OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

In Oberösterreich begraben sind 2985 Wehrmachtsangehörige (hier also vor allem Reichsdeutsche und Verbündete, wie etwa Ungarn). In dieser Zahl sind allerdings auch die in Lazaretten Verstorbenen enthalten, so daß die Opfer dieser letzten Tage, so schmerzlich und unnütz sie sein mögen, trotz allem niedriger als die Opfer des Bombenkrieges sind, die sich etwa auf 2000 belaufen. Schon diese letzten Zahlen zeigen, daß Oberösterreich in dieser letzten Kriegsphase keineswegs so schwer zu leiden hat wie andere Länder, etwa das Burgenland oder Niederösterreich. Es ist zwar Krieg,sschaupiatz, aber eine Fülle von Faktoren helfen mit, daß diese Phase kurz ist - eine Woche-, daß nur wenige Landesteile betroffen werden, daß auch hier sich die Opfer in bescheidenen Grenzen halten. Vor allem ist es die Tatsache, daß die Russen, die schon am 15. April St. Pölten erreichen und zu diesem Zeitpunkt bei weitem näher an Oberösterreich herangekommen sind als die Amerikaner im Westen, in Befürchtung einer Wendung der arnerikantschen Politik nach dem Tode Roosevelts sogar einen amerikanischen Angriff befürchten und sich vorerst zur Verteidigung einrichten. Dann aber war es vor allem die Tatsache, daß die im böhrnisch-rnährischen Raum liegende deutsche Heeresgruppe „Mitte" (Schörner) als letzte von den Russen angegriffen wird und somit der Krieg auch nicht vorn Norden her nach Oberösterreich hereingetragen wird. Schließlich ist es bedeutsam, daß die nunmehr ausschließlich von Westen Oberösterreich angreifenden Amerikaner keine deutschen Kampfgruppen mehr vor sich nach Oberösterreich hereintreiben, nur Reste der 2. SS-Division. Die deutschen Truppen waren überwiegend schon beiderseits des Oberen Rheins in Gefangenschaft geraten, ostwärts des Raumes München-Regensburg sind kaum noch deutsche fanheiten vorhanden und die v.ersprengten Einheiten haben nur noch die Tendenz sich zu zerstreuen, nach Hause zu kommen, aber sich nicht neuerlich aus dem alten Reichsgebiet - und mag es auch Österreich sein - sich wieder herausdrängen zu lassen. All dies ist maßgebend, daß Oberösterreichs Kriegsopfer d.er letzten Stunde in bescheidenen Grenzen bleiben16 . 16 Robert Mateja, Oberösterreich im Ersten Weltkrieg. Ungedr. phil. Diss., Innsbruck 1948, 231. - Die Bevölkerungsverluste Österreichs während des Zweiten Weltkrieges. In: Osterr. Milit. Zeitschrift, Heft 3/1974. Zusammenstellung Peter Kammerstätter, .Linz. 89

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