OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

weiter .. .?" wird Herberstorfif ungeduldig, wäh rend er von seinem Stuhl aufspringt. „Den Befehl hab' nicht ich zu schreiben g'habt." „Dann hat ihn wohl der Feldschreiber Mayer, der brave Gerichtsschreiber aus Steyr, zu Papier gebracht", höhnt Herberstorff. Auch Mayer ist an eine Folterleiter gefesselt. Aus Angst vor der Folterung hebt er mit zittriger Stimme gleich zu reden an: „Alle Männer aus dem Michlland sind bei der Ketten. Die nit pariert haben, sind ein gefangen und zu Neuhaus niedergeschossen wor den. Georg Plöderl und Zacharias Pusch, zwei Neuhauser, führen dies strenge Regiment. Im Burggraben zu Neuhaus liegen die Leichen der toten Bauern zuhauf. Alle haben sie Angst vor den zweien." „Und wieviel Bauern sind dann bei der Ketten sperre?" fragt der Statthalter. „Schon an die dreitausend!" Da sinkt der Graf in einen Stuhl. Bei solch mäch tiger Besatzung ist es unmöglich, daß ein Schiffszug nochmals die Kette durchbricht. Dem Feld schreiber der Bauern ist die Bestürzung des Statthalters nicht entgangen. Er möchte sich die Gunst des Grafen erwerben, um einer strengen Bestrafung zu entgehen, und sagt noch: „Sind aber fast nur Buben bei den Ketten, und an Waffen tragen sie bloß Hellebarden. Die Kanonen können s' nit einmal laden. Und Fuchs, der Wirt aus Herzogsdorf, ist ihr Kommandant." Herberstorff lacht grimmig und meint: „Was? Nur Buben mit Hellebarden?" Eilig verläßt er den Raum. Die zwei Gefangenen werden in den Kerker zurückgeführt. Bauemgräber vor Schloß Neuhaus Alte Leute erinnern sich noch, daß einst am Schloßhang von Neuhaus unweit der Straße nach Untermühl ein Kreuz gestanden ist. Später stürzte es um und wurde von Gestrüpp über wuchert. Manchmal hieß es, diese Stelle sei von den Menschen seit urdenklichen Zeiten gemieden worden, denn zur Nachtzeit habe sich da oftmals Unheimliches zugetragen. Unter dem Kreuzhügel ruhen die im Jahre 1626 gefallenen und hin gerichteten rebellischen Bauern. An einem Winterabend bildeten sich heimkeh rende Burgknechte ein, im Graben etliche Gestal ten hängen zu sehen — wie es Monate vorher wirklich gewesen war. Der Sprinzensteiner schenkte ihrem Bericht keinen Glauben, aber bald darnach kehrte auch er einmal spät am Abend heim und warf einen Blick in den Burg graben. Das Blut wollte ihm schier stocken, so sehr erschrak er über den Anblick: Im Winde baumelten Gestalten an vielen Galgen. Krähen flogen um die Köpfe imd krächzten schauerlich, und ein Leichengeruch drang herauf, der sich beklemmend auf die Brust legte. Mit einem Schrei des Entsetzens riß der Burgherr sein Roß herum und sprengte zurück. Am nächsten Tag ließ der Sprinzensteiner über den Bauerngräbern ein großes Kreuz errichten. Und damit war der Spuk verbannt. Aber wie kam es zum blutigen Gemetzel vor Neuhaus? Als Neufelden erobert war, wandten sich die Haufen des Bauernheeres gegen Neuhaus, denn in dieser großen Burg wußten sie Vorräte an Waffen und Munition, und gerade die brauchten sie jetzt am notwendigsten. Der Sprinzensteiner auf Neuhaus konnte die ersten Angriffe zurück schlagen. In einem waghalsigen Ausfall versuchte der Burgherr zu entkommen, aber das Unter nehmen mißlang. Es kam zu einem blutigen Gemetzel, viele seiner Kämpfer blieben tot liegen, und der Burgherr fiel in der Gewalt der Bauern, die ihn im Verlies seiner Burg festsetzten. Die Gefallenen wurden vor der Burg begraben. Die Bauern bemächtigten sich der Donausperre (siehe Abb. 1) und legten den Verkehr auf der Donau zwischen Passau und Linz lahm. Die Lebensmittelvorräte in Linz gingen zu Ende. Von Bayern konnte kein Schiff die Stadt errei chen, weil die Bauern den Strom beim Haustein mit einer Kette abgeriegelt hatten. Doch die Bayern wußten sich zu helfen, um ihrem Statt halter zu Linz Hilfe zu bringen. Die starke Bauernbesatzung bei der Donausperre am Hau stein war nur durch List zu überwinden. So sandten die Bayern einen Schiffszug mit unbe waffneter Mannschaft, jedoch beladen mit Bier fässern und großen Mengen Schnaps, die Donau hinab. Wie erwartet, fingen die Bauern die La dung an der Kette ab. Voll Freude über die Fracht betranken sie sich daran, bis sie umfielen. Darauf hatten die Bayern gewartet. Noch in der

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