Versuche zur Verlebendigung des Innviertler Volkskundehauses Das verhängnisvolle Wort „museal", dessen abwertender Beigeschmack gemeinhin mit allen Museen und Heimathäusern in Verbindung gebracht wird, war das erste, was mir mißfallen hat, als ich vor knapp drei Jahren das Innviertler Volkskundehaus übernahm. Damit bestand von Anfang an die lastende Frage, wie das offensichtlich gestörte Verhältnis zwischen Museum und Öffentlichkeit zumindest in meinem kleinen Bereich verbessert werden könnte. Mit dem modischen Museumspessimismus, genährt durch die lähmenden Argumentationen eines Marcuse oder Adorno, war wenig anzufangen, so versuchte ich es auf die praktische, um nicht zu sagen hemdärmelige Art. Von den ersten Erfahrungen in dieser Richtung soll hier die Rede sein, ohne jeden Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ein rein subjektiver Beitrag also zu einem allgemeinen Anliegen. Mit dem Ableben unserer großen, alten Sammler, deren zähe Beharrlichkeit ein so außerordentliches Erbe hinterlassen und über viele Fährnisse bewegtester Zeiten herübergerettet hat, ist im äußeren Museumsgeschehen eine Änderung eingetreten: das Schwergewicht verlagert sich offensichtlich vom Sammeln (das im meist spärlichen Budget seine schmerzlichen Grenzen hat) auf das Erhalten und besonders auf das Mitteilen. Unser erstes Bemühen bewegte sich also vor allem in Versuchen, das Museum „öffentlicher" werden zu lassen, der Stadtbevölkerung ihr angestammtes Eigentum bewußter zu machen. Kunstkniffe sind dabei durchaus legitim, wie etwa der „stete Tropfen", der bei jeder nur möglichen Gelegenheit den Namen des Hauses nennt, ob es nun persönliche Gespräche sind, ob es der Veranstaltungskalender im Rundfunk ist, oder ob es Zeitungseinschaltungen sind (jede Ausgabe der ,,Rieder Volkszeitung" nennt irgendwo das Innviertler Volkskundehaus, und wenn es nur ein Hinweis ist, daß etwa Öffnungszeiten ausfallen müssen). Die Öffentlichkeit nimmt damit wahr (wahrscheinlich ohne daß es ihr direkt bewußt wird), daß hier etwas lebt - und reichert Assoziationen an. Es tropft auch für Subventionen maßgeblichen Persönlichkeiten ins Bewußtsein - und was besonders wichtig ist, es wird den Gemeindevätern zum vertrauten Problem. Der Ku92 stos mag den Vorwurf psychologischer Raffinesse ruhig auf sich sitzen lassen, der Zweck ist ja ausschließlich Dienst an der Öffentlichkeit. Ohne die nötigsten materiellen Voraussetzungen (die räumlichen gehören dazu) läuft sich auch das heißeste Bemühen zu Tode. Grundlegendes Element jeder Verlebendigung ist ein gewisses Maß an Flexibilität. Die übliche starre Aufstellung hat den Museen das Odium von „Kulturfriedhöfen" eingetragen. Jede Aktion, die aus der Starre hinausführt, hat ihren Wert. Selbstverständlich können Ausstellungsräume nicht ständig umgestaltet werden, aber es ist möglich, wenigstens einen Raum flexibel zu halten, bestimmte Sammelgruppen in kleinen Sonderschauen besonde11s herauszuheben und damit auch die Neugier für anderes zu wecken. Es gilt dem Zustand vorzubeugen, daß einer sein örtliches Museum jahrzehntelang nicht mehr betritt, weil er es ohnehin „schon gesehen" hat. Wenn sich nie etwas verändert, hat er völlig recht. Eine gut placierte und sorgfältig beleuchtete Einzelvitrine, die etwa monatlich neu gestaltet wird und im Wechsel bestes Sammelgut präsentiert, wirkt schon Wunder. Das Innviertler Volkskundehaus hat mit Sonderausstellungen gute Erfahrungen gemacht, das Interesse ist sprunghaft gestiegen, die Eröffnungen (auf die besonderes Augenmerk zu legen ist) sind zu gesellschaftlichen Ereignissen geworden. Es haben sich jährlich durchschnittlich fünf Sonderschauen eingeführt, von denen mindestens eine volkskundlichen oder historischen Themen gewidmet ist (die letzte: ,,Gefäße aus lnnviertler Stuben"). Diese Sonderschauen werden flankiert von Ausstellungen gegenwartsnaher Kunst, die nötigen Bezugspunkte liefert die angeschlossene „lnnviertler Galerie". Ausstellungen von lokaler Bedeutung, die das direkte örtliche Interesse anregen, werden bewußt überregionale Themen zur Seite gestellt, um nicht als rein provinziell abgestempelt zu werden. So steht heuer einem Ausstellungsthema ,,Rieder Hobby-Künstler stellen aus" eine Exposition arrivierter schwedischer Graphiker gegenüber. Scheinbare Nebensächlichkeiten erzeugen in den Schauräumen oft mehr Wirkung als besonders hervorragende Objekte. Ein Beispiel: Wie oft
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2