OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

dene Gäste, für Mitglieder eines Rennvereines, eigene Fiaker-Rennen, Damen-Rennen in Steyr ...), b) nach örtlichen Gesichtspunkten: Gemeindefahren nur für Pferde-Besitzer einer Gemeinde, Bezirks-Fahren für Rennmeister eines oder mehrerer Bezirke, Inländer-Schlittenrennen, schließlich Landes-Meisterschaften und Internationale Fahren mit Teilnehmern aus den Nachbar-Ländern, c) nach Pferde-Arten: Erst- oder Neulings-Rennen für Pferde des Inlandes, die noch bei keinem Rennen gelaufen sind, welche seit 1903 als Grüne Rennen bezeichnet wu11den, Zucht-Rennen der Landwirtschaftlichen Pferdezucht-Genossenschaften. Mit der Zeit und der Ausweitung dieser Schlittenrennen mußte unterschieden werden in Fahren I. Klasse (bisher noch keinen 1. Preis errungen), II. Klasse (für Pferde, die bei früheren Erstrennen noch nicht fünf 1. Plätze erhielten) und III. Klasse (für Pferde, die bereits fünf erste Plätze errungen haben). Bei größeren Veranstaltungen war meistens das 2. Rennen das sogenannte Hauptrennen für Inund Ausländerpferde, die keinerlei Beschränkungen unterworfen waren. Seit 1884 gab es auch die sogenannten Secunden-Rennen, bei denen die Fahrzeit gestoppt wurde, was für die VorgabeRennen mit Totalisateur nach Muster der Sommer-Trabfahren von Bedeutung war, die als Handicap-Schlittenrennen bezeichnet wurden. Als Kuriositäten gab es in Puchenau HundeSchlittenrennen, in Rüstorf Ochsen-Schlittenrennen und in Kleinmünchen Rennen mit Mistwagen. Die beigegebenen Bilder zeigen die Rennschlitten, wie sie üblich waren, sie sind im Bauern-Museum Osternach (Gemeinde Ort i. I., Bezirk Ried) und im Mühlviertel (Haslach, Wimberg, Bez. Rohrbach, und Neumarkt bei Freistadt) auch zu sehen. Die Frage nach den Berufen der Rennmeister (so wurden die Sieger genannt) kann nicht eindeutig beantwortet werden, weil vielfach in den Ergebnislisten der Zeitung nur Namen, aber weder Beruf noch Heimatort der Schlittenlenker angegeben sind. Es überwiegen die Gewerbetreibenden (884), dann folgen die Bauern (560), dann die Gruppe der Fabrikanten, Gutsbesitzer, Private, Ärzte, Pfarrer, so daß grob gerundet das Verhältnis von Gewerbetreibenden: Bauern : Rest gleich ist 3 : 2 : 1. In Wirklichkeit stellten die Bauern das Hauptkontingent, da viele der kleineren rein örtlichen Rennen der Presse nicht bekanntgegeben wurden. Die Zahl der teilnehmenden Schlitten an den Rennen war unterschiedlich, abhängig vom Wetter, Größe des Ortes, aus den Berichten wurde ein Durchschnitt von 13 errechnet. 1857 nahmen 15 Pferdeschlitten teil, 1874 waren es 20, beim Herrenfahren in Linz 34 im Jahre 1879, 1888 in Wels ebenfalls 34 Startende, im Jahre 1899 in Bad Hall meldeten sich sogar 41 Teilnehmer, so daß zweimal gefahren werden mußte. Die in der Zeitung angegebenen Zuschauerzahlen müssen wegen Übertreibung mit Vorsicht zur Kenntnis genom~en werden, z. B. 1876 sollen es in Gmunden 4000 gewesen sein, in Steyr im Jahre 1895 5000 (schon vor Ankunft der Fahrer am Rennplatz wurden 3000 Eintrittskarten verkauft), 1893 in Rohrbach 3000, in St. Florian und Ried im Jahre 1901 2000 und beim HundeSchlittenrennen in Puchenau bei Linz auch 1000 Zuschauer. über die Eintrittspreise sind wir seit dem Urfahrer Schlittenrennen 1855 informiert: für Equipagen 1 Gulden, für Zuschauer auf der Tribüne 16 Kreuzer, in Wels beim Rennen im Jahre 1888 mußte der Fußgeher 10 kr, Reiter 50 kr, Einspänner 1 Gulden und der Zweispänner 2 Gulden zahlen, in Urfahr im Jahre 1900 waren die Eintrittspreise: pro Person 20 Heller, auf der Tribüne 60 Heller, EinspännerEquipage 1 Krone, Zweispänner 2 Kronen. Bei den meisten Ankündigungen sind keine Eintrittspreise angegeben, das Vorhandensein von Zuschauertribünen seit 1855 beweist die schon länger bestehende Organisation derartiger Rennen (siehe auch Bild von Greil). Seit dem Bekanntwerden derartiger PferdeSchlitten-Rennen (1848) wurden für die Sieger Preise in Geldform und seidene Fahnen gegeben. Die Zugabe von seidenen Fahnen ist auch bei gleichartigen Rennen in anderen Bundesländern (vgl. Scharlach-Rennen in Wien am Rennweg zum Beginn der Neuzeit), auch beim SommerSpring-Reiten in Linz im Jahre 1851 wurden seidene Fahnen gegeben, auch bei EisschießMannschaftsbewerben wurden solche seidene Fahnen gegeben. Diese seidenen Fahnen waren bunt, in sich gemustert, mit Fransen, in Reinwolle oder Halbwolle, ungefähr in der Größe der Kopftücher der Frauen, leider konnten weder im 79

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