OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 3/4

großen Pramwald durch eine Feldschanze ver legt, und in derselben einen versteckten Hinter halt von 10.000 Mann, die — da die Baiern zu unvorsichtig ihr Vorrücken gegen Kornröd fort setzten — über die Baiern in die rechte Flanke und im Rücken herfielen, und in der Gegend von Ißl, Grieß, Schulterzucker und Dornhof, über 3000^ Soldaten, nebst dem Obersten Hübner, die Stabsoffiziere . . . und eine Menge anderer Offiziere todt schlugen, welche hernach auf dem Platze, wo dermalen die Feldkapelle am Renhartsberg steht, begraben wurden. Auch alles Armeegepäck: 80 Zentner Musqueten Kugeln, 40 Tonnen® Pulver, 60 Zentner Lunten, 2 Mörser und 4 Kanonen fielen in die Hände der Rebellen." (Vgl. Kartenskizze.) Was den Anführer dieser großen Bauernschar betrifft, so fehlen hiefür verläßliche Nachrichten. Hauptmann Achaz Willinger, dem man diesen Sieg am ehesten zutrauen würde, war zu diesem Zeitpunkt bereits am Weg nach Enns. In der örtlichen Überlieferung — und von dieser in einigen Zeitungsberichten® übernommen — wird Thomas Leitner, Schmied zu Winkling (Pfarre Rottenbach) dieser Ehre teilhaftig. Aus den Pro zeßakten im Schloß Starhemberg, Haag, erfahren wir nur, daß Hauptmann Thomas Leitner gefan gengenommen und am 13. (oder 19.) Novem ber 1632 in Wels enthauptet und gevierteilt wurde. Zu ergänzen wäre vielleicht noch hinsichtlich der Strategie (und des später noch zu erwähnenden Begräbnisplatzes der Gefallenen) — wie Stieve und Strnadt zum Teil wortwörtlich gleich bemer ken: „Muthig stieg ihr [der Baiern] Fußvolk den Berg hinan gegen die Bauern, welche un beweglich den Feind erwarteten, und brannte gegen dieselben gleichzeitig alle Musketen ab. Bevor die Soldaten aber wieder zu laden ver mochten, warfen sich die Bauern, welche nur mit Handbeilen und Prügeln bewaffnet waren, auf sie".i» Neben ihren „Handbeilen und Prügeln" hatten sie sicher auch ihren Morgenstern als Waffe, wie dies etwa auf einem großen alten Tafelbild im Oö. Landesmuseum (Schloßmuseum in Linz) zu sehen ist. Von den zwölf Darstellungen aus dem oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626, die jeweils mit Vierzeilern versehen sind, bezieht sich eine auf „Geirßperg". Da es sich — wie aus dem beigefügten Text ersichtlich und auf dem Bild gut zu erkennen — um eine für die Bauern siegreiche Schlacht handelt, ist mit dieser Dar stellung sicher der Kampf am Schulterberg ge meint, der ja nur unweit nordöstlich von Geiers berg liegt (siehe Kartenskizze). Trotz dieses Sieges der Bauern konnte, wie wir wissen, ihre Niederlage nicht mehr aufgehalten werden. Wenn Stieve diesbezüglich schreibt: „Aufs neue bewahrten so die Aufrührer ihren gesetzmäßigen Sinn; sie sahen nicht weit genug, um zu wissen, daß die Schonung ihrer Feinde nur ihre eigene erbarmungslose Vernichtung zei tige"^', so wirkt das als zu große Schönfärbelei; es fehlten vielmehr so wie bei anderen Kämpfen die notwendige einheitliche Führung und die militärische Erfahrung. Die in obigem Bericht genannte Zahl von 10.000 Bauern findet sich weder bei Stieve noch bei Strnadt, der nur von einer „großen Menge Bauern" berichtet. Auch LitscheP® schreibt nur von mehr als 800 gefallenen Feinden. Diese 10.000 hätten aber keineswegs in der „Feld schanze" hinter Ißl Platz gehabt, vielmehr dürfte der Großteil der Bauern von Renhartsberg und Forsthub über den Schulterberg auf die Baiern heruntergestürmt sein, die eben zusätzlich bei Ißl in den Hinterhalt geraten waren. Dafür spricht neben der leichteren Bezwingbarkeit des Feindes auch die Lage des Begräbnisplatzes bei Renhartsberg, da man die vielen Toten sicher nicht von Ißl den Schulterberg hinaufgetragen hätte. ' Sowohl bei Stieve, S. 266, wie auch bei Strnadt, S. 84, werden, jeweils nach etwas unterschiedlicher Aufzäh lung, insgesamt 830 Tote angegeben. Über die Anzahl der in dieser Schlacht getöteten Bauern sind keine Angaben, auch keine ungefähren, gemacht. ® Stieve und Strnadt, siehe Anm. 7, schreiben auch hier von Zentnern. " Z. B. verfaßt von Karl Itzinger, in der Tages-Post vom 20. September 1925, Oberösterreichische Tageszeitung, Nr. 264, vom 19. November 1925. Strnadt, S. 83 f. u Stieve, S. 267. Rudolf Walter Litschel: Lanze, Schwert und Helm. Bei träge zur oberösterreichischen Wehrgeschichte, Linz 1968, S. 53.

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