geistlichen Zuflucht vor den Greueltaten der bäuerlichen Rebellen gefunden hatten, stellten sich die Bauern den Verfolgern nochmals zum Kampf, unterlagen aber und muß ten sich bedingungslos ergeben. Nachdem sie ihre Toten an Ort und Stelle beerdigt hatten, wurden sie in Fesseln fortgeführt. Auch der Bauernführer David Spatt war den kaiserlichen Soldaten in die Hände gefallen. Während die Bauern später begnadigt und auf ihre Höfe heim geschickt wurden, mußte Spatt den Weg nach Linz antreten. Dort saß man über ihn nicht lang zu Gericht. Der Scharfrichter waltete sehr bald seines Amtes und enthauptete und vierteilte den Bösewicht. An den vier Stätten der größten Übel taten stellten die Henkersknechte die grausigen Leichenteile zur Schau. Die Höhe des Pfaffenberges, um den einst der Schlachtlärm getobt hatte, rodeten in späteren Zeiten die Untertanen der Rödern. Auf dem abfallenden Bergrücken, wo sich die Wege kreu zen, steht seither ein steinerner Bildstock. In alter Zeit saß an jener Stelle der Böse und dörrte

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