Welche Bedeutung diese Pferde-Schlittenrennen wirtschaftlich hatten, zeigt die Tatsache, daß die k. k. Staatsbahnen „Separat" = Sonderzüge zu Bezirksschlittenrennen führten, so am 5. Jänner 1887 Attnang-Schärding-Attnang, 1887 Schärding-Ried-Schärding, 1893 Salzburg-GollingSalzburg und 1911 einen Separatzug IschlSt. Gilgen. Rennvereine: Anfangs waren Bürger-Komitees die Veranstalter von Pferde-Schlittenrennen. Der am 10. Oktober 1870 in Linz gegründete älteste Trabrennverein -der Monarchie hat bereits 1870 in seine Satzungen „Schlitten-Rennen" angeführt, wie übrigens die Sornrner-Trabfahren für die sportliche Entwicklung der Pferde-Schlittenrennen von Bedeutung waren. In größeren Märkten und Städten waren die Renn-Vereine die Veranstalter der Pferde-Schlittenrennen, in der nachfolgenden Liste gibt die Jahreszahl das Datum der ersten Schlittenrennen der Vereine an: 1888 Schärding, 1885 Schwanenstadt, 1891 Bad Ischl und Arnstetten, 1892 Gmunden und Steyr, 1893 Ried, 1894 Wels und Hallein, 1896 Vöcklabruck und Obernberg, Braunau und Ottensheim 1906. Seit der ältesten bekannt ,gewordenen Ausschreibung für Pferde-Schlittenrennen wurden die siegreichen Lenker als Rennmeister bezeichnet und 1857 wurden erstmalig die Namen der Sieger in der „Linzer Zeitung" bekanntgegeben. In den Siegerlisten der „Linzer Tagespost" vor 1914 scheint am häufigsten der Linzer k. k. Postmeister Adolf Winkler auf, der 30rnal Sieger in derartigen Pferde-Schlittenrennen war, er war Gründungsmitglied und 1895 Ehrenmitglied des Linzer Trabrennvereines und 1909 in dessen Nachruf heißt es, daß er sich um die Entwicklung des ländlichen Gasselfahrens bedeutende Verdienste erworben hat. In der Häufigkeit des Vorkommens der Namen in den Siegerlisten folgen: der Rieder Gastwirt Josef Furtner, der Micheldorfer Sensenfabrikant Gottfried Zeitlinger, der Urfahrer Kaufmann Johann Niederharnetner (der bei Larnbacher Schlittenrennen ein Pferd falsch deklarierte, dadurch Preisverlust und gerichtl. Anzeige), Bräuer Friedrich Huerner in Raab, Zizelsberger Josef, Selchwarenfabrikant aus Linz (der ab 1872 bei vielen Rennen mit mehreren Pferden erschien). Auch gab es damals schon Doping, indem erfolgreich dem Pferde ein Viertel Wein gegeben wurde, damit es schneller trabte! Schließlich einige Daten zur Durchführung der Rennen: der älteste Bericht der Renrh_'hn in Urfahr 1848 sagt, daß sie 20 Schuh Breite und eine Stunde im Umkreis hat, die Innenbegrenzung geschah durch Pflöcke und Stricke, für das Schiedsgericht und für Zuschauer gab es hölzerne Tribünen. Die Bahnlänge war verschieden, z. B. im Markt Raab 1864 betrug 1200 Schritte (ca. 960 rn), im gleichen Jahre in Obernberg 1500 Schritte, in Haag a. Hausruck 1400 Schritte, in der Stadt Ried 800 Klafter ( = 1517 rn), vergleichsweise sei angegeben, daß 1872 in Wien beim Schlittenrennen die Bahnlänge 600 Klafter lang war. Als Kuriosität wurde bekannt, daß 1864 und später das Aschacher Pferde-Schlitten-Rennen auf der zugefrorenen Donau auf dem Eise abgehalten wurde, 1892 war die Bahnlänge in Ried 800 rn, auf welche Länge die verschiedenen Bahnen im Laufe der Jahre (besonders an Orten mit Rennvereinen) eingerichtet wurden. Vergleichsweise: die Rennbahn beim Norischen Zuchtfahren in Salzburg 1893 betrug 800 rn, es wurden vier Runden gelaufen und in Saalfelden im Pinzgau betrug die Bahnlänge ebenfalls 800 rn. Bei allen Rennen wurde die Reihenfolge der startenden Schlitten ausgelost, die Fahrer hatten zur Kennzeichnung am Oberarm Schleifen mit ihrer Nummer (siehe Bilder vorn Rennen 1855 in Linz und 1872 im Innviertel), auf den Bildern auch die Art der Rennschlitten. In Anlehnung an das bei Sommer-Pferde-Rennen übliche Wetten hat sich der sprachliche Ausdruck Wett-Rennen, Wettlaufen, Wettschwimmen usw. eingebürgert, obwohl gar nicht gewettet wurde, so auch bei Schlitten-Wett-Rennen. Der älteste Bericht über richtige Wett-Schlittenfahren stammt aus 1878, als im Februar in Schärding der Rennpferdebesitzer Weizenauer gegen Herrn Gerauer aus Mittich auf der Strecke Tiefenbach (Bez. Ried) - Schärding (Luftlinie 23 km) um die Wette fuhr, die Wette betrug 1000 Mark! 1888 in Windischgarsten nach totem Rennen bei einem Zuchtfahren gab's zwischen den beiden Ersten nochmals eine Wettfahrt, bei der auch von den Zuschauern gewettet wurde. 1906 forderte der bekannte Welser Rennmeister und Selchwarenerzeuger Matthias 81
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