OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

durch Seitenerosion stark verändert und diese ist besonders bei geringem Gefälle oder bei großer Wassermenge wirksam. Als Folge der seitlichen Verlegung des Stromstriches wird die eine Uferseite erheblich mehr ausgeschürft (Prallhang) als die andere (Gleithang), wie dies deutlich bei Mäanderbildungen erkennbar ist. Die größten Veränderungen im Flußlauf treten jedoch bei starker Akkumulation von Geschiebe ein, wenn die Flußenergie zu gering ist, um die anfallenden Kies- und Schottermengen weiterzutransportieren. Dadurch kann die Flußsohle ausufern und eine Verwilderung des Flußlaufes infolge starker Verzweigung (Armbildung) durch gleichzeitige Seitenerosion eintreten. Die Höherverlegung des Flußbettes als Folge von Aufschüttungen schafft in einem Flußabschnitt neue Gefällsverhältnisse und bedingt eine Hebung der örtlichen Erosionsbasis, so daß dort ein Rückstau der Nebengerinne erfolgt. Dadurch verringert sich bei diesen das Gefälle und sie werden zur Seitenerosion gezwungen, besonders wenn sie in unverfestigten Sedimenten eingetieft sind. Nach erfolgter Akkumulation wird wieder ein Ausgleich in der überhöhten Gefällsstrecke vollzogen, wobei eine Eintiefung in den aufgeschütteten Schottermassen stattfindet, so daß diese flußabwärts umgelagert werden (Ausbildung eines Trompetentales nach C. Troll 1957). Die Akkumulation von Feinsedimenten findet nur bei starker Verzögerung der Strömungsgeschwindigkeit statt, wie dies einerseits im überfluteten Augebiet und anderseits in langsam fließenden Seitenarmen und Totarmen der Fall ist. In diesen werden die Schwebstoffe z. gr. T. abgelagert, wodurch sie aufgefüllt werden und verlanden. Desgleichen kann auch am strömungsschwachen Gleithang eine Akkumulation von Feinsedimenten erfolgen, so daß sich dort eine landwirtschaftlich fruchtbare Fläche mit gleichmäßiger geringer Hangneigung entwickeln kann, die landschaftlich im wirkungsvollen Gegensatz zum gegenüberliegenden schroffen Felsgehänge steht. 4. Die Auswirkungen der Hochwässer Wie bereits aus den vorherigen Abschnitten hervorgeht, bedingt eine starke Zunahme der Wassermassen eine bedeutende Verstärkung der kinetischen Energie, wodurch wesentliche Veränderungen im dynamischen Flußsystem eintreten. Die bei Normalwasser gleichmäßige (laminare) Strömung und das vorhandene Gleichgewicht mit der Flußfracht wird empfindlich gestört, da sich die Fließgeschwindigkeit im gegebenen Flußbett verstärkt und während des Flußabwärtswanderns des Hochwasserkammes sogar das Gefälle etwas vergrößert. Dabei nimmt die Turbulenz erheblich zu und die Transportkraft wird wesentlich erhöht. Dieses Anwachsen der kinetischen Energie kann manchmal sogar katastrophale Landschaftsveränderungen verursachen, indem die Wassermassen sich eventuell ein neues Abflußbett suchen. Denn bei Hochwasser zerfällt in Beckenlandschaften das einheitliche dynamische Flußsystem in einige Teilkomponenten, indem auch Seitenarme aktiviert werden, so daß mehrere Flußbette mit sehr unterschiedlicher Energieleistung vorliegen. Ähnlich wie bei Akkumulationen tritt auch bei höherem Wasserspiegel, wenn auch nur kurzfristig, eine Hebung der örtlichen Erosionsbasis und ein Rückstau der Nebengerinne ein, außerdem wird an der Stirnfront der Hochwasserwelle ziemlich viel Flußfracht mitgeführt, wodurch Uferwälle aufgeschüttet werden. Die aufgestauten Nebengerinne werden von der Hochwasserflut zumeist abgedrängt und müssen sich sodann einen neuen Weg bahnen, der sogar flußaufwärts verlaufen kann, da dort, hinter dem Hochwasserkamm, das Gefälle wieder abflacht. Durch die Ausuferung der Hochwässer werden die Augebiete überflutet, dab-ei fällt die Strömungsgeschwindigkeit etwa senkrecht zum Stromstrich sehr rasch ab, so daß die mitgeführten Schwebstoffe absinken. Dadurch erfolgt eine Akkumulation von Feinsand und Schluff auf den Auflächen, wobei die Korngröße mit der Entfernung vom Ufer abnimmt. Da besonders vor Engstellen und Durchbrüchen das Hochwasser aufgestaut wird, tritt in diesem Überschwemmungsgebiet eine verstärkte Feinakkumulation ein, desgleichen auch in größeren Seen (Seetone), wo die Hochwasserfluten aufgefangen werden. Diese erleiden hier eine Ab7

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