OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

Am vorgesehenen Platz, das war in der Regel einige hundert Meter vom Ufer entfernt, wurde ein etwa 10 qm großes Loch (,,so groß wia a Kuchl") in die Eisdecke gehackt. Durch dieses Loch wurde nun die „Segn" ins Wasser geführt. Dazu wurde an den beiden Flügelenden mit Seilen je eine der ca. 8 m langen Stangen (,,Ruatn") befestigt, mit deren Hilfe die „Segn" unter der Eisdecke in die Breite gezogen wurde. Für diese Arbeit waren auf jeder Seite drei Mann erforderlich. Die beiden „Ruatntreiba" hatten die Stangen mit der an einem etwa 20 m langen Seil hängenden „Segn" unter dem Eis in einer annähernd geraden, auseinanderstrebenden Linie weiterzuführen. Dazu schoben sie die Stangen in gegrätschter Stellung zwischen den Beinen nach rückwärts weiter. In der Länge der Stangen hackten zwei andere Männer ein im Durchmesser etwa ½ m großes Loch ins Eis. Dieses mußten die „Ruatntreiba" mit dem Ende ihrer Stangen finden. Mit Hilfe der „Griesbeile" wurde dann die „Ruatn" in gleicher Richtung weitergeführt und in ihrer Länge wiederum ein Loch gehackt, und schließlich derselbe Vorgang in der anderen Richtung fortgesetzt. Nach in der Regel 3 solchen Löchern wurde ein etwas größeres Loch gehackt und hier nun mit Hilfe von auf den Schlitten befestigten Winden die „Segn" an beiden Seiten nachgezogen, indem das an der „Segn" befestigte Seil aufgewunden wurde. War das Netz bei den Löchern angelangt, dann wurde mit Hilfe der „Ruatn" weitergearbeitet wie zu Beginn, und nach Bedarf das Netz wieder mit den Winden nachgezogen, bis es schließlich nach beiden Seiten ausgespannt war. Dann wurde an beiden Enden zum Zug uferwärts in annähernd einem rechten Winkel eingeschwenkt und in derselben Weise wie bisher mit den „Ruatn" und 96 Winden gearbeitet. Welche Strecke man in dieser Richtung bewältigte, hing davon ab, was für eine Größe der Zug haben soll±e. Im Durchschnitt hatte diese Strecke eine Länge von etwa 300 m. Schließlich wurde in der gleichen Vorgangsweise, unter dem Eis weiterziehend, gegeneinander eingeschwenkt und zueinander gezogen. War man beisammen, hackte man ein ähnlich großes Loch wie zu Beginn, um dann die „Segn" mit dem Fang herauszuziehen. Das war die anstrengendste Arbeit. Alle sechs Mann mußten anfassen und brauchten im Durchschnitt eine halbe Stunde, bis sie das Netz heraußen hatten. Nun zeigte es sich, ob es ein guter Fang war. Im allgemeinen war das Ergebnis nicht sehr groß. Wurde aber einmal ein Fang von 100 kg gemacht, dann war das Anlaß für eine ausgiebige Feier im Wirtshaus. Die Fische wurden aus dem Netz in das auf dem Schlitten liegende „F1schfaßl" getan und dann am Ufer in den in der Schiffhütte befindlichen Kalter gegeben. Gefangen wurden Brachsen, Hechte, Zander, Saiblinge und Karpfen. Für einen „Zug" brauchte man ungefähr vier Stunden, für einen kleineren etwa drei Stunden. An einem Tag wurden höchstens zwei „Züge" gemacht. Dazwischen stärkte man sich in einer Rast von etwa einer halben Stunde durch einen Imbiß und warme Getränke. Außer dem Fischermeister und einem zweiten Fischer waren Helfer bäuerlicher Herkunft beteiligt. Diese wurden tageweise entlohnt. Der Tageslohn betrug damals einen Gulden. Daß das Eisfischen auf dem Irrsee wieder aufgegeben wurde, hat seinen Grund in der zu geringen Ergiebigkeit, gemessen an Aufwand und Mühe. Walter Kunze

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