lentin Verbindung mit den mS1sischen Truppen aufzunehmen 13 . Einen österreichischen Widerstand zur Verrneidung letzter zweckloser Opfer an Menschen und Sachwerten gibt es praktisch täglich, mag dieser Widerstand vielfach auch nichts anderes als Ausfluß gesunden Menschenverstandes und als normale Reaktion gegen Fanatismus und einen nichtssagend gewordenen Treuebegriff sein. Besonders tragisch endet eine solche Aktion in Peilstein im Mühlviertel, als beherzte Bürger die Panzersperren beseitigen wollen, bei Gauleiter Eigruber angezeigt und daraufhin vier sofort erschossen werden14 . Diesem Widerstand verdankt Wels vor allem Opfer in letzter Stunde, Vernunft ist in Linz zu spüren, mag hier auch das Tauziehen zwischen Oberbürgerme~ster, Gauleiter, Stadtkommandant und General Rendulic zu 24stündiger Verzögerung und fast zur Katastrophe führen. Ein nicht ungefährlicher Widerstand wird schließlich in Enns geleistet - ganz unabhängig von unzähligen nie vermerkten und längst vergessenen örtlichen Aktionen. Inzwischen wird noch in allerletzter Minute der oberösterreichische Divisionskommandeur Wagner und ,sein Divisions·stab in den ersten Stunden des 5. Ma~ in St. Marien verhaftet, weil angeblich gesetzwidrige Beurlaubungen und Entlassungen österreichischer Soldaten vorgenommen worden waren. In den Morgenstunden wird Wagner wieder frei, er wird jedoch noch am selben Tag in Sierning von den Amerikanern gefangengenommen, während Teile des Divisionsstabes erst drei Tage später in Gefangenschaft geraten. Oberösterreich, das, wie schon erwähnt, bei Kriegsende nur über eine Division verfügt, beherbergt in den letzten Kriegswochen allerdings noch den Stab des XVII. Armeekorps (Schubert), mit dem ursprünglichen Sitz in Wien, der um den 20. April vorübergehend in Frei,stadt im Mühlviertel und bei Kriegsende in Untevlaussa liegt. Dais Hauptquartier des OB 11Süd", Rendulic, liegt nur wenige Kilometer entfernt im niederösterreichischen Waidhofen an der Ybbs. Rendulic begibt sich bei Steyr in Gefangenschaft und wird von dort sofort nach St. Martin im 88 Innkreis gebracht, wo sich dais Kommando des XX. amerikanischen Korps befindet. Nicht ganz verwunderlich ist, daß innerhalb dieser chaotischen Entwicklung der 11Wehrrnachbsbericht" der Entwicklung zum Teil nachhinkt, teilweise aber auch den Geschehnissen vorauseilt. So wird im Wehrrnachtsbericht vom 4. Mai u. a. gemeldet: 11Südlich von Linz wurde der Feind z,urn Stehen gebracht, nachdem er seine Spitzen weiter i,n den Raum Oberdonau vorgetrieben hatte". Am 5. Mai wird, völlig konfus, gemeldet, Linz sei von britischen Einheiten besetzt worden. Nichtssagend lautet schließlich der Bericht „Aus dem Hauptquartier des Großadmi- _rals" vorn 6. Mai: ,,Die Amerikaner setzen in den Alpen ihren Vormarsch nach Süden und Osten fort, während im Südabschnitt der Ostfront keine Kampfhandlungen von Bedeutung stattfanden". Die Opfer der letzten Tage Es läßt sich heute nicht genau sagen, wie groß die Opfer dieser letzten Tage bei den deutschen Soldaten und den ihnen angeschios,senen Verbänden, bei den Amerikanern und der Zivilbevölkerung sind. Angaben über die di.rekten Kriegsopfer von Oberösterreichern, also ausschließlich der in den KZ Ermordeten oder in den KZ Verstorbenen, sowie der hier in den ersten Wochen verstorbenen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, schwanken zwischen 26.100 und 33.939 bei insgesamt 247.000 Kriegstoten Österreichs im Zweiten Weltkrieg. Damit liegt diese Zahl um reichlich ein Drittel über der des Ersten Weltkrieges, als man bei relativ genauen Angaben 22.500 Kriegstote und Vermißte zählte15 . 13 Gabri-ele Hindinger, Das Ktiiegsende und der Wiederaufbau demokratischer Verhältnisse in Oberösterreich im Ja!hre 1945, Wien 1968, 7-58. - Walter Knoglinger, Kriegsschauplatz Heimat. OÖ. Nachrichten 1965, Nr. 95, 99, 100, 103, 106, 109, 112, 113, 115, 118. - Manfred Rauchensteiner, Krieg in Österreich 1945, Wien 1970, 284-295. - Theo Rossiwall, Die letzten Tage. Die mil:itärische ·Besetzung Österreichs 1945, Wien 1969, 261-326. - Peter Gosztony, Endkiampf an der Donau 1944/1945, Wien 1959, 265-277. 14 Leimlehner, Mühlv,iertel, 19. 15 Information Doz. Dr. Helmut Slapnicka, -Linz.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2