Der hinhaltende Wrdrer-stand der deutschen Regimentskampfgruppe mit ihren rund 2000 Mann kann im Mühlviertel den Vormarisch der Amerikaner nur bes,cheiden verzögern; sie wird im wesentlichen ,schon knapp hinter der Grenze zerschlagen. Ihr steht das nördlich der Donau operierende XII. amerikanische Korps gegenüber, das vor allem die 11. Panzerdivision (Dager) einsetzt, verzögert und nur kurzfristig in Donaunähe auch die 26. Infanteriedivi'sion (Paul). Die 11. Panzerdivision tritt also am 30. April ihren Marsch nach Linz an, der Vorstoß erfolgt über Kollerschlag nach Neufelden und Walding, während Teile über Zwettl in den Haselgraben eindringen. Die Diviision mit offener linker Flanke nach Norden geht eher behutsam vor; zu örtlichen Kämpfen kommt es im Raum von Breitenberg-Gegenbach (in Bayern), Oberkappel, Peilstein, Öpping, Kollerschlag, Aigen, Lembach und Haslach, Neufelden, Gramastetten, Rottenegg und Walding. Von Rottenegg aus werden am 4. Mai die Gespräche über die Übergabe der Landeshauptstadt Linz geführt, das am 5. Mai auch von der übers Mühlviertel vordringenden 11. Panzerdivision nicht etwa von den südlich der Donau operierenden drei amerikanischen Divisionen besetzt wird9 • 10 . Diese 11. Division stößt im Mühlviertel aber noch weiter nach Osten, nach der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen bis in dem Raum Grein-Zell bei Zellhof vor. Hier stoßen sie auf starken Widevstand der 3. SS-Division, die Rendulic zur Absicherung der Ostfront nach Westen eingesetzt hat. Die Folge dieser schweren Abwehrkämpfe ist, daß die nör,dlich der Donau eingesetzten deutschen Soldaten, ähnlich wie ihre nördlichen Nachbarn im Bereich der Heeresgruppe „Mitte", in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Die Amerikaner aber verbleiben hier bis zum Waffenstil1stand. Es sind die östlichsten Gebiete, die amerikanische Einheiten im Verlauf des Zweiten Weltkrieges in Europa erreichen11 . Drei amerikanische Divisionen südlich der Donau im Einsatz Das südlich der Donau gegen Oberä!,terreich eingesetzte XX. amerikanische Korps (Walker), das ursprünglich Salzburg und Berchtesgaden hätte nehmen sollen, setzt drei Tage später als im Mühlviertel nach einem vorübergehenden Einsatz der 13. Panzerdivision drei Divisionen ein. Die 65. Infanteriedivision (Reinhardt) stößt über Schärding, Waizenkirchen nach Eferding und Linz vor, weiter südlich die aus Pa·ssau kommende 71. Infanteriedivision (Wyman) über Ried, Wels nach Steyr. Die 80. Infanteriedivision (Millikin) erreicht über Braunau Vöcklabruck und stößt von dort direkt nach Westen, an die Enns, gleichzeitig aber auch nach Südosten, nach Windischgarsten und zum Pyhrnpaß, schließlich direkt in südliche Richtung nach Gmunden, Bad I•schl und zum Pötschenpaß vor. Auch hier wird der Vormarsch teilweise durch örtlichen Widerstand aufgehalten; auch werden im Bereich des Inn die Straßen- und Eisenbahnbrücken - angeblich ohne Wei,sung von Rendulic - gesprengt12 . Bildet aber schon der Inn trotz aller Brückensprengungen nur eine Verzögerung und kein erneutes Festkrallen, so ist der Widerstand im Land zwischen Inn und Enns noch schwieriger. Ein Verhandlungsdurcheinander mit Kämpfen gibt es um Schärding und Braunau. Zu mittleren und kleineren Kämpfen kommt es um Ried, Eberschwang, zwischen Timelkam und Vöcklabruck, im Raum von Waizenkirchen und St. Marienkirchen, bei Hörbach, Lambach und Fischlham. Im Raume Aschach-Stroheim-Prambachkirchen kämpfen Weißms·sen um ihr nacktes Leben, wei:l sie wi-ssen, daß die Amerikaner sie an die Russen aus,zuliefem haben. Hier greift auch noch eine Me 109 vom Feldflugplatz Raffelding in die Kämpfe ein - vermutlich einer der letzten Einsätze der deul'schen Luftwaffe überhaupt. Im Verlauf des 5. und 6. Mai erreichen die drei amerikanischen Divisionen die Enns, sie überschreiten sie sogar, um im Raum von St. Va9 Hanns Kreczi, Fünf Minuten vor und nach zwöH. Rückschau auf die heroischen Mai-Ta.ge 1945. In: Oberösterreichische Nachrichten, 23. April 1960, 30. April 1960, 7. Mai 1960. 10 Wiilhelm Rausch, Einleitung ·zum Ausstellungskatalog ,,Linz 1945". Linz 1965. 11 Erich Leimlehner, Das Kriegsende und der Wiederaufbau demokratischer Verhältnisse im Mühlviertel 1945. Ungedr. Lizentiatsarbeit, Universität Zürich 1972. 12 Lothar Rendulic, Gekämpft, gesiegt, geschlagen, Wels 1952, 377. 87
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