Der Bauernkrieg in Sage und Geschichte Von Fritz Wink1er Mit 2 Textbildern und 2 Abbildungen Quellen zum ersten Teil: Felix Stieve, Der oberöster reichische Bauernaufstand des Jahres 1626, 2. Aufl. Linz 1904 — Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, Rohrbach 1930 — Fritz Winkler, Sagen aus dem Mühlviertel, 3 Bände, Linz 1964 ff. — Bausteine zur Heimatkunde des Bezirkes Rohrbach; Arbeitsgemein schaft für Heimatkunde des Bezirkes Rohrbach. Der Lembadier Kirtag Am 17. Mai 1626 feiern die Lembacher Kirch weih. Protestantische und katholische Bauern aus nah und fern strömen in hellen Scharen zusam men. Aber im Markt liegt auch eine bayrische Besatzung von fünfundzwanzig Reitern. Sie wis sen, daß mit den Mühlviertlern nicht zu spaßen ist. Außerdem sind es ihrer zu viele, die in Lem bach der frohe Kirchtagsrummel zusammen geführt hat. So reiten sie diesmal lieber davon, statt im Markt auf- und abzustolzieren und die Leute zu belästigen. In Habach wissen sie ein kleines Gasthaus; da wollen sie sich vergnügen. Kaum haben sie die ersten Krüge geleert, rückt eine Schar Bauern an, die von der Kirchweih heimwärts zieht. Einer von ihnen reitet den schönsten Rappen, den je die bayrischen Soldaten gesehen haben. Und was ihnen gefällt, das gehört ihnen auch; schließlich sind ja sie die Her ren im Land. Als der Bauer das Pferd nicht her ausgibt, kommt es zu einer blutigen Auseinan dersetzung. Die Bayern kriegen gehörige Schläge und müssen fliehen. Sechs von ihnen bleiben auf der Wiese vor dem Wirtshaus zu Habach liegen. Die Bauern warten nicht auf das Strafgericht, sondern greifen zu den Waffen. Sie stürmen hin aus in die Täler und die Höhen, um allen den Ausbruch des Aufstandes zu verkünden. Seit langem ist er schon vorbereitet und jeder kennt die Sammelplätze. Tausende strömen zusammen aus allen Teilen des Landes. Wer sich weigert, daran teilzrmehmen, zahlt seine Feigheit mit dem Leben. Wer sich versteckt, dem wird das Haus über dem Kopf angezündet. Überall auf den Bergen lodern in der folgenden Nacht die Feuer zeichen, die allen künden, daß der Kampf gegen die Unterdrücker anhebt. Die Plünderung von Sdilägl und Hasladi Doch nicht überall werden die Leute von diesem unseligen Aufruhr geängstigt, sonst wäre nicht tags darauf der Pfarrer von Haslach mit einer Bittprozession zur Bergkirche nach Rohrbach ge pilgert. Während er die Messe liest, brechen in die Stille der Andacht die Rufe: „Die rebellischen Bauern sind da!" In einem heillosen Durcheinan der stürmen die Haslacher davon. Der Priester reißt das Allerheiligste an sich und schlägt sich in den Bergwald, der schützend bis an die Kir chenmauern heranreicht. Obwohl die Bauern nur in einer kleinen Schar gegen Rohrbach ziehen, vermögen sie die Leute in heillose Angst zu versetzen. Wie ängstigen sie sich aber, als 800 das Schloß Neufelden belagern. Am 26. Mai rücken gar an die 3000 Rebellen in Rohrbach ein und nehmen Quartier. Unter Christoph Zellers Führung zie hen sie am anderen Tag vor das Kloster Schlägl. Der Abt flieht mit den Chorherren nach Böhmen. Die Bauern erbrechen Tür und Tor und heben in diesem ehrwürdigen Gebäude zu wüten an, wie es zuvor und danach kein Feind mehr getan hat. Was sie brauchen können, raffen sie zusammen; und dreitausend Männer können viel gebrauchen. Hauptmann Zeller läßt sich später aus einem grünen Altartuch von Schlägl sogar ein Wams schneidern. Was die Bauern aber nicht mit nehmen können, zerstören sie. Keine Fenster scheibe und keine Ofenkachel bleibt ganz. Nicht viel besser verfahren sie mit dem Mobilar. Sogar die Orgel zerstören sie; die Bibliothek wird aus geplündert. Die Bücher mit bunten Bildern finden bei den Bauern Gefallen, obwohl die wenigsten von ihnen des Lesens kundig sind. Mit ihren Stechmessern schneiden sie die kunstvollen Miniaturen heraus und heften sie an ihr Ge wand. Während die einen plündern und zerstö ren, tun sich die anderen an Bier und Wein güt lich. Und ehe die Nacht hereingebrochen ist, liegt die Bauernstreitmacht vom Trunke besiegt im Kloster Schlägl fest. So kommt es, daß die Bauern erst nach Tagen den reichen Markt Haslach belagern und ihn auch einnehmen. Die Bauern vor Linz Die Bauern eilen von Sieg zu Sieg. Weite Teile des Landes erobern sie im Nu. Nur Linz trotzt ihnen mit seinen festen Stadtmauern. Fadinger befiehlt, auf den Bergen um Linz Geschütze auf zustellen. An die tausend Bauernkrieger beziehen Stellung rings um die Stadt. Sie erobern die
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