gleichen Nacht schickte der Kurfürst einen mäch tigen Schiffszug, besetzt mit 340 Musketieren und schwer beladen mit Munition und Proviant, auf den Weg nach Linz. Der Zug erreichte gegen Mitternacht die Kette. Die betrunkenen Bauern hatten nicht einmal Wachen aufgestellt. Den Bayern fiel es nicht schwer, die Kette zu spren gen und mit den Schiffen durchzubrechen. Wohl behalten erreichten sie die Stadt und brachten ihr Rettung in höchster Not. Der Bid vom Haustein bei Untermühl Bid, ein grausamer Wasserfürst, gebot einst über den Oberlauf der Donau. Wenn ihm das jährlich zustehende Menschenopfer verweigert wurde, trieb er die Wellen der Donau über die Ufer und verheerte den engen Landstreifen des Tales. An einem Frühlingstag sonnte sich der Bid am Miershübel jenseits des Hausteines. Der Fischer Wegenstoß entdeckte ihn dort. Sogleich eilte er von einer Fischerhütte zur anderen und bewog die Männer, ihm beim Einfangen des Wasser fürsten behilflich zu sein. Mit einem großen Netz schlichen sie an den schlafenden Bid heran, warfen es über ihn und fesselten den Gefan genen. Erzürnt über sein grausames Begehren nach Menschenopfern, schlugen sie all sein Bitten und Flehen nach Freiheit aus. Wegenstoß und die übrigen Fischer waren sich einig, daß Bid nie mehr in sein Donauschloß zurückkehren dürfe. „Damit wir keinen Menschen mehr zu opfern brauchen, wirst du immer unser Gefangener blei ben. Es soll dir an nichts fehlen, wir werden dich nicht quälen, doch Gewalt über die Donau wirst du nie mehr bekommen." Arme und Beine in Ketten geschmiedet, fristete Bid ein trauriges Dasein am Wegenstoßgut. Dies geschah just in der Zeit, als es im Bauern volk unruhig wurde und der Bauernkrieg los brach. Die Aufständischen sperrten die Donau zwischen Haustein und Miershübel. Die Kette hiezu hatte der Steyrer Stadtrichter Wolf Madlseder, der auch zu den Aufwieglern der Bauern zählte, beigestellt. Das Bauernheer wurde ge schlagen, ihre Anführer hingerichtet. Viel blutige Arbeit hatten die Scharfrichter an den Leibern der Lebenden wie der Toten, denn mancher Urteilsspruch lautete, daß die Hingerichteten auch noch gevierteilt werden müssen. So erging es auch Madlseder, nachdem er den Tod durch Enthaupten gefunden hatte. Sein Kopf wurde vor dem Steyrer Rathaus, die Viertel an den Straßen nach Wels, Steyr und Urfahr auf Spieße gesteckt — allen zum abschreckenden Zeichen. Auf Entfernung oder Beschädigung des Körper teiles stand die Strafe des Blendens. Ein Viertel von Madlseders Leiche wurde auch bei der ge sprengten Kette unweit des Wegenstoßgutes zur Schau gestellt. Bids Vater, Inn genaimt, hatte Kunde von der Gefangennahme seines Sohnes erhalten. Erzürnt schickte er eine hohe Flutwelle ins Donautal hinab, so daß die Fischer auf die Uferhänge flüchten mußten. Auf den höchsten Wellen ritt der Inn mit einem großen Gefolge die Donau herab und befreite seinen Sohn. Erzürnt wütete der Bid hierauf in seinem Herr schaftsbereich. Unaufhörlich peitschte er die Wel len über die Ufer und ließ den Strom gewaltig anschwellen. Die Fischer wußten, daß dem Bid das Menschenopfer noch nicht dargebracht wor den war. Sie waren darum in großer Angst. Der Fischer Wegenstoß wußte einen Ausweg. Er fürchtete wohl den Bid, aber nicht den Scharf richter. So nahm er den grausigen Leichenteil vom Spieß und schleuderte ihn in die Donau. Das Hochwasser sank hierauf, und die Ufer bewohner wußten, daß dem Bid ihr Opfer genehm war. Der Predigtstein bei Vorderweißenbadi Das Luthertum schlug wie überall auch im Weißenbachtal tiefe Wurzeln. Protestantische Prediger bewohnten den Pfarrhof, und das Volk lebte ganz nach der neuen Lehre, obwohl alle Abtrünnigen sich der katholischen Religionsaus übung befleißigen sollten. Haß und Zorn flammte darob in der Bevölkerung auf. In der Pfarre Oberweißenbach wurde unter dem Schütze grundherrschaftlicher Wachen ein katholischer Geistlicher installiert. Als dieser die Kirche be trat, fand er lediglich sieben Katholiken vor — alle anderen waren abgefallen. Der Pfarrhof war völlig herabgekommen, es fehlten die Einrichtimgsgegenstände, die Fenster waren zertrüm mert. War das ein schweres Beginnen für den
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